Haifischbraten, VR-Brille und Tondusche Einblicke in 50 Jahre Heimatverein Asbeck

Haifischbraten, VR-Brille und Tondusche: Einblicke in 50 Jahre Heimatverein
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Wenn man das Wort schon hört, Heimatverein. Direkt hat man alte Männer vor Augen, die über vergilbten Aufzeichnungen sitzen und verstaubte Unterlagen sortieren. Nicht so in Asbeck. Der Vorsitzende Bernhard Laukötter und die Organisatorin für alles, was mit den Räumlichkeiten des Vereins zu tun hat, Monika Kerkhoff, erklären, was ihren Verein besonders macht.

Auch der Asbecker Heimatverein wurde 1973 mit der Absicht gegründet, unter anderem die Liebe zur Heimat, das Brauchtum, alte Wahrzeichen und die plattdeutsche Sprache lebendig zu halten. Das wurde in den vergangen 50 Jahren auch fleißig gemacht. Darüber hinaus haben die Asbecker Ehrenamtlichen rund um Bernhard Laukötter und Monika Kerkhoff aber noch viel mehr geleistet.

Im Dormitorium sitzen die beiden, die Köpfe über alte Fotos gebeugt. Auf den Bildern sind Szenen aus der 50-jährigen Vereinsgeschichte zu sehen. „Guck mal hier, das war als das neue Mühlrad aufgehängt wurde“, sagt Monika Kerkhoff als sie einige Bilder aus einer alten Schachtel zieht.

Jubiläumswunsch

Bernhard Laukötter erinnert sich noch genau. „Das war, glaube ich, 1975. Da war damals richtig viel los. Ganz Asbeck war auf den Beinen“, sagt er. „So wünsche ich mir das für unsere Jubiläumsfeier am 10. September auch“, ergänzt er lachend.

In den fünf Jahrzehnten Heimatverein wurde eine Menge umgesetzt. Die wenigsten Orte kann man zum Beispiel virtuelle mit einer VR-Brille erkunden, Asbeck schon. Als Therese von Zandt, mutmaßliche Geliebte von Beethoven, können Interessierte, zumindest bildlich, durch das mittelalterliche Asbeck schlendern und erhalten einen realistischen Einblick, wie das Dorf im Jahre 1783 aussah.

Ein Blick auf das Dormitorium mit der Kreizgagngalerie.
Die Kreuzganggalerie rechts war 100 Jahre lang in der Fassade des Münsteraner Diözesanmuseums integriert, bevor sie zurück nach Asbeck kam, um dort 2004 wieder aufgebaut zu werden. © Archiv/Markus Gehring

Reiselustiger Fassadenteil

In dem Zuge bekomme man auch einen Eindruck davon, an welcher Stelle die Asbecker Kreuzganggalerie, die Teil der Klosteranlage war, ursprünglich stand und wie groß das Bauwerk eigentlich war. 100 Jahre lang war der Säulengang aus Sandstein am Domplatz in Münster in die Fassade des Diözesanmuseums integriert. Als das Gebäude 1966 abgerissen wurde, sorgten die Asbecker dafür, dass die Säulen an ihren Ursprungsort zurückkehrten.

Das Diözesanmuseum, das bis 1966 in Münster war.
Bis 1966 waren die Säulen der Kreuzganggalerie, wie hier zu sehen, in die Fassade des Diözesanmuseums in Münster integriert. © Privat

Viele Jahre lagerten diese in der alten Stiftsmühle, weiß Laukötter. Als der Heimatverein 1998 mit der Hilfe der NRW-Stiftung das alte romanische Haus der Familie Thiemann kaufte, entstanden nach ausgiebiger Renovierung in den Jahren 2003 und 2004 das Dormitorium und auch die Kreuzganggalerie wurde wieder aufgebaut.

Ein ganz besonderes Projekt, betont Laukötter. Das Interesse an den historischen Gebäuden ist seitdem ungebrochen. „Ich habe es nicht dokumentiert, aber 2500 Führungen haben seit Eröffnung bestimmt schon stattgefunden“, ist sich Laukötter sicher.

Pengel-Anton und Moosball

Monika Kerkhoff hat schon die nächsten Fotos in der Hand. Zu sehen ist der mit Kindern vollbesetzte Pengel-Anton, der in den Siebzigern einige Jahre vom Heimatverein betrieben wurde.

Auf dem nächsten Foto wird getanzt. In Holzschuhen und Tracht. „Das war der Moosball“, erinnert sich Monika Kerkhoff. Viele Jahre lang wurde im Herbst nach dem Verzehr von Grünkohl mit Mettwurst die Nacht zum Tag gemacht und ein rauschendes Fest gefeiert.

Zwei kostümierte Reiter.
Beim traditionellen Schnadgang werden erst die Grenzen abgeschritten und dann im Ortskern gefeiert. Seit 50 Jahren passiert das, wie hier auf einem Foto aus dem Jahr 2018 zu sehen, hoch zu Ross und kostümiert. © Stefan Hubbeling

Dann hält die Asbeckerin ein Foto aus dem Jahr 1982 in den Händen. Ein Bild vom Schnadgang. Wäre das Foto in Farbe, könnte wohl niemand mehr sagen, wann das Bild entstanden ist. Seit Bestehen des Heimatvereins ist die Veranstaltung fester Bestandteil im Jahresprogramms.

Immer am 1. Mai werden Teile der Asbecker Grenzen abgegangen. „Daran hat sich bis heute nichts geändert“, erklärt Monika Kerkhoff. Kostüme, Pferde, Rast auf einem Hof in der Umgebung Asbecks und anschließend wird im Dorf bei Essen und Getränken gefeiert.

Haifisch nach dem Schnadgang

Doch jetzt fällt es ihr ein. Sie zieht das nächste Schwarz-Weiß-Bild aus dem Karton. Zu sehen sind zwei Männer, die offensichtlich Fleisch zerkleinern, eine genaue Jahresangabe fehlt leider. „Da gab es am 1. Mai Haifischbraten“, weiß die Asbeckerin. Eine Gruppe von Metzgern habe sich einige Jahre lang zum Schnadgang was Besonderes einfallen lassen, erklärt sie.

Monika Kerkhoff mit dem Foto vom Haifischbraten.
Monika Kerkhoff mit einem besonderen Foto. Vor einigen Jahren gab es mal Haifischbraten am 1. Mai nach dem Schnadgang. © Schulze Beikel

Stundenlang könnte man das Spiel so fortsetzen. Monika Kerkhoff ist seit 43 Jahren im Heimatverein aktiv und weiß unglaublich viel. Wie viele andere auch engagiert sie sich ehrenamtlich. „Jeder bringt sich hier mit den Talenten ein, die er hat“, erklärt der Diplom-Theologe und Ethnologe Bernhard Laukötter, der seit 25 Jahren aktiv im Heimatverein mitwirkt.

Die meisten anfallenden Arbeiten würden in Eigenleistung von Mitgliedern erledigt. „Wir bezahlen natürlich das Material“, ergänzt Laukötter. Lediglich wenn Arbeiten enorm aufwendig oder umfangreich sind, würden diese vergeben.

Besonders stolz ist der Vorsitzende auf die gemischte Altersstruktur im Verein. Seit Jahrzehnten gibt es außerdem mindestens so viele aktive Frauen wie Männer, sagt er. „Und das nicht, weil wir explizit darauf achten“, betont er.

Neue Projekte in Sicht

Und auch zukünftig hat der Asbecker Heimatverein noch viel vor. „Die Akte heißt ‚Asbeck digital´“, erklärt Bernhard Laukötter. Unter anderem gehe es in dem Projekt, das schon angestoßen, aber noch nicht „spruchreif“ sei, darum, Asbeck digital am Handy erleben zu können, so der Vorsitzende.

Etwas weiter in der Planung ist die Tondusche. Das sei ein interaktiver Lautsprecher, der in der Hunnneporte installiert werden soll, sagt Monika Kerkhoff. „Besucher, die hindurchgehen, werden erfasst und von Therese von Zandt begrüßt“ erläutert sie die Pläne.

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