Die Laufzeit von „Hey, Lena“ und „Zentrenmanagement“, für das die Gemeinde Legden öffentliche Mittel von Bund und Land bekam, ist beendet. Genau nach Plan - zum 31. Dezember 2023. Nach rund zwei Jahren, in denen die Akteure Dr. Thomas Hackenfort und Dr. Stefan Hochstadt zahlreiche Ideen und Impulse ins Zukunftsdorf brachten. Eigentlich sollte an dieser Stelle auch ein großes Interview mit den beiden stehen, in dem die gelaufenen Aktivitäten aus ihrer Sicht beleuchtet werden. Mit Verweis auf ihren Abschlussbericht in der Gemeinderatssitzung am 5. Februar wollten sie sich vorher dazu nicht öffentlich äußern.
Der Redaktion aber scheint eine kleine erste Bilanz schon jetzt angebracht. Grundlage dafür sind die während der Projektphase erschienenen Berichte.
Hilfen nach der Corona-Krise
Die Ausgangssituation: Sozusagen im Nachklapp der Corona-Pandemie und deren negative Konsequenzen für die Innenstädte haben Bund und Land NRW verschiedene Programme und damit Fördermittel für Kommunen auf den Weg gebracht. Darunter das Bundesbauministerium, das in Legden das Pilotprojekt „Hey, Lena“ unterstützt hat, sowie das NRW-Ministerium Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung mit dem Sofortprogramm „Stärkung der Innenstädte“.
Bei beiden Programmen steht der jeweilige Ortskern, in Legden die beiden Ortskerne, nicht nur geografisch im Mittelpunkt. Trotz einiger Schnittmengen gibt es aber auch Unterschiede.
„Hey, Lena!“ wird als Pilotprojekt der „Nationalen Stadtentwicklungspolitik“ des Bundesministeriums Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung ins Leben gerufen. Übrigens das kleinste Projekt unter den Großen. Hierbei geht es um „dörfliche Widerstandsfähigkeit“, die Stärkung des sozialen Zusammenhalts, des nachbarschaftlichen Handelns und letztlich eben auch um die Belebung des Ortskerns.
Beim „Zentrenmanagement“ geht es um konkrete Maßnahmen gegen den Leerstand, der sich durch die Pandemie noch verschärft hat. Wörtlich: „Das Sofortprogramm setzt auf kurzfristige Interventionen, mit denen die Handlungsfähigkeit der Kommunen gestärkt und Zeit gewonnen werden soll, um neue Lösungen zu entwickeln. Kernstück ist dabei ein An- und Weitervermietungsmodell, mit dem die Städte und Gemeinden in die Lage versetzt werden, leerstehende Ladenlokale zu vergünstigten Mieten zur Verfügung zu stellen“.

Kein großer Wurf, aber...
Die zentrale Frage, die beide Projekte betrifft: Was wurde in den rund zwei Jahren umgesetzt? Trotz etlicher Gespräche und Initiativen, die die beiden Akteure immer wieder geführt haben, ist der ganz große Wurf nicht gelungen. Kurzfristige Vermietungen gab es, aber auch solche, die sich trotz intensivster Bemühungen dann doch nicht realisieren ließen. Stichwort: Griechisches Bistro oder Moden-Müller.
Die Erkenntnis am Ende: Kurzfristig lässt sich das Problem Leerstand nicht lösen. Weder in Legden noch anderswo. Verantwortlich dafür sind strukturelle Gründe, ein verändertes Kaufverhalten, die Größe der leerstehenden Ladenlokale, gerade in Legden aber auch die unterschiedlichen Erwartungen von Vermietern und Interessenten.
Dennoch wurde durch verschiedenste Angebote wie die „Energiesparwochen“ zumindest temporär Leben in die leeren Geschäfte gebracht. Und da gibt es auch noch diese Schnittmenge mit „Hey, Lena!“, wie sie zum Beispiel bei der Runde, in der Bürger über Leerstand diskutieren, deutlich wurde.

Die große Vision für Legden
Ganz oben auf der Bilanz-Liste steht aber sicher die Vision für Legden, die das Duo Hackenfort/Hochstadt mit Architektur-Studierenden der Hochschule Bochum für das „Venceremos“-Gelände angedacht haben: Eine neue Ortsmitte mit einem bunten Mix aus Handel, Gewerbe und Wohnen. Absichtserklärungen von Eigentümer und Gemeinde gibt es, einen konkreten Abschluss nicht. Übrig bleibt die Vision.

Mittelpunkt der „Hey-Lena!-Aktivitäten war der „Taubenturm“, der nach und nach zu so etwas wie einem Gemeinschaftshaus wird und in dem die Projekt-Idee von der Nachbarschaftlichkeit gelebt wird. Dahliengartenverein, die Kolpingsfamilie, Heimat- und Blumenkorso-Verein, Kirchengemeinde sowie Legdener und Asbecker haben hier gemeinsame Ideen entwickelt. Ein unglaublicher Erfolg ist das Repair-Café, das der Nachfrage kaum noch gewachsen ist. Aktuell ist die Gemeinde bemüht, dass auch nach dem Projekt-Ende der Taubenturm weiter genutzt werden kann.
In zahlreichen Workshops wurden Ideen entwickelt, aber auch ganz konkrete Aktionen durchgeführt wie der Ausbildungscampus, der 2023 zum zweiten Mal stattfand. Die Pfarrheim-Küche, die sozusagen zum Kommunikationszentrum werden soll, und auch das Lasten-Rad, dessen Ausleihzahlen sogar die von Essen übertreffen, gehen auf das Konto von Hackenfort/Hochstadt. Podcasts mit dem Bürgermeister und dem Beamten der Legdener Polizeidienststelle.
Blick in die Zukunft
Eine herbe Enttäuschung mussten die beiden Macher verkraften: Trotz überraschender Förderzusage vom Land kann ein Bürgerhaus in Asbeck nicht realisiert werden. Der Gemeinderat ließ sich nicht überzeugen. Bleibt noch das letzte Großprojekt zu erwähnen: die Legden-App. Die wurde auf den Weg gebracht, ist aber bislang noch nicht „on air“.
Das alles ist nachzulesen auf der Webseite von „Hey-Lena!“ und auch, was sich die Akteure für Legden 3.0 wünschen: „Die Einwohnerzahl Legdens wächst, auch Wohnraum wird also zunehmend benötigt. Nichts liegt daher näher, als den begonnenen Weg der Entwicklung eines Nachnutzungskonzepts für das Venceremos-Areal weiter zu beschreiten – zusammen mit dem Eigentümer und dem unbekümmerten Blick von Studierenden des Masterstudiengangs Architekturentwicklung der Hochschule Bochum.“
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