Für Urlauber, Radfahrer, Geschäftsreisende und für viele Legdener Stammkunden ist das Landhotel Hermannshöhe gleichermaßen Ziel. Im Vorfrühling stoßen sie auf ein besonderes Angebot.

Legden

, 09.03.2019, 12:00 Uhr / Lesedauer: 5 min

Seit 1884 kann die Familie Beckhaus im Haulingort auf eine Schankkonzession verweisen. Damals war das Essen einfacher als heute, stand hier doch eine Zollstation, in der es nicht viel mehr als Schinken und Butterbrote gab. Auch heute noch kehren Reisende ein. Chausséegeld für Tiere und Fuhrwerk brauchen sie nicht mehr zu entrichten. Stattdessen können sie im Eschen-, Buchen- oder Erlenzimmer Platz nehmen und gut speisen. Hier paart sich bodenständige Münsterländer Küche mit gehobenem Anspruch.

Wir haben reserviert und das gleich doppelt. Vorbei an zwei größeren Runden, in denen schon fröhlich getafelt wird, geht es zu unserem Tisch, der schön eingedeckt ist. Drei Gläser, viel Besteck – wir sehen auf den ersten Blick, was uns erwartet: ein Menü.

Menükarussell zur Nachahmung empfohlen

In diesem Fall ist es das Frühlingsmenü, das das Landhotel Hermannshöhe noch bis zum 25. März anbietet. Ich finde, das ist eine großartige Idee. Im Ruhrgebiet und im Vest gibt es seit etlichen Jahren sehr erfolgreich das Menükarussell, in Essen das Restaurant-Karussell.

Viele Gastronomen bieten hier im Februar und März ein Menü an, das zusammen mit begleitenden Weinen oder Bier zu einem Festpreis angeboten wird. In Essen gibt es außerdem eine Herbst-Ausgabe. Ich habe das, oft gemeinsam mit Freunden, schon häufig in verschiedenen Restaurants in verschiedenen Städten ausprobiert und bin nur selten enttäuscht worden. Doch Richtung Norden ist bei Haltern, Dorsten und Raesfeld Schluss.

Ein Blick von oben auf den Tisch, der für den Menüfrühling eingedeckt ist.

Ein Blick von oben auf den Tisch, der für den Menüfrühling eingedeckt ist. © Markus Gehring

Es ist eine Win-Win-Situation: Ich und alle die anderen Karussellgäste können zu einem günstigen Preis Restaurants testen und deshalb auch schon mal zu gehobeneren und damit mir sonst zu teuren Gastronomen fahren. Außerdem probiere ich automatisch und mit Genuss Gerichte, die ich normalerweise nie bestellt hätte. Jetzt weiß ich beispielsweise, dass Rosenkohl und karamellisiertes Studentenfutter gut zusammen passen können. Die Gastronomen können auf der anderen Seite in Monaten, in denen naturgemäß wenig los ist, mit solchen Angeboten Gäste gewinnen – im besten Fall Gäste, die so überzeugt sind, dass sie immer wiederkommen.

Gute Erfahrungen mit dem Menüfrühling

Auch im Westmünsterland gab es ein solches Angebot. So erzählt mir Andreas Beckhaus, der in vierter Generation das Landhotel Hermannshöhe führt. Als dann die Vereinigung Westmünsterland à la Carte auseinanderbrach, hat er mit seinem Hotel Hermannshöhe einfach weitergemacht. Dabei habe er durchaus auch ins Ruhrgebiet geschaut und sich dort informiert, erzählt er. Im Vorfrühling und im Herbst bietet er in der Hermannshöhe ein Menü an. Seine Erfahrungen sind sehr gut.

Ein Blick in das Eschenzimmer

Ein Blick in das Eschenzimmer © Markus Gehring

Das will ich einfach mal weitergeben und mit einem Aufruf verbinden: Liebe Gastronomen, wie wäre es im Westmünsterland mit einem Menükarussell. Ich würde auf jeden Fall aufsteigen und ein paar Runden drehen.

Denn auch meine Erfahrungen beim „Menüfrühling“ in Legden sind gut. Noch dazu werde ich überrascht. Während ich bei meinen bisherigen Karussellfahrten im Ruhrgebiet Mineralwasser und Kaffee, eventuell auch einen Aperitif, extra bezahlt habe, hat Andreas Beckhaus in seinem Restaurant das Rundum-sorglos-Paket geschnürt.

Alle Getränke sind im Preis inbegriffen

Mit dem Menü-Preis von 46,90 Euro ist alles bezahlt. Spätestens jetzt, am schön gedeckten Tisch, wissen wir, was kulinarisch und finanziell auf uns zukommt. Was da in fünf Gängen geboten wird, habe ich tagsüber schon in der Redaktion den Kollegen vorgelesen. Die Vorfreude gehört einfach dazu. Nicht, dass ich nicht auch Überraschungsmenüs schätzen würde. Aber das ist eine andere Geschichte.

Jetzt also zurück an den Restauranttisch und zur Menükarte. Links stehen die Getränke mit einer reichen Auswahl an Weinsorten aufgeführt. Bier, alkoholfreie Getränke, Mineralwasser, sogar der Lagerkorn zum Kaffee gehören dazu. Das haben wir nicht erwartet. Und auch ein Aperitif. Während ich den Rosato Mio nehme und sehr fruchtig-lecker finde, entscheidet sich meine Begleitung lieber für einen Sekt pur. Der gehört nicht zum Aufgelisteten, wird aber vom freundlichen Kellner, der offenbar Männergeschmäcker kennt, ungefragt angeboten.

Carpaccio als Vorspeise

Carpaccio als Vorspeise © Ronny von Wangenheim

Die Vorspeise

Brot mit zwei Aufstrichen – Paprikacreme und Schmalz – helfen über den ersten Hunger hinweg. Schnell kommt auch die erste Vorspeise. Das Carpaccio ist schön dünn geschnitten und mit Olivenöl mariniert. Sehr lecker ist vor allem das Dressing zu Rucola und Feldsalat. Dazu Croûtons, die deutlich in Butter geröstet wurden, und gehobelter Parmesan – so kann es gerne weitergehen.

In der klaren Rinderkraftbrühe schwimmen Maultaschen und bunte Gemüsestreifen.

In der klaren Rinderkraftbrühe schwimmen Maultaschen und bunte Gemüsestreifen. © Ronny von Wangenheim

Zwischendurch

Es folgt eine Rinderkraftbrühe mit bunten Gemüsestreifen und kleinen Maultaschen. Das wärmt und bietet in Form der Maultaschen eine kleine Sättigungsbeilage.

Tranchen von rosa gebratener Entenbrust harmonieren mit Apfelrotkohl.

Tranchen von rosa gebratener Entenbrust harmonieren mit Apfelrotkohl. © Ronny von Wangenheim

Mehr freue ich mich auf „Tranchen von rosa gebratener Entenbrust an Apfelrotkohl“. Das sieht nicht nur gut aus, sondern schmeckt auch so. Die Kombination ist gut, der Rotkohl sehr gut abgeschmeckt und die gedünsteten Apfel- und Orangenspalten geben einen zusätzlichen Kick.

Unter der Kartoffelkruste stecken zarte Kalbsmedaillons.

Unter der Kartoffelkruste stecken zarte Kalbsmedaillons. © Ronny von Wangenheim

Die Hauptspeise

Bei der Hauptspeise entscheiden wir uns beide für Fleisch und damit für Kalbsmedaillons. Zur Auswahl hätte auch gebratenes Seehechtfilet gestanden. Beides steckt laut Karte unter einer Kartoffelkruste, in Wahrheit aber in einer Kartoffelkruste. Das hat den Nachteil, dass die geriebene und gebackene Kartoffel unter dem Fleisch und in Kontakt mit der Rahmsoße aufweicht und nicht mehr knusprig ist. Dafür sind die Kalbsmedaillons wunderbar zart, der Spitzkohl schön knackig und geschmackvoll.

Nur eines braucht es nicht wirklich: die Rahmsoße. Und das sage ich, obwohl ich ein Soßenfan bin. Doch diese Rahmsoße hat nicht viel mit dem Kalbfleisch zu tun, wirkt eher wie eine Einheitssoße für vielerlei Fleischgerichte. Wir sind uns einig, dass es schöner gewesen wäre, nur etwas Kalbsfond zu reduzieren, mit kalter Butter zu montieren und vielleicht vorher kurz den Rosmarinzweig mitzukochen, der als Deko auf dem Teller liegt. Während wir so fachsimpeln, müssen wir doch lachen. Da sind wir doch glatt wie die Fußballfans, die auch immer besser wissen, wie der Trainer seine Spieler hätte aufstellen sollen.

Insgesamt sind wir bis dahin sehr zufrieden. Und weil es praktisch keine kohlenhydratreichen Beilagen gibt, sehen wir einmal von der Kartoffelkruste ab, liegen vier Gänge auch nicht schwer im Magen und wir freuen uns auf das Dessert.

Dreierlei schmeckt zum Abschluss.

Dreierlei schmeckt zum Abschluss. © Ronny von Wangenheim

Das Dessert

Mousse au Chocolat, ein Espresso-Krokant-Eis und heiße Himbeeren passen sehr gut zusammen und bilden den gelungenen Abschluss des Menü-Frühlings. Unser Resümee beim abschließenden Espresso fällt gut aus.

Die Speisekarte

Die Speisekarte zeigt vielfältige Angebote aus der klassischen Küche mit klarem Bezug zum Münsterland. Dazu gehören natürlich die „Münsterländer Hochzeitssuppe“ (3,60 Euro), gekochtes Rindfleisch mit Münsterländer Zwiebelsoße (12 Euro) oder Münsterländer Bauernpfanne (18 Euro). Bei vielen Hauptgerichten gibt es eine kleinere Seniorenportion. Für den kleinen Hunger gibt es Toastgerichte (sieben bis 9,50 Euro). Wer Fisch mag, kann beispielsweise gebratenes Lachsfilet auf Kräutersoße (17 Euro) oder Schollenfilet „Finkenwerder Art“ (16,50 Euro) wählen.

Auf Veganer warten Apfelpfannkuchen (6,50 Euro), eine Auswahl von frischem Marktgemüse, dazu Soße Hollandaise und Butterkartoffeln (9,50 Euro) oder grüne Spinatbandnudeln mit Käse überbacken (9,50 Euro).

Fleischliebhaber kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Verschiedene Schnitzel (elf bis 13,50 Euro),

Hähnchenbrustfilet mit Tomate und Käse überbacken (16 Euro) oder die Spezialplatte ab zwei Personen mit Schweinemedaillons im Speckmantel und Steaks vom Rind (pro Person 20 Euro) seien als Beispiele genannt.

Neben dem Menüfrühling hat Andreas Beckhaus auch noch Berliner Spezialitätenwochen im Angebot. Currywurst „1884“ mit Currysoße nach Hausrezept für acht Euro, Hoppel-Poppel, also ein Bauernomelett für zehn Euro oder Kalbsleber „Berliner Art“ für 17 Euro gehören dazu.

Sichtbare Vergangenheit

Sichtbare Vergangenheit © Markus Gehring

Die Getränke

Wir konnten wählen zwischen verschiedenen Weinsorten. Gleich acht Sorten, alle aus Deutschland, stehen zur Auswahl. Weil halbtrocken und lieblich aber nicht so unser Fall sind, und wir auch keinen Grauburgunder mögen, empfiehlt uns der Kellner eine Flasche Weißburgunder aus dem Kaiserstuhl in Baden, der nicht auf der Karte steht. Der Wein schmeckt und passt gut zu unseren Gerichten. Ansonsten gibt es die übliche große Auswahl an Bier, Säften und anderen alkoholfreien Getränken.

Die Preise:

Wir wussten ja schon, was wir zahlen: Zu zweit waren es 93,80 Euro. Das ist ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis für das Menü und alle Getränke. Wer von der Karte wählt, kann auch nicht meckern. Vorspeisen kosten zwischen 3,20 Euro für den kleinen Salatteller bis 9,50 Euro für den Salatteller „Nizza“ und neun Euro für geräucherten Lachs mit Sahnemeerrettich. Fischgerichte kosten etwa 16,50 Euro.

Fleischgerichte beginnen bei elf Euro für ein Schnitzel und enden bei 24 Euro für Lammrückensteak oder Argentinisches Rinderfiletsteak.

Kinderfreundlichkeit

Für Kinder gibt es eine eigene Speisekarte, die gleich auch noch ein Malbuch und Rätsel enthält. Kinder können wählen zwischen Pfannkuchen, Schnitzel, Hähnchenschnitzel, Fischstäbchen oder Nudeln. Das alles kostet zwischen 4,50 und 6,50 Euro.

Das Landhotel Hermannshöhe im Haulingort am Rand von Legden

Das Landhotel Hermannshöhe im Haulingort am Rand von Legden © Markus Gehring

Barrierefreiheit

Sowohl Restaurant als auch Hotel sind barrierefrei. Auch eine Toilette ist behindertengerecht gebaut.

Anfahrt/Parksituation

Wer mit dem Auto kommt, findet neben dem Restaurant einen ausreichend großen Parkplatz. Fahrradfahrer mit E-Bikes können diese während der Rast aufladen. Auch für Elektroautos gibt es eine Ladestation.

Was sagt das Netz?

Bei Trip Advisor gibt es 4,5 von fünf Punkten, wobei viele der Bewertungen sich auch auf den Hotelbetrieb beziehen. Zwei Beispiele: „Die Portionen im Restaurant fand ich sehr groß und es hat lecker geschmeckt. Toll, dass man auch draußen im Biergarten sitzen kann.“ „Ausgezeichnetes und reichhaltiges Essen, freundlicher Service; Herz, was willst du mehr!“

Bei Facebook gibt es 4,5 von 5,0 Punkten. Drei Beispiele: „Selbst aus dem Gourmet- und sterne-verwöhnten Nordschwarzwald komme(n) ich/wir immer sehr gerne hierher. Vorzügliche Küche“, „Super Essen! Tolle Bedienung, wir sind immer gerne dort“, „Sehr freundliches Personal und das Essen ,Herbsttraum’ war ein Gedicht. Ein großes Lob an die Küche.“

Restaurant-Infos:

Landhotel Hermannshöhe, Haulingort 30, 48739 Legden, Tel. (02566) 9300-0, Öffnungszeiten täglich ab 11.45 Uhr, Mittagstisch, abends letzte Bestellung 21 Uhr

Hier geht es zur Homepage des Landhotels Hermannshöhe

Wie funktioniert der Restaurant-Check?

Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants - als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freuden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich.