„Eine Bombe über Legden abgeworfen und das Ruhrgebiet hat weder Gas noch Strom.“ So drückte ein Legdener bei einem der letzten Bürgerdialoge der Amprion aus, was viele im Dahliendorf vielleicht denken. Seit Jahren werden in und um Legden und Asbeck unzählige Strom- und Gasleitungen verlegt und Infrastruktur für die Energieversorgung errichtet.
Insgesamt liegen hier fünf Gas- und zwei Stromleitungen. Eine weitere Wasserstoffverbindung und eine weitere Stromautobahn befinden sich in Planung. Außerdem wurden in den vergangenen Jahren die Kabelübergabepunkte, der Energietunnel, die Gasdruckregelanlage und die Verdichterstation gebaut.
Deutlich mehr als anderswo. So fühlt es sich zumindest an. Um mal einen Überblick über die Projekte der vergangenen Jahre zu bekommen und um auch den Legdenern zu verdeutlichen, was da alles unter und neben dem Dorf verbaut ist und noch wird, haben wir alle Betreiber von Fernleitungen angeschrieben und um Auskunft gebeten, wo was verläuft und betrieben wird. In einer Karte stellen wir die Ergebnisse dar.
Fernleitungen
Dabei nehmen wir nur die Leitungen und Einrichtungen in den Fokus, die nicht mit der direkten Versorgung der Legdener und Asbecker Haushalten in Verbindung stehen. Also Leitungen, die zum Beispiel Strom vom Wattenmeer ins Landesinnere befördern oder Ferngasleitungen.
Wir beginnen mit der Firma Amprion, die baut seit 2021 eine 380-Kilovolt-Leitung zwischen Dörpen-West in Niedersachsen und der Umspannanlage Niederrhein in Wesel. Über diese Stromautobahn soll ab 2027 Strom von Nord- nach Süddeutschland transportiert werden.

10 Kilometer der insgesamt 180 Kilometer langen Leitung verlaufen über und unter Legdener Gemeindegebiet. Erstmals hat die Firma Amprion in Legden einen sogenannten Energietunnel gebaut, in dem das Erdkabel etwa 2000 Meter unter Legden hindurch verlegt wurde. Neben dem Tunnel und neuen Masten wurden deshalb auch zwei Kabelübergabestationen, eine im Beikelort und eine im Frettholt errichtet.
Außerdem gibt es an den beiden Tunnelenden, in der Nähe des Bahnhofs und am Bleikenkamp gegenüber der Reithalle, jeweils eine Station. „Bei den Kabelübergabestationen, wo die Freileitung auf Erdkabel wechselt und umgekehrt wird die Fertigstellung voraussichtlich erst Ende 2025 erfolgen“, schreibt Linus Dahm, der Projektsprecher in seiner E-Mail.
Nächste Leitung wird geplant
Gleichzeitig plant die Firma Amprion schon ihr nächstes Projekt, das ebenfalls durch Legden verlaufen wird. Über die Windader West soll Strom von den Offshore-Windparks auf See ins Landesinnere transportiert werden. Der Trassenverlauf wurde kurz vor Weihnachten von der Bezirksregierung beschlossen.
„Im Herbst 2025 werden wir aller Voraussicht nach wieder auf Infotour sein und auch in Legden einen Stopp einlegen. Dann stellen wir den aktuellen Stand zu den Projekten wie gehabt interessierten Bürgerinnen und Bürgern vor“, schreibt Linus Dahm dazu.
Wasserstoff und Erdgas
Weiter geht es mit den Leitungen und Infrastruktureinrichtungen, die die Firma Open Grid Europe (OGE) in Legden betreibt. Die Gasfernleitung Zeelink, ein Gemeinschaftsprojekt mit der Firma Thyssengas (25 Prozent Anteilseigner) verläuft von Aachen bis nach Legden und wurde bis 2021 gebaut, um die reibungslose Umstellung von L- auf H-Gas für rund fünf Millionen Privat- und Gewerbekunden zu gewährleisten, heißt es auf der Internetseite des Projekts.
Des Weiteren betreibt die OGE hier die Leitung 13, die von Norden bis Legden auf Wasserstoff umgestellt wird und ab Legden nach Süden Erdgas transportiert, so Lisa Nohl, Referentin Kommunikation und Projekt-Pressesprecherin bei OGE in ihrer E-Mail. Und die Leitung 63 mit Loopleitung 463, dabei handele es sich um eine Erdgasleitung, die von der Nordsee bis Werne gehe.
Außerdem gibt es eine Gasdruckregelanlage an der Asbecker Straße und die umstrittene Gasverdichterstation, die in der Bauerschaft Haulingort erst im August 2024 in Betrieb genommen wurde. Beide Einrichtungen werden von sieben OGE-Mitarbeitern betreut, die täglich vor Ort sind.
Doch die drei schon genannten Gasleitungen sind bei weitem nicht die einzigen, die unter den beiden Dörfern verlaufen. Die Erdgasleitung 7, die zwischen Legden und dem Chemiepark Marl verläuft, werde für den zukünftigen Transport von Wasserstoff umgerüstet, antwortet Nadine Albach aus dem Hause Evonik.
Weitere Wasserstoffautobahn
Da die ältesten Abschnitte aus dem Baujahr 1942/43 stammen, fanden 2024 umfassende Umbau- und Sanierungsmaßnahmen statt, um die Umstellung der Leitung von Erdgas- auf Wasserstofftransport zu ermöglichen, heißt es weiter in der E-Mail. Die Umrüstung der Ferngasleitung 7 sei Teil des „GET H2 Nukleus-Projektes“ in Kooperation mit anderen Unternehmen.
Ein weiterer Kooperationspartner dieses Projekts ist die Firma Thyssen Gas. Die plant mit dem H2-Leitungsprojekt Emsbüren-Dorsten den Neubau einer Wasserstoffleitung. „In den vergangenen Monaten haben wir im Rahmen einer Grobtrassierung Korridore für einen möglichen Leitungsverlauf entwickelt“, schreibt Annika Preuß, Referentin und Pressesprecherin Projektkommunikation von Thyssengas.

In NRW würden diese Korridore die Grundlage für die im nächsten Jahr anstehende Raumverträglichkeitsprüfung bilden. Das bedeute, dass zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht final feststehe, wo die spätere Leitung genau verlaufen werde, heißt es weiter. Schaut man sich die zugehörige Karte auf der Internetseite des Unternehmens an, ist ein Verlauf durch Legden zumindest nicht ausgeschlossen.