Ein Blick hinter die Kulissen Hämmern, sägen und schrauben für den Legdener Blumenkorso

Ein Blick hinter die Kulissen: Hämmern, sägen und schrauben für den Korso
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Wer samstags mit dem Fahrrad durch Legden fährt oder einen Sparziergang durch das Dahliendorf unternimmt, der hört es überall Sägen und Hämmern. 21 Wagenbaugemeinschaften verbringen momentan die Samstage damit, bunte Wagen für den Dahlienkorso zu bauen, der am 17. September nach sechsjähriger Coronazwangspause endlich wieder durch Legden rollt.

Die Wagenbaugemeinschaft „Unner Uss & Friends“ gibt einen Einblick in das spannende Thema Wagenbau für den Blumenkorso. Die meisten der fünf anwesenden „Bauherren“ haben das Blumenkorso-Gen schon mit der Muttermilch aufgenommen. Sie saßen selbst als Kinder auf einem mit Dahlien geschmückten Wagen und sind im Korso mitgelaufen. Aber auch Familien, die neu nach Legden kommen, seien schnell angesteckt und rutschen in das Thema Blumenkorso mit rein, erklären die fünf. Die Wagenbaugemeinschaft „Unner Uss &Friends“ besteht zurzeit aus 14 Familien.

Vor fast hundert Jahren hatte Vikar Entrup die Idee des Blumenkorsos in Legden angestoßen und war maßgeblich an der Umsetzung beteiligt. Damals motivierte er Nachbarschaften, Dahlienwagen zu bauen, die dann als Umzug durchs Dorf zogen. Die Grundidee ist geblieben. Heute bestehen die Wagenbaugemeinschaften aber nicht mehr nur aus Nachbarn, was in diesem Fall der Name „Unner Uss & Friends“ ja schon sagt.

Die Vorbereitung für den Wagenbau fangen bereits lange bevor Unbeteiligte überhaupt über das Thema Blumenkorso nachdenken an. Die Nachbarschaften überlegen sich bereits zu Beginn des Jahres, welches Thema ihr Wagen darstellen soll. Diese Idee teilen sie dem Blumenkorsoverein mit, der die Ideen sammelt und freigibt.

„Das hat nichts mit Kontrolle zu tun“, erklärt Bernd Feldkamp, einer der Wagenbauer, im Gespräch mit der Redaktion. „Es geht lediglich darum, dass beim Blumenkorso im September nicht drei Wagen mit dem gleichen Thema fahren“, sagt er.

Sobald das Wetter schöner wird, beginnen die Baugemeinschaften dann mit dem Wagenbau. „Das Untergestell benutzen wir bestimmt schon seit 30 Jahren. Nach dem Korso wird das auseinandergebaut und für zwei Jahre verstaut“, erläutert Bernd Feldkamp. „Der Wagen wird mit Muskelkraft geschoben“, ergänzen die Männer. „Da ist kein Motor, nichts dran, nur vier Reifen und Schubstangen.“

Reine Kopfsache

Nachdem der Korsoverein grünes Licht gibt, erstellt Britta Ewelt ein kleines Modell des Wagens, damit sich alle besser vorstellen können, wie der fertige Wagen später aussieht. „Dann bauen wir aus dem Kopf“, sagt Thomas Fleige, der an diesem Samstag auch dabei ist.

Besondere Fähigkeiten brauche es nicht, um einen Blumenkorsowagen zu bauen. In der Wagenbaugemeinschaft gebe es drei Garten- und Landschaftsbauer, einen Maurer und jede Menge Kaufleute, erklären die Männer lachend. „Wenn man das will, kann das eigentlich jeder“, erklären die Männer und ergänzen: „Im Team haben wir bisher immer alles geschafft.“

Materialobolus

Für das Material, wie Holz, Schrauben oder Farbe bekommt jede Wagenbaugemeinschaft einen Obolus vom Blumenkorsoverein. „Das Werkzeug bringen wir von zu Hause mit“, erklärt Thomas Fleige. Den Strom spendet meist der Nachbar, in dessen Nähe die Wagenkonstruktion steht. „Das läuft alles ganz unkompliziert und vieles hat sich über die Jahre etabliert“, ergänzt Bernd Feldkamp.

Wenn die Holzunterkonstruktion des Dahlienwagens fertig ist, wird sie farbig angestrichen. „Dann kann man sich das besser vorstellen, wie das später aussieht“, erläutert Feldkamp. Danach errechnen die Baugemeinschaften, wie viele Dahlien welcher Sorte und in welcher Farbe sie benötigen. „Die bestellen wir dann beim Blumenkorsoverein“, so Fleige.

Der frühe Vogel....

Am Samstag vor dem Blumenkorso beginnt der Tag dann früh für die Wagenbauer. Bereits um fünf Uhr werden die Dahlien abgeholt, ab sechs Uhr geht es los. „Jung und Alt sind dann dabei, das ist fast wie ein kleines Nachbarschaftsfest“, freuen sich die Männer schon jetzt.

Ein mit Dahlien geschmückter Blumenkorsowagen.
Das ist ein Beispiel aus dem Jahr 2017, wie ein fertiger Dahlienwagen am Blumenkorso dann aussieht. © Markus Gehring

„Es gibt zwei Techniken, mit denen die Dahlien auf den Wagen befestigt werden können“, erklärt Bernd Feldkamp. Man könne sie tackern oder kleben. Das würde je nach Untergrund entschieden. „Früher wurden zwischen die unterschiedlichen Farben schwarze Gummilippen geklebt, damit der Farbverlauf sauber ist. Das machen wir heute nicht mehr so. Mittlerweile werden die Kanten sauber abgeschnitten und die andersfarbigen Dahlien direkt daneben platziert“, so Feldkamp.

Kinder in der Hauptrolle

Auch wenn am Samstag nur Männer aktiv waren: Das Projekt Wagenbau ist eines für die ganze Familie. „Die Nachbarn, die beim Bau vielleicht nicht aktiv helfen können, versorgen uns mit Getränken, Kuchen oder Süßigkeiten“, sagt Thomas Fleige. Im Hintergrund wird zeitgleich überlegt, wie die Kinder, die ja die Hauptrolle beim Blumenkorso spielen, am besten passend zum Thema in Szene gesetzt werden können. Die Frauen der Wagenbaugemeinschaft organisieren alles rund um die Kostümierung.

Wie genau der Wagen aussehen wird, wird noch nicht verraten. Fest steht aber, dass seine Tage am Montagabend nach dem Korso gezählt sein werden. Wenn der kleine Umzug am Montag vorbei ist, wird alles abgebaut, was noch brauchbar ist. Dann gehts zum Bauhof, wo ein Bagger das Holz vom Wagen zieht. „Das Untergestell wird dann wieder eingelagert. Diesmal hoffentlich nur für drei Jahre“, so Bernd Feldkamp.

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