Gegründet 1839 Ralf Uppenkamp führt Tischlereibetrieb in 6. Generation

Gegründet 1839 : Ralf Uppenkamp führt Tischlereibetrieb in 6. Generationen
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Fast 190 Jahre Unternehmens- und Familiengeschichte hat Ralf Uppenkamp im Rücken und die Zukunft vor Augen. Eine große Verpflichtung, aber nicht nur. „Es ist doch etwas sehr Schönes, das hat schließlich nicht jeder“, freut sich der 39-Jährige über die Uppenkampsche „Generationen-Liste“.

Den Grundstein dafür legt Johann-Bernhard Uppenkamp 1839 und gründet am Fliegenmarkt in Legden eine Stellmacherei und Tischlerei. 1853 wird daraus der Meisterbetrieb Uppenkamp. In einer Zeit, in der das Holz, das für die Verarbeitung zu Fenstern, Türen oder Möbeln gebraucht wurde, noch mit dem Pferd aus dem Wald gezogen wurde.

Stetiger Wandel

Und immer wieder erlebt der Traditionsbetrieb in den vielen Jahrzehnten seines Bestehens den Wandel - darunter allein zwei Weltkriege - und macht sich vor Ort mit Qualität einen Namen. 1981 übernimmt Tischler- und Zimmermeister Hubert Uppenkamp das geschäftliche Steuerrad, das er 2020 an Sohn Ralf weitergibt.

Unter Hubert Uppenkamps Regie wächst der Betrieb weiter, sodass der Platz in den bisherigen Betriebsräumen nicht mehr ausreicht und er die Umsiedlung zum Gewerbegebiet Heying Esch veranlasst. Seit 1993 ist der Firmensitz daher nicht mehr am Fliegenmarkt, sondern Zur Dinkel 37.

Gleichzeitig bringt der Senior auch ein bis heute geltendes Unternehmensprinzip auf den Weg: Mitarbeitergewinnung durch Ausbildung. Allein 41 Lehrlinge gehen auf das „Konto“ von Hubert Uppenkamp.

Erfahrungsschatz und neue Ideen

Und Sohn Ralf erinnert sich noch gut daran, dass die Lehrlinge auch so etwas wie Familienanschluss im Hause Uppenkamp hatten: „Die saßen beim Essen mit uns am Tisch, und Oma kochte für alle.“ Für einige von ihnen wird neben der Kost auch für Logis bei Uppenkamp gesorgt.

Auf den Erfahrungsschatz seines Vaters möchte Ralf Uppenkamp nicht verzichten und freut sich sehr, dass beide Eltern den Sohn auch als Geschäftsführer weiter unterstützen. Auch wenn er naturgemäß neue Ideen im Köcher hat, nicht alle Abläufe im Verarbeitungsprozess wie früher in Handarbeit erfolgen, er eine CNC-Fräse angeschafft hat.

Der Rohstoff ist aber noch immer der gleiche wie vor fast zwei Jahrhunderten, und der wird wie gehabt vorzugsweise regional eingekauft. Der Firmenchef zeigt auf die „eingeschnittenen“ Holzstämme, die im Hof lagern. Lärche, Eiche, Buche aus den Wäldern rund um die Egelborg oder anderen der Umgebung. Einen Favoriten bei den Sorten hat er nicht, aber: „Eiche ist schon sehr schön.“

Und eine Holzart bringt ihn sogar zum Schwärmen, auch wenn sie nicht aus der Region stammt: Zirbenholz aus Österreich, das wegen seiner auffälligen Maserung für den Innenausbau gerade besonders gefragt ist und sogar noch mehr zu bieten hat. „Das Holz duftet wegen seines ätherischen Öls recht intensiv.“ Dem wird sogar nachgesagt, dass es eine schlaffördernde Wirkung habe, weil es die Melatonin-Produktion anregt.

Der alte Uppenkamp-Stammsitz am Fliegenmarkt.
Der alte Uppenkamp-Stammsitz am Fliegenmarkt. © Christiane Hildebrand-Stubbe

Wie schon zu Gründerzeiten ist die Be- und Verarbeitung von Holz das Kerngeschäft der Uppenkamp GmbH. Am Ende werden daraus Fenster, Türen, Fußböden, Decken oder Mobiliar. Die Produktpalette ist gewachsen und es wird am Heying Esch gefertigt und bei Bedarf vor Ort montiert.

Im Auftrag von privaten, gewerblichen und öffentlichen Kunden, darunter auch die Gemeinde Legden. Vorzugsweise im Umkreis von rund 100 Kilometern. „Wir fahren auch schon mal nach Hamburg, wenn es der Kunde wünscht, das ist aber die Ausnahme“, sagt Ralf Uppenkamp.

Holz liegt im Trend

Ein Bild aus dem Familienalbum zeigt, wie früher bei Uppenkamp gearbeitet wurde.
Ein Bild aus dem Familienalbum zeigt, wie früher bei Uppenkamp gearbeitet wurde. © Privat
Auch die Hunnenporte in Asbeck trägt die Handschrift von Uppenkamp: Die äußere Hälfte der Tür wurde im Frühjahr erneuert.
Auch die Hunnenporte in Asbeck trägt die Handschrift von Uppenkamp: Die äußere Hälfte der Tür wurde im Frühjahr erneuert. Im Inneren war mit Bleistift der vermutlich erste Hersteller vermerkt. © Markus Gehring

Inzwischen sind es aber neben Holz- auch Kunststofffenster, die bei Uppenkamp bestellt werden, hinzugekommen sind auch Überdachungen - von Terrassen zum Beispiel, aber auch Carports und Wintergärten. Dann mitunter auch in Kombination von Holz und Aluminium oder anderen Materialien. Und zunehmend wird Holz als Material für den Innenausbau nachgefragt. Holz hat nämlich längst sein lange Zeit verstaubtes Image abgestreift und liegt im Trend.

Und weitere Veränderungen bei den Ansprüchen der Kunden hat der Geschäftsführer festgestellt: „Die legen heute mehr Wert auf energetische Vorteile, Nachhaltigkeit und Umweltschutz.“ Auch darauf habe man reagiert und bringe sogar einen natürlichen Kasein-Leim zum Einsatz.

Zukunftsvorsorge: Ausbildung

Auch dieser moderne Outdoor-Bereich stammt aus dem Hause Uppenkamp.
Auch dieser moderne Outdoor-Bereich stammt aus dem Hause Uppenkamp. © Privat

Zwar haben auch gestiegene Preise - bei Bauholz und Energie zum Beispiel - beim Legdener Unternehmen Wirkung gezeigt, dennoch sieht sich Ralf Uppenkamp gut auf die Zukunft vorbereitet. Beim Bauholz habe sich die Situation etwas entspannt, und in Sachen Heizung hat sich der Betrieb durch die Verwendung der eigenen Holzabfälle und einer PV-Anlage Vorteile verschafft.

Die wichtigste Zukunftsvorsorge aber, um das Qualitätsversprechen seiner Vorfahren auch künftig zu gewährleisten, sind für ihn die Mitarbeiter. Zurzeit sind es neun und zwei Auszubildende, im August wird noch ein weiterer Azubi hinzukommen. Sein Schlüssel für qualifizierte Mitarbeiter: die innerbetriebliche Ausbildung. Vor diesem Hintergrund ist auch die geplante Erweiterung der Halle eine Investition in die Zukunft.

Ganz privat freut sich Ralf Uppenkamp, dass die beiden Söhne (acht und sechs Jahre alt) schon gerne in der Firma mithelfen. Die Tochter ist mit ihren zwei Jahren noch zu klein. Insofern ist der Boden für die siebte Generation schon vorbereitet.

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