In den öffentlichen Bekanntmachungen der Gemeinde taucht das Thema als Punkt 28 der jüngsten Gemeinderatssitzung auf – im nicht-öffentlichen Teil: „Angebot der Kirchengemeinde St. Brigida – St. Margareta zum Ankauf Altenwohnhaus St. Josef.“ Was dazu am 12. Dezember genau besprochen wurde, ist mit Blick auf die Vertraulichkeit der Sitzung nicht zu erfahren.
Bürgermeister Dieter Berkemeier zeigte sich auf Nachfrage sogar erstaunt darüber, dass der Inhalt dieses Tagesordnungspunktes überhaupt so detailliert veröffentlich wurde. Mit Verweis auf den Schutz sensibler Belange war ihm nur so viel zu entlocken: „Ja, es gibt Gespräche.“
Alles hängt zusammen
Es zeichnet sich aber ab, dass es dabei um weitaus mehr geht als „nur“ um den Verkauf/Kauf eines Altenheims. Nach Informationen der Redaktion ist das nämlich nur ein Teil einer durchaus komplexen Thematik.
Rückblende: Wie berichtet hat die Stiftung Haus Hall, Betreiberin des Altenwohnhauses St. Josef (ASJ), schon länger die Absicht, die Hausgemeinschaftsanlage Haus Ulrich am Nordring zu erweitern, benötigt dafür weitere Grundstücke. Ein Neubau würde dann aber die Nutzung des Altbaus überflüssig machen.
Gleichzeitig steht beim Legdener Rathaus die Entscheidung Erweiterung/Sanierung/Neubau an. Außerdem sind Immobilie und Grundstück des ASJ auch grundsätzlich attraktiv. Selbst wenn das Altenwohnhaus sich nicht sinnvoll als Rathaus nutzen ließe, seine Zentralität wäre auch in andere Ideen der Gemeindeplanung „einzubauen“. Stichwort neues Ortszentrum auf dem Venceremos-Gelände.
Allgemeine Diskretion
Konkret will sich aber keine der beteiligten Stellen dazu äußern. Pfarrer Siegfried Thesing von der Kirchengemeinde St. Brigida und St. Margareta, in deren Besitz sich die Liegenschaft am Trippelvoetsweg 4 befindet, war gestern nicht erreichbar. Auch in der Zentralrendantur Ahaus-Vreden, also der Verwaltungsstelle für die Kirchengemeinden, die sich auch um deren Vermögensangelegenheiten kümmert, ist man relativ zugeknöpft. „Die Sachverhalte werden mit dem Kirchenvorstand und nicht zuerst mit der Zeitung besprochen“, sagt deren Leiter Heinz Gewering.
Matthias Resing, Referatsleiter Liegenschaften, wird etwas deutlicher: „Wir befinden uns in Abstimmungsgesprächen mit der Gemeinde und der Stiftung Haus Hall.“ Man arbeite an einer Gesamtlösung und schaue, welche Möglichkeiten es gebe. Anfang des kommenden Jahres, so hoffe er, sei man einen Schritt weiter.
Dr. Thomas Bröcheler, Geschäftsführer der Stiftung Haus Hall und auch der ASJ-Betreibergesellschaft, informiert aus seiner Sicht über die aktuelle Situation. Ausgangspunkt sei vor einiger Zeit die Erkenntnis gewesen, dass der Anspruch an zeitgemäße Altenheimplätze in der Altimmobilie nicht umzusetzen sei. Daraus hätten sich die Neubaupläne für Haus Ulrich in der Verlängerung der bestehenden Gebäude ergeben.
Und zwar auf einer 2000 Quadratmeter großen Fläche. „Die Planung erfolgt in Abstimmung mit Landschaftsverband und Kreis Borken, und wir hoffen, dass wir 2023 den Bauantrag stellen können“, erklärt Bröcheler.
Frei für neue Nutzung
Im Anschluss daran geht er von einer mindestens eineinhalbjährigen Umsetzungsphase aus, sodass die Eröffnung der neuen Anlage, sollte alles planmäßig laufen, im Jahr 2025 sein könnte. Da die 42 neuen Pflegeplätze die zurzeit 44 im historischen Altbau ablösen würden, stehe dieser dann für eine andere Nutzung zur Verfügung.
Wie die aussehen könnte, sollte, werden die nächsten Verhandlungsrunden ergeben. Mit dem Auszug aus dem Altenwohnhaus wäre aber zumindest das erste große Puzzleteil gelegt. Wie sich das in ein Gesamtbild einfügt und wie eine „Gesamtlösung“ überhaupt aussehen soll, dafür werden wohl noch etliche Abstimmungen erforderlich sein.