Mobil trotz ALS Anika Nickerling wünscht sich rollstuhlgerechtes Auto

Mobil trotz ALS: Anika Nickerling wünscht sich rollstuhlgerechtes Auto
Lesezeit

Ein rollstuhlgerechtes Auto wünscht sich die schwerkranke Legdenerin Anika Nickerling (44). Auf der Spendenplattform „gofundme“ (www.gofundme.com) bittet sie seit 10. Dezember um Unterstützung dafür. Fast 50 Prozent der angestrebten Spendensumme von 50.000 Euro hat sie bereits gesammelt.

„Ich bin dankbar für wirklich jede Spende“, schreibt sie im Austausch mit der Redaktion. Sie habe sich bei jedem einzelnen Spender persönlich bedankt. Sprechen kann Anika Nickerling aufgrund ihrer Amyotrophe Lateralsklerose Erkrankung (ALS) nur noch schwer. Der Austausch über E-Mails oder WhatsApp klappt aber gut.

Fünfstelliger Betrag

Die vierfache Mutter sitzt in einem elektrischen Pflegerollstuhl. Der passt weder in ein normales Auto, noch kann sie als Beifahrerin in einem handelsüblichen PKW sicher mitfahren. Um trotzdem aktiv am Familienleben teilnehmen zu können, wünscht sich die Familie ein entsprechendes Fahrzeug. Selbst gebrauchte Fahrzeuge kosten aber einen mittleren fünfstelligen Betrag, erklärt die Legdenerin.

Eine Anfrage auf Kostenzuschuss bei der Krankenversicherung wurde abgelehnt. „Wir nehmen großen Anteil an dem Schicksal von Frau Nickerling und haben den von Ihnen beschriebenen Sachverhalt geprüft. Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Datenschutzgründen im Detail leider keine Aussagen treffen können“, antwortet Claudia Giese, Referentin Unternehmenskommunikation auf Anfrage der Redaktion.

Nettes Gespräch aber kein Geld

Gleichzeitig versprach die Mitarbeiterin, sich zeitnah mit Anika Nickerling in Verbindung zu setzen, um die offenen Punkte zu klären. Das Versprechen hat Claudia Giese gehalten und kurz später mit Ingo Nickerling, Anikas Mann, telefoniert.

„Frau Giese war total nett und hatte vor dem Anruf bei uns sogar noch mit der Rentenkasse gesprochen“, schreibt die Legdenerin. Um einen Zuschuss zur Anschaffung eines rollstuhlgerechten PKW zu bekommen, müsse die 44-Jährige jedoch noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein. Das war die vierfache Mutter jedoch zuletzt 2004.

Bald wieder zu Hause

Es gibt aber noch einen Strohhalm, an den sich die Familie jetzt klammert. Wenn Krankenkasse, Rentenversicherung oder Arbeitsamt einen Zuschuss begründet ablehnen, könnte der Träger der Eingliederungshilfe, in NRW ist das der Landschaftsverband Westfalen Lippe, einspringen. „Kraftfahrzeughilfe als Leistung zur sozialen Teilhabe“ heißt das dann. Nickerlings hoffen, von dort Unterstützung zu bekommen.

Es gibt aber auch positive Neuigkeiten. Anika Nickerling hat einen Pflegedienst gefunden, der sie zu Hause betreuen wird. „Wenn alles klappt, kann ich vielleicht schon Ende Februar wieder bei meiner Familie sein“, schreibt sie. Darüber freue sie sich ganz besonders. Durch die invasive Dauerbeatmung ist Anika Nickerling 24 Stunden täglich auf eine intensivpflegerische Unterstützung durch speziell geschultes Fachpersonal angewiesen.

Stephen Hawking
Der Astrophysiker Stephen Hawking (aufgenommen am 30.04.2013 in London) ist wohl einer der bekanntesten ALS-Patienten weltweit. (DPA Symbolbild) © picture alliance / dpa

Amyotrophe Lateralsklerose ist eine fortschreitende Erkrankung der Bewegungsneuronen, die zu Muskellähmung führt, heißt es auf der Internetseite des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (www.dzne.de/aktuelles/hintergrund/amyotrophe-lateralsklerose-als/). Die Mechanismen, die der Krankheit zugrunde liegen, sind bisher noch weitgehend ungeklärt.

Die Krankheit ist nicht heilbar. Eine medikamentöse Behandlung kann den Verlauf jedoch verzögern. In Deutschland gibt es derzeit etwa 8000 bis 9000 Patienten. Im Jahr erkranken hierzulande etwa 2500 Menschen neu an der ALS. Einer der bekanntesten ALS-Patienten ist wohl der britische Physiker Stephen Hawking. Er ist 2018 gestorben.