In den 60ern waren es mal sechs Betriebe, heute ist noch einer übrig. Die Rede ist von den Gärtnereien in der Legdener Bauerschaft Deipenbrock. Auf einer Fläche von etwa zehn Hektar entstanden dort vor etwa 60 Jahren sechs Gartenbauunternehmen mit unzähligen Gewächshäusern. Die meisten davon werden mittlerweile nicht mehr bewirtschaftet.
Heute ist nur noch eine der Gärtnereien aktiv. Dietmar Boom und Claudia Flüthmann-Boom bieten mit ihrem Team ganzjährig saisonale Blumen, Beet-, Balkon- und Gemüsepflanzen an. „Auf Wunsch bepflanzen wir natürlich auch Balkonkästen oder Blumentöpfe und liefern Pflanzen an Kunden aus“, erläutern sie im Gespräch mit der Redaktion. Gerade ältere Kunden nähmen das gerne an.

Die Pflanzen, die ihre Kunden an sechs Tagen in der Woche ab Hof kaufen können, stammen zum einen aus der eigenen Produktion, zum anderen fährt Claudia Flüthmann-Boom aber auch direkt zu den Gärtnereien in der Region. „Dort suche ich mir auf den Feldern dann die Pflanzen aus, die ich für meine Kunden einkaufe“, erklärt sie. Blumen seinen mittlerweile zum Luxusprodukt avanciert, deshalb sei es ihr wichtig, dass die Qualität stimme, betont die gelernte Gärtnerin und Floristin.
Neben dem Pflanzenverkauf ab Hof werden in dem Legdener Gärtnereibetrieb aber nach wie vor Zierpflanzen gezogen, gibt Claudia Flüthmann-Boom Einblick in ihre tägliche Arbeit. Für einen Großabnehmer produzieren sie und drei Angestellte Topfpflanzen pünktlich auf Termin. Wie das ausgeklügelte Zusammenspiel aus Lüften, Gießen und Lichtprogramm funktioniert, zeigt und erklärt die Legdenerin genau.

Zu Beginn stehe der einzige automatisierte Arbeitsschritt im gesamten Prozess, erklärt die leidenschaftliche Gärtnerin. „An der Topfmaschine stand ich tatsächlich schon damals, im Betrieb meiner Eltern“, erzählt sie schmunzelnd. Automatisch befüllt die Maschine Blumentöpfe mit Erde. Mit einer Vorrichtung, die ein bisschen wie ein Rechen aussieht, können dann immer zwanzig Töpfe gleichzeitig ins Beet gesetzt werden.
Dort gelangen die zigtausend Stecklinge von Hand in die Töpfe. „Das sind sehr kleine Pflanzenteile, die nur aus ein paar wenigen Blättern bestehen“, zeigt Claudia Flüthmann-Boom ein Exemplar in ihrer Hand. Die wachsen dann unter einer Schutzschicht aus Folie und Vlies an. Um die Pflanzen im Sommer vor der extremen Hitze in den Gewächshäusern zu schützen, würden zum einen die gläsernen Dächer mit Kalkfarbe gestrichen, so die Legdenerin.

Zum anderen würde das Vlies regelmäßig mit Wasser besprenkelt, das kühle die jungen Gewächse zusätzlich. „Nach einer guten Woche haben die Stecklinge Wurzeln gebildet, dann kann die Folien-Vlies-Abdeckung wieder runter“, so die Pflanzen-Expertin. Nach weiteren ein bis zwei Wochen erfolgt der nächste händische Eingriff an den kleinen Topfpflanzen.
Damit sich zum Beispiel Chrysanthemen schön verzweigen und üppig Blüten produzieren, werde die Pflanze quasi geköpft. Danach kehrt erstmal etwas Ruhe ein. Ein paar Wochen haben die Pflanzen Zeit, um sich zu entwickeln. „Auch wenn ich das schon seit über 35 Jahren mache, freue ich mich immer noch, wenn alle Stecklinge anwachsen und sich die Anzucht gut entwickelt“, bestätigt Claudia Flüthmann-Boom.

Damit die Pflanzen bei Übergabe mit reichlich Knospen und ein paar geöffneten Blüten ausgestattet sind, werden sie täglich mit einer Folie abgedeckt. Durch die genau kalkulierte Lichtmenge entwickelt sie sich punktgenau, wie die Legdenerin an drei Pflanzen zeigt. Verpackt in Paletten auf Rollcontainern verlassen die Pflanzen die Legdener Gärtnerei dann nach mehreren Wochen, um einen Endverbraucher zu erfreuen.
Diesen Artikel haben wir am 10. Oktober 2024 veröffentlicht.