Eine Schneise der Verwüstung hinterließ ein Hagelschauer am 17. Juli nicht nur in Legden und Asbeck (Münsterland Zeitung berichtete). Neben Hagelkörnern, die noch Stunden nach dem Schauer in Haufen am Straßenrand und in Gebäudeecken zu finden waren und abgeschlagenen Blättern und Ästen auf den Straßen wurde auf den Feldern viel Getreide beschädigt.
„Bestände mit zu der Zeit erntereifem Raps, Weizen oder Triticale trugen enorme Schäden davon, wurden teilweise sogar vollständig zerstört“, erklärt Dr. Michael Schulte, Bezirksdirektor der Vereinigten Hagel Versicherung im Gespräch mit der Redaktion.
Er, und die Sachverständigen Josef Allendorf und Ferdinand Muhle trafen sich am Mittwoch, 6. September, in Legden, um die Situation auf einigen Maisfeldern jetzt, etwa sechs Wochen nach dem Starkwetterereignis, erneut zu bewerten. Alle drei kommen selbst aus der Landwirtschaft und wissen daher, wovon sie sprechen.
Selbstheilungskräfte
Berthold und Hugo Schulze Niehoff warten bereits an einem ihrer Maisfelder, das in der Legdener Bauerschaft Isingort liegt, auf die drei. Traurig hängen die Blätter in Fetzen an den Maispflanzen. Nur ganz oben, da haben sich tatsächlich bei manchen Pflanzen neue Blätter gebildet. „Man glaubt das oft gar nicht, aber Pflanzen habe enorme Selbstheilungskräfte“, spricht Josef Allendorf aus seiner 36-jährigen Erfahrung als Sachverständiger.
Ferdinand Muhle trägt ein Tablet in Händen, gemeinsam mit seinen Kollegen und den beiden Landwirten geht es direkt in den Maisbestand. Auf dem Tablet werden nicht nur alle Kunden angezeigt, bei denen noch Schäden begutachtet werden müssen. Es sind auch die jeweils versicherten Flächen, deren Größe, die in diesem Jahr angebaute Frucht, gemeldete Schäden und eventuell schon stattgefundene Bewertungsergebnisse dokumentiert und abrufbar.

Die drei Sachverständigen laufen gemeinsam ein paar Meter durch die Reihen. „Wir schauen jetzt genau auf den Zustand der Blätter, Kolben und den allgemeinen Entwicklungsstand der Pflanzen“, erläutert Michael Schulte. Ohne Blattmasse entwickelt der Mais keinen guten Kolben, erklärt er weiter. „Also die Blattmasse ist zu über 60 Prozent zerstört“, sagt Josef Allendorf zu Ferdinand Muhle, der das direkt notiert.
Verkümmerte Kolbe
Gemeinsam mit den Schulze Niehoffs werden ein paar Kolben abgebrochen und von den Lischblättern, wie die Blätter rund um den Kolben heißen, befreit. Der Schaden ist auch für Laien direkt sichtbar.
Viele Kolben sind nicht richtig entwickelt. „Ich würde sagen, hier haben wir es mit Einbußen von 30 Prozent zu tun“, so Schulte zu seinen beiden Kollegen, die ihm Kopf nickend zustimmen. Nach nur wenigen Minuten steht fest, Schulze Niehoffs bekommen eine Entschädigung.

Auch das notiert Ferdinand Muhle sofort auf dem Tablet. Abschließend geht er mit Berthold Schulze Niehoff nochmal genau durch, was besprochen wurde. Der unterschreibt daraufhin das Gesprächsprotokoll ebenfalls auf dem Tablet. „Die Regulierung erfolgt jetzt automatisch. In ein paar Tagen haben Schulze Niehoffs ihr Geld“, so Schulte.
Keine Futterqualität
Auch wenn Berthold und Hugo Schulze Niehoff froh sind über die schnelle und unkomplizierte Regulierung des Schadens, blicken sie sorgenvoll auf die nächsten Monate. „Die Weizenernte ist komplett in einer Biogasanlage gelandet“, erzählt Berthold Schulze Niehoff. Durch den vielen Regen und den Hagel könne der Ertrag der 18 Hektar nicht als Futter verwendet werden, so der Landwirt.
Und auch der verminderte Ertrag im Mais muss durch den Zukauf von Futter ausgeglichen werden. „Irgendwas müssen unsere Tiere ja fressen“, erklärt Schulze Niehoff. Die Flächen seien seit 40 Jahren gegen Wetterereignisse versichert, sagt Hugo Schulze Niehoff. In manchen Jahren habe man die Versicherung nicht gebraucht, in diesem Jahr seien sie sehr froh versichert zu sein, ergänzt er.
Schaden reiches Jahr
Die drei Vertreter der Versicherung bestätigen, das. „In diesem Jahr gab es wirklich ausgesprochen viel starken Niederschlag, der massive Schäden auf den Getreidefeldern hinterlassen hat“, sagt Josef Allendorf. Seit Juli ist er an vier bis fünf Tagen in der Woche teilweise bis in die späten Abendstunden unterwegs, um bei mehreren Betrieben am Tag Schäden zu begutachten.
Die Vereinigte Hagel besteht seit gut 200 Jahren und ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. „Das ist so ähnlich wie eine Genossenschaft“, erklärt Dr. Michael Schulte. Interessen von Anteilseigner, wie etwa bei Versicherungen, die Aktiengesellschaften sind, gebe es nicht. Die erzielten Überschüsse kommen somit ausschließlich den versicherten Betrieben zugute.
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