Schon mehrfach ist Jenany Parameswaran, Leiterin des Fachbereichs eins Bürgerservice und Soziales, nach Feierabend am Rathaus vorbeigefahren, um zu schauen, ob zugewiesenen Flüchtlinge vielleicht doch noch nach Dienstschluss in Legden angekommen sind, erzählt sie im Gespräch mit der Redaktion.
Seit dem Inkrafttreten des Flüchtlingsaufnahmegesetzes im Februar 2023, werden die in NRW eintreffenden Schutzsuchende von der Bezirksregierung Arnsberg auf die 396 Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen verteilt. Auch die Legdener Gemeindeverwaltung bekommt per E-Mail mitgeteilt, wie viele Flüchtlinge wann zu erwarten sind.
„Für die Schaffung einer entsprechenden Unterkunft bleiben dann oft nur wenige Tage“, erläutert Bürgermeister Dieter Bekemeier im Gespräch. Denn, es kommen ja nicht nur gesunde, volljährige Männer und Frauen in Legden an. Unter den Personen sind Familien mit mehreren Kindern, alleinreisende Minderjährige, Schwangere, körperlich eingeschränkte Menschen oder Pflegebedürftige, ergänzt der Bürgermeister.
Wohnungssuchen in wenigen Tagen
Eine auf Pflege angewiesene Frau ist kürzlich mit ihrem Sohn in Legden angekommen. „Innerhalb einer Woche mussten wir eine Wohnung organisieren, die behindertengerecht ist“, erklärt Jenany Parameswaran, was bei der Unterbringung der Migranten zu beachten ist.
Jeder Geflohene hat in seiner neuen Bleibe ein eigens Bett und einen Spind oder Schrank. Außerdem einen Tisch und einen Stuhl. Es gibt eine möglichkeit zu kochen und ein Badezimmer. „Die Menschen bekommen unmittelbar nach ihrer Ankunft in Legden alles, was sie zum täglichen Leben benötigen“, so Parameswaran.
Dazu gehören Bettzeug, Bettwäsche, Handtücher, Geschirr, Besteck und Kochgeschirr. „Die Pakete sind fertig gepackt. Darum kümmern sich die beiden Hausmeister“, erläutert Bürgermeister Dieter Berkemeier. Mit Kleidung werden die Flüchtlinge über die Kleiderkammer versorgt.
Reise durch NRW
Die Asylbewerber haben zu der Reise aus ihrem Herkunftsland nicht selten eine kleine Tortur durch NRW hinter sich, wenn sie bei uns in Legden ankommen, verdeutlicht die Fachbereichsleiterin. Die meisten Schutzsuchenden aus anderen Ländern müssen sich zuerst bei der Landeserstaufnahmeeinrichtung in Bochum melden. Von dort werden die Flüchtlinge dann weitergeschickt.
„Die bekommenen Tickets für den öffentlichen Personennahverkehr und eine Verbindungsübersicht nach Legden“, sagt Parameswaran. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel auf dem Dorf ist ja für unsereins oft schon herausfordernd, wenn man sich das ohne Sprachkenntnisse vorstellt, weis man, was viele hinter sich haben, ergänzt sie.
Steigerung von 300 Prozent
Betrachtet man die Zahlen der vergangenen zehn Jahre, wird der explosionsartige Anstieg der zugewiesenen Einwanderer deutlich. Ausgenommen dem Jahr 2015, in dem durch die Migrationskrise 148 Menschen in Legden aufgenommen wurden, kamen jährlich rund 35 Flüchtlinge in Legden an.
Im Jahr 2022 waren es 139 und 2023 sogar 141 Personen, veranschaulicht Jenany Parameswaran. Momentan befinden sich in Legden 283 Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind. Davon sind 132 ukrainischer Herkunft und 151 aus der übrigen Welt.
Von 4 auf 21 Unterkünfte
Vier Unterkünfte mit Platz für 74 Geflüchtete unterhielt die Gemeinde Legden noch im Januar 2022. Mittlerweile sind es 21 Quartiere, in denen bei Maximalbelegung 263 Menschen untergebracht werden können, erläutert die Fachbereichsleiterin. Ende November waren 221 Schutzsuchende in gemeindlichen Unterkünften untergebracht.
„Das bedeutet, es sind rein rechnerisch noch etwa 40 Plätze frei“, sagt der Bürgermeister. Für die kommenden drei Monate seien der Gemeindeverwaltung allerdings schon 75 Personen zugewiesen worden. „Macht eine Differenz von 35 Plätzen“, rechnet Berkemeier vor. Die müssen in den kommenden Wochen irgendwie organisiert werden, verdeutlicht er.
Freie Wohnräume melden
Die Unterbringung von Flüchtlingen in einer Sporthalle ist sowohl für den Bürgermeister als auch für die Fachbereichsleiterin keine Option. Vielmehr hoffen sie auf leerstehende Wohnungen, die der Verwaltung zur Miete angeboten werden.
„Wer Räume zur Verfügung stellen möchte, kann sich per E-Mail an parameswaran@legden.de oder unter Tel. 02566/910229 an Jenany Parameswaran wenden und mit ihr alles Weitere besprechen“, so der Bürgermeister.