Hermann Wenning (60), der Kindheit und Jugend in Legden verbrachte, hat sein altes Leben, in dem er schon als Jugendlicher in Alkohol, Drogen und Spielsucht abstürzte, längst hinter sich gelassen. Als Autor, vor allem aber als Vortragender in Schulen, leistet er intensive Präventionsarbeit, möchte junge Menschen davor bewahren, seinen Weg zu gehen. Auch, indem er ihnen immer wieder vom Schmerz und der Dunkelheit erzählt, die damit verbunden sind.
Dennoch stößt er bei seinem Einsatz auch an Grenzen seiner Einflussmöglichkeit, hat sich daher noch für einen ganz anderen Schritt entschieden: „Ich möchte, dass ,Leben‘ ein Pflichtfach in allen Schulen wird.“ Seinen Wunsch hat er jetzt auch offiziell untermauert – in Form einer Petition, die er bereits am 30. September an den Landtag NRW verschickt hat. Seit Jahresbeginn läuft diese auch im Netz (https://www.change.org/jungeLEBENretten) Seine Idee: „Dieses Fach soll Kinder und Jugendliche vor den Gefahren des Lebens schützen“. 293 (Stand 12.01.) User sehen das auch so und haben bislang unterzeichnet.
Basis-Prävention
Auslöser für diese andere Form von Prävention ist für Hermann Wenning der Selbstmord eines Schülers, von dem er durch dessen Vater bei einem seiner Schulauftritte erfährt. Mobbing war wohl der Hintergrund für die Verzweiflungstat des Sohnes. Außerdem erlebt Hermann Wenning, dass es an den Schulen schon Angebote für Schüler in Krisen gibt, man dort aber oft personell gar nicht dazu in der Lage ist, in jedem Fall zu helfen. Außerdem ist da nach Wennings Meinung das Kind vielleicht schon in den Brunnen gefallen.
Seine Idee für das neue Schulfach „Leben“: „In 12 Themen-Blöcken über je drei Wochen soll das ganze Schuljahr ausgefüllt werden. Zur Unterstützung der Themenblöcke können Bücher, Filme, Internetangebote und auch erfahrene und betroffene Referenten von außen hinzugezogen werden.“
Der 12-Punkte-Plan
Grundlage seines Aktionsplans sind 12 Punkte. Daraus einige Beispiele:
Mobbing: Es gibt Studien, dass 1 Million Schüler jährlich gemobbt werden. Mobbing kann schwere psychische Folgen haben, die oft zum Selbstmord führen. In Deutschland nehmen sich jährlich über 10.000 Menschen das Leben, davon ist jeder Fünfte ein Mobbingopfer.
Gewalt: Laut Kriminalstatistik gibt es in geschlossenen Partnerschaften über 130.000 Gewalttaten jährlich, meistens gegen Frauen. Kinder und Jugendliche, die Gewalt in Familien kennenlernen, neigen oft selber zu körperlichen Übergriffen, daher ist es sehr wichtig, Wege aus dieser Gewaltspirale zu finden und jungen Menschen, Möglichkeiten der Deeskalation anzubieten.
Sexueller Missbrauch: Über 14.000 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern werden jedes Jahr angezeigt. Die Dunkelziffer ist weitaus höher. Daher ist es sehr wichtig, jungen Menschen zu zeigen, wie sie sich gegen sexuelle Ausbeutung wehren können, um sich dann umgehend Hilfe zu holen.
Sucht hat viele Gesichter
Digitale Medien: In dieser schnelllebigen Zeit ist es wichtig, auf die negativen Auswirkungen und Probleme der Digitalisierung präventiv aufmerksam zu machen, denn bereits 6 Prozent aller Jugendlichen sind süchtig nach Computerspielen und vernachlässigen Schule und sämtliche soziale Kontakte. Auch Mobbing findet immer häufiger in den sogenannten „sozialen Medien“ statt.
Alkohol: 99 Prozent der Deutschen trinken mindestens einmal in ihrem Leben Alkohol. 1,8 Millionen sind abhängig und sogar über 9 Millionen Menschen trinken so viel, dass es gesundheitsschädlich ist. Gewalt in der Ehe und auch gegen Kinder wird ebenfalls überwiegend unter Alkoholeinfluss begangen. Der Grundstein für eine Alkoholabhängigkeit wird fast immer in der Jugend gelegt.
Illegale Drogen: Im Gegensatz zu den legalen Drogen ist der Konsum illegaler Drogen bei Jugendlichen nicht zurückgegangen. Besonders Cannabis wird immer häufiger und früher von Jugendlichen konsumiert. Doch besonders dieser frühe exzessive Konsum von Cannabis und auch anderer illegaler Drogen kann zu schweren psychischen und körperlichen Schäden führen. Legale Highs, Badesalze und andere synthetische Drogen sind heutzutage „kinderleicht“ im Internet zu beschaffen. Hier ist Information und Aufklärung lebenswichtig.
Spielsucht: Knapp 1.300.000 Menschen sind in der BRD glücksspielsüchtig. Neben Geldspielautomaten und in den wie Pilze aus dem Boden schießenden Wettbüros kann heute auch schnell und problemlos im Internet gezockt werden. Wenn Sportidole wie Oliver Kahn und Bastian Schweinsteiger hemmungslos für Spielwetten werben, ist es umso wichtiger, auf die Gefahren der exzessiven Spielleidenschaft hinzuweisen.

Essstörungen: 5 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Essstörungen. Übergewicht, Untergewicht, Magersucht und auch Bulimie zeigen, wie vielfältig dieser Problembereich ist. Oft fangen Essstörungen schon in jungen Jahren an. Fernsehsendungen wie Germany’s Next Topmodell oder falsche Leitfiguren aus dem TV und dem Internet motivieren oft Kinder und Jugendliche, in falsche Bahnen gelenkt zu werden.
Geld: Über 10 Prozent der Deutschen sind mit durchschnittlich 30.000 Euro so verschuldet, dass sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Der Konsumdruck, man kann auch sagen Konsumzwang, treibt oft schon junge Menschen in die Schuldenfalle, die sie aus eigener Kraft nicht wieder verlassen können. Auch den Umgang mit Geld kann man lernen.
Hoffen auf Unterstützer
Hermann Wenning ist sich darüber im Klaren, dass es sehr schwer sein wird, seine Petition zum Erfolg zu führen. Allein der formale Weg werde wohl einige Monate dauern. Wichtig ist ihm aber, das Anliegen überhaupt in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Daher hofft er auch auf prominente Mitstreiter/Fürsprecher. „Jens Spahn wäre schön und natürlich auch Ministerpräsident Hendrik Wüst, beide kommen ja aus dem Kreis Borken.“
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