Witold und Andzelika Sawka sind zufrieden. Beide lächeln beim Gespräch mit der Redaktion und bestätigen, dass das Experiment, das sie im vergangenen Jahr gestartet haben, für sie erfolgreich war. Überraschend, wenn man bedenkt, dass das Ergebnis anders ausfällt, als sie sich das vermutlich gewünscht haben.
Im August 2023 haben die beiden auf ihr Wohnhaus im Legdener Mühlenbrey eine Windkraftanlage gebaut. Die erste in der Region. Diese sollte zur energetischen Unabhängigkeit ihres Haushaltes beitragen. Nicht ganz uneigennützig, denn Witold Sawka hatte den Plan, solche Anlagen zukünftig den Kunden seines Unternehmens anzubieten.
Nicht der richtige Wind
Das wird jedoch nicht geschehen. Das Ergebnis des Experiments – als solches haben Sawkas die Installation des Windrads ausdrücklich deklariert – ist zu schlecht ausgefallen. „Der Wind weht hier einfach nicht optimal“, erklärt der Elektroniker. Innerorts würden die Winde einfach zu sehr zerstreut.
Er habe sich mit mehreren Wetterexperten über das Thema unterhalten. Die hätten erklärt, Wind könne man sich nicht gleichmäßig wie den Kegel einer Lampe vorstellen. Sobald Wind auf Hindernisse wie zum Beispiel Bäume, Häuser oder einen Kirchturm treffe, entstünden Verwirbelungen. Und dieser innerorts nahezu immer ungleichmäßig wehende Wind sei für die Windkraftanlage ungünstig, beschreibt Sawka anschaulich.

Andzelika Sawka spricht einen weiteren Punkt an, den sie völlig unterschätzt hätten. „Manches Mal, wenn das Windrad anlief, habe ich mich richtig erschreckt“, erläutert sie. Wie vom Hersteller angegeben, drehen sich die Propeller erst ab einer Windstärke von 25 Kilometern pro Stunde.
Die Anlage sei nicht nur laut, pflichtet ihr Mann ihr bei, das ganze Haus habe so stark vibriert, dass sie teilweise sogar nachts davon wach geworden seien. Laufe die Anlage, die am Dachstuhl des Wohnhauses befestigt ist, einmal, höre man aber nur noch ein leises Summen, ergänzt der Legdener.
Stillstand trotz Wind
Dass der Standort für das Windrad scheinbar nicht optimal war, ist aber nicht nur den Sawkas aufgefallen. „So mancher Nachbar und Passant hat erstaunt gefragt, was denn da los sei“, erzählt Witold Sawka. Obwohl starker Wind wehe und sich die Bäume raschelnd bewegten, standen die Propeller still.
Im Laufe der Monate habe sich einfach gezeigt, dass der Selbsttest genau der richtige Weg war. „Mir ist sehr wichtig, dass ich meinen Kunden nur Produkte anbiete, deren Funktion ich vorher selbst überprüft habe und von denen ich zu 100 Prozent überzeugt bin“, stellt Witold Sawka klar.
Zu teuer für Idealismus
Die Miniwindkraftanlage gehöre jetzt nach der zehnmonatigen Probezeit – zumindest für den Einsatz auf einem innerstädtischen Einfamilienhaus – definitiv nicht dazu, so Sawka. Und das, obwohl es kurze Zeit nach der Inbetriebnahme bereits erste Anfragen von Interessenten gab. „Zwei Kunden hatten sich bereits Anlagen anderer Hersteller gekauft und baten mich darum, diese auf ihren Dächern zu installieren“, erzählt er. Das habe er aber abgelehnt.
Witold Sawka schätzt, dass es bis zu 15 Jahre dauern würde, bis sich die 4800 Euro teure Anlage amortisiert hätte. „Und da spreche ich nur über die reinen Anschaffungskosten“, stellt er klar. Zuzüglich müsse man noch mit Kosten für einen Dachdecker rechnen, der das Windrad auf dem Dach montiert. „Das ist für reinen Idealismus einfach zu teuer“, erklärt Witold Sawka.
Die Eheleute Sawka überlegen noch, was mit ihrer Anlage jetzt passiert. Eine Option sei, die Anlage zu deinstallieren und für den Einsatz an anderen Orten – zum Beispiel im Außenbereich oder an der See – zu verleihen. „Eventuell verkaufen wir sie aber auch einfach wieder“, sagt Witold Sawka abschließend.