Vom ersten Antrag, auch als Frau aktives Mitglied im Schützenverein werden zu können, bis zur Umsetzung sind 16 Jahre vergangen. Der Schritt aus der Reihe der Schützen in den Vorstand dauerte nur 12 Monate. Lara Linnemann (23) und Lea Revers (23) bereichern seit der Mitgliederversammlung des Legdener Schützenvereins Wehr das Vorstandsteam als Beisitzerinnen.
Thomas Janning (56), der sein Amt nach 25 Jahren als Vorstandsmitglied des Vereins vertrauensvoll in die Hände seines Nachfolgers Erik Hülsken (34) gelegt hat, erinnert sich noch genau. „Beim Vogelschießen kamen wir nicht so richtig voran. Es dauerte länger als sonst, bis sich ein Bewerber fand, der den hölzernen Vogel von der Stange schoss“, erinnert er sich zurück in das Jahr 2008.
Bernadette Grote sei damals federführend gewesen, ergänzt der Legdener. Kurzerhand habe sie mit einigen Frauen ein Stück der Papiertischdecke abgerissen und darauf einige Forderungen formuliert. „Nach einem nicht sehr schönen Verlauf des Vogelschießens beantragen die Unterzeichner eine Frauenkompanie“, ist auf dem Stück Vereinsgeschichte zu lesen.
Insgesamt 52 Frauen unterzeichneten den Antrag auf mehr Mitspracherecht und gleichberechtigtes Mitwirken als Mitglied im Schützenverein damals und überreichten das Papier an Hermann Heuer, den damaligen Vorsitzenden. Bis zur nächsten Mitgliederversammlung hatten sich die Wogen geglättet. Niemand dachte noch an den Antrag und erstmal lief alles weiter wie bisher.
Offizieller Antrag
Nachdem der Schützenverein Beikelort-Isingort als erster Legdener Schützenverein auf seiner Generalversammlung 2022 entschieden hatte, Frauen eine Mitgliedschaft im Verein zu ermöglichen, kam auch bei den Wehrer Frauen erneut der Wunsch auf, mit den Männern aktiv am Vereinsleben teilhaben zu dürfen. „Jana Kröger und Jessica Löhring ergriffen 2023 vor der Versammlung die Initiative und sprachen mich auf das Thema an“, erzählt Thomas Janning.
Er habe die beiden direkt ermutigt, einen Antrag zu formulieren und unter den Wehrer Frauen zu erfragen, wer denn alles an einer Mitgliedschaft interessiert sei. Auf der Versammlung ließ er die Anwesenden abstimmen, wie sie generell zu dem Thema stünden. Mit großer Mehrheit, 43 zu 3 Stimmen sprachen sich die Männer für eine Aufnahme der Frauen in ihre Reihen aus.

„Uns war direkt klar, das wollen wir vor dem Jubiläum umsetzen“, so Janning. Gesagt, getan, die Frauen fertigten einen konkreten Antrag an. Anders als noch 2008 war der Wunsch keine eigene Kompanie, sondern gemeinsam mit den Männern Mitglied im Verein zu werden, auf den Vogel schießen zu dürfen und auch in Ämter gewählt zu werden.
Im Februar 2024 war es dann soweit, mit einer Mehrheit von 49 Ja-Stimmen entschied die Mitgliederversammlung der Wehrer Schützen die Satzungsänderung. 35 Frauen traten dem Verein daraufhin bei und marschierten schon beim Jubiläums-Sternmarsch im Mai mit. Nur ein Jahr später war es der Vorstand, der mit einer Bitte an die Frauen herantrat.
Erst Vorstandsposten, dann Königsschuss
„Einige Amtsinhaber aus dem Vorstand hatten signalisiert, ihre Ämter abgeben zu wollen“, erläutert Erik Hülsken. Aus dem Vorstand kam dann die Idee, bei den Frauen zu fragen, ob die sich nicht ein Mitwirken als Beisitzerinnen vorstellen könnten. Lea Revers und Lara Linnemann wurden somit auf der Versammlung im März als erste Frauen in den Vorstand des Schützenvereins gewählt.
„Wir haben uns ziemlich spontan dazu entschieden“, sagt Lara Linnemann schmunzelnd. Auf ihrer ersten Vorstandsversammlung habe es sich aber angefühlt, als sei es nie anders gewesen, betont Lea Revers. Beide Frauen können sich gut vorstellen, auch mal den Vogel abzuschießen. Das geht aber erst ab 2027. Drei Jahre muss man Mitglied im Verein sein, bevor das laut Satzung erlaubt ist. Übrigens egal, ob man männlich oder weiblich ist.
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 3. April 2025.