Zwei Wochen lang waren die Schaufenster in dem Haus in der Legdener Haupstraße 21 wieder gefüllt. Der Jahrgang Vier der Brigidengrundschule hatte dort seit dem ersten Adventswochenende eine Projektarbeit ausgestellt. Als die Schülerinnen und Schüler ihre Werke am 17. Dezember rechtzeitig vor den Weihnachtsferien wieder einsammelten, klebte ein Zettel mit einer Nachricht an dem Schaufenster.
Ein 70-jähriger Rentner kritisiert darauf, dass er nicht die Möglichkeit habe, sich die Texte zu den einzelnen Kunstwerken anzuhören. „Digitalzwang! Wie Online-Pflicht Menschen ausschließt. Demokratie braucht Teilhabe!“ schreibt er. Er gibt noch an, ein Nokia 3110 zu besitzen. Damit ist es nicht möglich, QR-Codes auszulesen.
Fachübergreifende Projektarbeit
Im Kunst- und Englischunterricht hatten die Schülerinnen und Schüler aus Schuhkartons Miniaturräume nach ihrer Vorstellung eines perfekten Kinderzimmers gestaltet. Zeitgleich lernten sie im Englischunterricht den passenden Wortschatz, um diese zu beschreiben. Fehlende Wörter wurden mit Lern-Apps und der Hilfe ihrer Lehrerinnen nachgeschlagen.
Die entstandenen Texte wurden mit dem Tablet aufgezeichnet und per QR-Codes verknüpft. Durch die Unterstützung kostenlos bereitgestellter Schaufensterräume und Tische konnte die Ausstellung bis zum 17. Dezember bewundert und die englische Erklärung der Kinder angehört werden.

„Die Kinder haben das schon verstanden, dass da jemand Kritik an ihrem Projekt geäußert hat“, erläutert Schulleiterin Doris Borgert im Telefonat mit der Redaktion. „Aber“, so erklärt sie, „die Art und Weise dieser Darstellung und Umsetzung des Projekts sei ja nicht durch Zufall entstanden.“ Englisch werde in der Grundschule nur mündlich unterrichtet.
Die Kinder seien daher gar nicht in der Lage, die Texte aufzuschreiben, damit diese auch in Textform hätten veröffentlicht werden können, stellt die Schulleiterin klar. Zudem sei die digitale Ausbildung der Schülerinnen und Schüler auch in der Grundschule schon Pflichtaufgabe. Der Lehrplan des Landes Nordrhein-Westfalen gebe das ganz klar wieder.
Digitale Darstellung
Doris Borgert bedauert, dass sich der Legdener nicht direkt an die Schule gewandt habe. „Wir hätten ihm gerne erklärt, warum das Projekt in dieser Form ausgestellt wurde“, sagt sie. Zudem hätte es sicher eine Möglichkeit gegeben, ihm die entsprechenden Texte zu den Kunstwerken der Kinder zur Verfügung zu stellen, schließt sie ab.