Asbecker Polizist schließt Ehen Thomas Hölscher über Tränen, Spontanität und 100 Hochzeiten

Ehrenamt: Thomas Hölscher über Tränen, Spontanität und 100 Hochzeiten
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Zum 100. Mal hat Thomas Hölscher kürzlich zwei Menschen das Versprechen abgenommen, zukünftig als Ehepaar durchs Leben zu gehen. Seit zehn Jahren schließt der 51-jährige Asbecker Ehen – ehrenamtlich. Im Hauptberuf ist er Polizeihauptkommissar. Beide Berufe macht er richtig gerne, obwohl, oder vielleicht gerade weil, sie so unterschiedlich sind.

„Im Jahr 2013 bin ich auf einen Aufruf der Gemeindeverwaltung gestoßen, in dem nach Ehrenamtlichen gesucht wurde, die sich vorstellen können, als Standesbeamte zu fungieren“, erzählt er im Gespräch mit der Redaktion. Schon manches Mal, habe er darüber nachgedacht, sich freiwillig für diese Aufgabe zu melden. Eine Bekannte, die ebenfalls ehrenamtlich Ehen schließt, habe ihn dazu inspiriert. Trotzdem sei er immer wieder darüber hinweggekommen.

Rüstzeug fürs Verheiraten

2013 meldeten sich mit ihm fünf weitere Legdener und Asbecker auf den Aufruf. Das Rüstzeug, um die Zeremonien auch rechtlich konform durchführen zu können, erhielten die sechs ambitionierten ehrenamtlichen Standesbeamten dann bei einem Seminar. Im hessischen Bad Salzschlirf an der Akademie für Personenstandswesen. Der einzigen in ganz Deutschland.

Seit der Befähigung vor zehn Jahren verheirate er dann etwa zehnmal im Jahr Menschen miteinander, berichtet der Asbecker begeistert. „Im Prinzip kümmere ich mich nur um den emotionalen Teil. Alles Verwaltungstechnische nimmt uns die Gemeinde ab“, erklärt er.

Trauzimmer im Haus Wessling in Legden
Hochzeitspaare können in Legden wählen, ob sie in einem Zimmer im Haus Wessling oder im Asbecker Dormitorium heiraten möchten. © Gemeinde Legden

Per E-Mail erreichen Hölscher die Termine, die Heiratswillige sich für den Tag ihrer Hochzeit ausgesucht haben. „Ich treffe mich mit dem angehenden Ehepaar dann meist ein paar Wochen vor dem Tag der Hochzeit“, erläutert Thomas Hölscher. Am liebsten lerne er die zukünftigen Eheleute in ihrem privaten Umfeld kennen, sagt er.

Sei das nicht möglich, mittlerweile lassen sich Paare aus ganz Deutschland in Legden trauen, findet das Treffen in Legden oder Asbeck statt. In diesem Gespräch erzählen die Eheleute Thomas Hölscher nicht nur, wie sie den Tag ihrer standesamtlichen Hochzeit geplant haben. Er fragt auch immer nach persönlichen Dingen.

Schlicht oder Pompös

„Mich interessiert, wie sich die beiden kennengelernt haben, ob es einen offiziellen Heiratsantrag gab oder die Beziehung durch eine Besonderheit geprägt wurde“, zählt der Asbecker auf. All diese Informationen lässt er dann in seine persönliche Ansprache einfließen, die jedes Mal individuell auf die Brautpaare zugeschnitten wird.

Die Vorstellungen, wie der Hochzeitstag dann gestaltet werden soll, sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst, die sich zur Eheschließung entschlossen haben. Manche wollen es kurz und knackig, meist dann, wenn im Anschluss noch eine kirchliche oder freie Trauung geplant ist. „Andere fahren richtig auf, mit Chor, gegenseitigem persönlichem Eheversprechen und allem Drum und dran“, erläutert der 51-jährige.

Blick ins Dormitorium
Im Asbecker Dormitorium ist Platz für bis zu 40 Hochzeitsgäste. © Gemeinde Legden

„Und manchmal“, erzählt Thomas Hölscher, „ändern sich diese Wünsche auch sehr kurzfristig nochmal.“ Einmal, erinnert er sich, habe die Braut tränenüberströmt vor dem Trauzimmer gesessen. Auf keinen Fall könne sie ihren Namen abgegeben. Thomas Hölscher erklärte ihr, dass das überhaupt kein Problem sei, er könne die Nachnamen und den Familiennamen noch ändern.

Gesagt, getan, jeder behielt seinen vertrauten Nachnamen. Kurze Zeit später erfuhr er jedoch, dass die Braut sich im Anschluss nochmal umentschieden hat und nun doch den Nachnamen ihres Mannes angenommen hat.

„In all den Jahren noch niemand ‚Nein‘ gesagt“, bestätigt Hölscher erleichtert. Das ein oder andere Paar sei allerdings schon wieder getrennt. Das wisse er schon. Seine Motivation sei die große Dankbarkeit der Paare und die vielen schönen Momente, die er miterleben dürfe. Manchmal so schön, dass auch er ein Tränchen im Auge habe, berichtet er abschließend.

Dieser Artikel ist ursprünglich am 4. Juli 2024 erschienen.