Landwirt, Familienvater und 20 Jahre im Zustelldienst Heinz Althaus verstarb mit 87 Jahren

Heinz Althaus: Landwirt, Familienvater und 20 Jahre im Zustelldienst
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Über 20 Jahre lang hat Heinz Althaus jedem Morgen dafür gesorgt, dass die Legdner, die in den Bauerschaften Beikelort, Haulingort und Isingort wohnen, pünktlich ihre Zeitung im Briefkasten oder Zeitungsrohr vorfinden. „Weder Glatteis noch Schnee konnten ihn davon abhalten ‚seinen‘ Kunden eine Zeitung zu bringen“, bestätigt Ehefrau Mia Althaus im Gespräch mit der Redaktion.

Diese Ära endete im September unerwartet. Am 23. September starb Heinz Althaus in dem Haus, in dem er am 3. Mai 1937 auch das Licht der Welt erblickte. Sein ganzes Leben lang wohnte er auf dem Hof mit der Adresse Haulingort 48. Zunächst mit seinen Eltern und den fünf jüngeren Schwestern, später mit seiner Frau Mia und den drei Kindern.

Ein Herz für Tiere

„Die Landwirtschaft spielte immer eine große Rolle in seinem Leben“, betont die Legdenerin. Als ältester Sohn in der Familie erlernte er diesen Beruf und blieb mit den Tieren auf dem Hof und dem Geschehen auf dem Land ein Leben lang eng verbunden. Auch wenn er in späteren Jahren in der Vermessungstechnik, bei der Möbelfabrik Uppenkamp oder der Firma Grethen gearbeitet hat, sein Herz schlug für den heimischen Betrieb.

Von hier aus vermarktete er Kartoffeln und die Eier, die die 3000 Hühner seinerzeit legten. Zu früheren Zeiten gab es auch Kühe, Schweine und Ziegen auf dem Hof. Heinz und Mia Althaus bewirteten zeitweise sogar Gäste im eigenen Pensionsbetrieb.

Bis zu seinem letzten Tag versorgte Heinz Althaus die 80 Schafe, die er gemeinsam mit seinem Sohn auf dem Hof hielt.

Mit jedem Schlagloch per du

Durch seine jahrelange Selbstständigkeit als Lohnunternehmer wusste er genau, wo im Außenbereich die Höfe zu finden sind. „Er kannte jedes Schlagloch in den Wirtschaftswegen“, sagt Mia Althaus, schmunzelnd. Als er im April 2004 zum ersten Mal die Zeitung austeilte, war das ein großer Vorteil. „Die Bezahlung war anfangs nicht ganz leistungsgerecht“, sagt Mia Althaus. Mit dem Mindestlohn habe sich das aber glücklicherweise relativiert, ergänzt sie.

So um Mitternacht konnte er die Zeitungspakete in Empfang nehmen. „Wann genau der Fahrer aus Dortmund mit den druckfrischen Münsterland Zeitungen eintraf, verfolgte er an seinem Handy“, so seine Frau. Insgesamt war er immer schon sehr am Fortschritt interessiert. Meist als einer der ersten hätte es bei Althaus ein Auto, einen Fernseher, oder ein Telefon gegeben, bestätigt sie.

Still und leise

Deshalb überraschte es auch niemanden in der Familie, als er auf die Idee kam, eine Photovoltaikanlage inklusive Lademöglichkeit für ein Elektroauto auf dem Hof zu installieren. Schließlich könne er das Auto ja tagsüber laden, er fahre ja nur nachts, erklärte er seinen Lieben. Außerdem sei so ein E-Auto sehr leise, so wecke er auch niemanden bei seinen nächtlichen Touren.

Nachdem das neue Auto dann im Dezember 2020 auf dem Hof stand, habe der Sohn empfohlen, sich mit der neuen Technik vertraut zu machen, erinnert sich Mia Althaus. Schließlich sei es sein erstes Auto mit Automatikgetriebe. Doch Heinz stieg einfach eines Morgens ein und fuhr los, als habe er sein Leben lang kein anderes Auto gefahren, erzählt die Legdenerin.

Zeitungskiste auf dem Sitz

Nur zwei oder drei Mal habe er sich helfen lassen, weil es ihm nicht gut ginge, erzählt Mia Althaus. Dabei sei er aber trotzdem mitgefahren, damit auch alles richtig wird. Auf dem Beifahrersitz hatte die Zeitungskiste 20 Jahre lang einen festen Platz im Auto von Heinz Althaus. „Ich saß immer hinten, wenn wir gemeinsam mit dem Auto unterwegs waren“, erzählt sie.

Unzählige Male hatte Heinz Althaus Wildtiere vor seinem Wagen, zum Unfall kam es Gott sei Dank nie, bestätigt Ehefrau Mia. Auch wie viele Roller, Kinderfahrräder und Spielzeuge er aus dem Weg räumen musste, um an die Zeitungsrollen zu gelangen, hat wohl niemand gezählt. Sicher ist aber, nicht nur „seine“ Kunden werden ihn vermissen.