Der Anblick des jüdischen Friedhofs in Legden hat sich sehr verändert. Und das zum Positiven. Seit drei Jahren hegen und pflegen zehn Schüler der Legdener Paulus-van-Husen-Schule die Fläche gemeinsam mit ihrem Lehrer Andreas Wellenbüscher. Im Februar 2022 erhielten sie dafür sogar den Heimatpreis.
Der Heimatverein hatte die zehn Jungen im Alter von 12 bis 15 Jahren dafür vorgeschlagen. Die Schüler haben überzeugt und bekamen den Zuschlag. Von den 2500 Euro Preisgeld sind sie auf eine Klassenfahrt nach Berlin gefahren, um sich dort unter anderem mit einer Nachfahrin der aus Legden stammenden jüdischen Familie Rosenbaum zu treffen, schreibt Andreas Wellenbüscher in einer Pressemitteilung.
Begonnen hat alles mit einer Kooperation zwischen Schule und Heimatverein. Seit drei Jahren sind jeden zweiten Dienstag Ehrenamtliche des Heimatvereins in der Paulus-van-Husen-Schule und beschäftigen sich mit den Schülern zum Thema jüdische Geschichte in Legden, so Gerd Heuser der Vorsitzenden des Heimatvereins im Telefonat mit der Redaktion.
Neue Bäume und Hecke
Zu Beginn des Projekts habe man sich intensiv mit dem Friedhof beschäftigt, da dieser in keinem guten Zustand gewesen sei. Mittlerweile wurden dort eine neue Hecke und zwei neue Bäume angepflanzt, erklärt der Vorsitzende des Heimatvereins. Doch bei der Pflege des Friedhofes ist es nicht geblieben. Die Gedenkstätte wurde zum Lernort.
„Mal reinigen wir gemeinsam mit den Schülern die Stolpersteine, mal gehen wir zum jüdischen Friedhof und mal sprechen wir in der Schule über die Vergangenheit jüdischer Familien in Legden, das ist immer ganz unterschiedlich“, erklärt Heuser. Durch die Arbeit auf dem Friedhof sei das Interesse der Schüler für die Schicksale der jüdischen Familien, die oft in Vertreibung und Tod durch die Nazis in den Vernichtungslagern endeten, groß, weiß Heuser.
Besuch im Bundestag
In den drei Tagen in Berlin haben die Schüler auch den Deutschen Bundestag besucht und sind dort von der Bundestagsabgeordneten Sarah Lahrkamp empfangen worden. Vor Ort haben sie nicht nur vieles über den Politikbetrieb in Berlin erfahren, Lahrkamp versprach auch einen Gegenbesuch in Legden, schreibt Wellenbüscher weiter. Gemeinsam mit Schülern, dem Lehrer und dem Vorsitzenden des Heimatvereins besuchte Lahrkamp den jüdischen Friedhof und war begeistert vom Einsatz der Schüler.
Und die glänzten direkt mit ihrem Fachwissen und konnten Sarah Lahrkamps Fragen zur Geschichte des Friedhofs und den entsprechenden jüdischen Besetzungsritualen sachkundig beantworten. Gerd Heuser betonte weiter, wie sehr sich das Leben des Schul-Namensgebers Paulus van Husen, Jurist und Widerstandskämpfer, eignet, um aus diesem Projekt eine Langzeitaufgabe zu machen.