Obwohl die Maul- und Klauenseuche (MKS) bisher nur in Brandenburg ausgebrochen ist, hat der Vorfall Auswirkungen für ganz Deutschland. Der Legdener Landwirt Karl Watermann (56), Mitglied im Landesteam NRW des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, und Leonie Dreier von der Pressestelle des Kreises Borken klären auf, was der Seuchenstatus für die Region bedeutet.
„Das Problem beschränkt sich ja nicht nur auf den betroffenen Betrieb“, macht Karl Watermann direkt zu Beginn des Gespräches mit der Redaktion deutlich. Regelmäßig würden Rinder aus dem Kreis Borken in die nur wenige Kilometer entfernten Niederlande verkauft. Aufgrund des Seuchenausbruchs war das in den letzten Wochen nicht möglich.
Er hat jedoch Verständnis. „Würde dort eine hochinfektiöse Krankheit ausbrechen, würden wir die Grenzen für Importe sicher auch erstmal schließen“, sagt er. Die Absatzproblematik ist auch dem Kreis Borken bewusst. Auswirkungen habe der Ausbruch der MKS insbesondere auf den Export in Drittländer, schreibt Leonie Dreier auf Nachfrage der Redaktion.
In verschiedenen Zertifikaten werde die MKS-Freiheit gefordert, die aktuell nicht mehr für Deutschland zu bescheinigen sei. Die letzten Ausbrüche der Seuche habe es 1988 in Deutschland gegeben. Die Einschränkungen bei Handelstätigkeiten betreffe neben den lebenden Tieren aber auch Fleisch- und Wurstwaren, Milchprodukte, Heimtierfutter und Rinderzuchtmaterial. Wie sich der Markt entwickelt, hängt maßgeblich von der weiteren Seuchenentwicklung in Brandenburg ab.

Würde die MKS bei einem seiner Tiere festgestellt, würde der gesamte Tierbestand direkt getötet, erklärt Karl Watermann. Und nicht nur der. Tierseuchenbekämpfung sei Ländersache, betont der Landwirt. Das Land bestimme dann, in welchem Radius um seinen Hof alle potenziell gefährdeten Tiere gekeult werden müssen. Also alle Paarhufer, wie Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Ein enormer wirtschaftlicher Schaden, auch indirekt, betont der Legdener.
„Für betroffene Betriebe, deren Tierbestand aufgrund behördlicher Anordnung gekeult werden muss, gewährt die Tierseuchenkasse eine Entschädigungsleistung“, schreibt Leonie Dreier dazu. Doch der reine Wert der Tiere ist ja nicht das einzige, was im Fall der Fälle auf einem Betrieb wie dem der Familie Watermann anfalle.
Karl Watermanns Hof ist Bio- und Bioland-zertifiziert. „Bis ich wieder eine Herde aufgebaut hätte, die in etwa an die Milchleistung und Qualität meiner jetzigen Kühe herankommt, würden vermutlich Jahre vergehen“, stellt er klar. Den Wegfall dieser Einnahmen habe er durch eine Ertragsausfallversicherung abgesichert. Die habe jedoch mit 20.000 Euro eine relativ hohe Selbstbeteiligung.
Alle Proben negativ
Spezielle Empfehlungen spreche der Kreis Borken gegenüber den Landwirten aktuell nicht aus, so Leonie Dreier. Die üblichen Empfehlungen zur Biosicherheit seien auch ein wirksamer Schutz vor der Maul- und Klauenseuche. „Eine erhöhte Aufmerksamkeit bei fieberhaften Erkrankungen ist in Abstimmung mit den Hoftierarztpraxen sinnvoll und es hat bereits ausführliche Infos durch die landwirtschaftlichen Verbände gegeben“, schreibt sie.
Dennoch wurden in den vergangenen Tagen Blutproben von Rindern gezogen, die aus der Restriktionszone in Brandenburg seit Anfang Dezember in den Kreis Borken verbracht wurden, heißt es aus dem Kreishaus. Sämtliche Untersuchungsergebnisse seien negativ.
Karl Watermann ist dennoch nachdenklich aufgrund des aktuellen Seuchengeschehens in Deutschland und der Welt. „Die MKS ist ja bei weitem nicht die einzige Tiererkrankung, mit der wir uns zurzeit beschäftigen“, sagt er. Nach wie vor ein Thema seien auch die Blauzungenkrankheit, der Herpesvirus BHV1, die Afrikanische Schweinepest und die Vogelgrippe, gibt er abschließend zu bedenken.