Surrend steigt der kleine Quadrokopter in etwa 20 Meter Höhe auf. Dort bestätigt sich, was Schornsteinfegermeister Dirk Merschformann (44) bereits vom Boden aus vermutet hatte. An der Außenhülle des Kaminkopfes ist ein Riss. Aus der Luft macht er einige Fotos, anhand derer er dem Eigentümer genau erklären kann, wie die Schornsteinhaut repariert werden muss.
„Ohne eine Reparatur besteht die Gefahr, dass sich der Riss weiterentwickelt und irgendwann Rauch in die Wohnräume dringt“, erklärt Merschformann dem Hausbesitzer anschaulich. Der hatte den Schaden noch gar nicht bemerkt, sieht aber direkt ein, dass Handlungsbedarf besteht.
Dass Schornsteinfeger nicht mehr den ganzen Tag mit der geschulterten Leiter von Haus zu Haus laufen, aufs Dach klettern und von dort die Schornsteine kehren, das Wissen die meisten von uns. Wie vielfältig der Arbeitsalltag eines Schornsteinfegers aber wirklich ist und welche Dienstleistungen die Männer und Frauen in Schwarz anbieten, das hat die Redaktion bei einem Tag im Betrieb des Schornsteinfegermeisters Dirk Merschformann (44) erlebt.
Das Team geht auf Kehrtour
Während der Chef eine Heizungsanlage in Betrieb nimmt und eine Feuerstättenschau durchführt, begeben sich sein Angestellter Johannes Schillers und die Praktikantin Klara Börst ins Dorf zum klassischen Schornsteine kehren. „Das machen wir schon lange nicht mehr ausschließlich vom Dach aus“, erklärt Johannes Schillers im Gespräch mit der Redaktion. Pro Tag schaffen sie in der Regel 15 bis 25 Haushalte.

Meistens würde über eine Kehröffnung im oberen Bereich des Schornsteins gearbeitet, so Schillers. Freundlich begrüßt derweil der erste Kunde die beiden Glücksbringer. Im Obergeschoss des Einfamilienhauses begeben sie sich elfengleich über die Klappleiter zum Dachboden.
Diskretion ist Grundvoraussetzung
Schillers betont, wie wichtig es sei, sich vorsichtig und diskret zu verhalten, da sich der Schornsteinfeger in den intimsten Räumen der Kunden bewege. Nicht selten befänden sich die Revisionsklappen der Kamine im Schlafzimmer oder in Hobbyräumen im Keller. Deshalb achtet er besonders darauf, nichts zu verschmutzen.
Auf dem Dachboden angekommen, öffnet Schillers die Kehrklappe des Kamins. Klara Börst reicht ihm den Kehrbesen, der an einer langen Stange befestigt ist. Mit dem Besen wird der Schornstein über dem Dach gekehrt. Um den Schornstein nach unten hin zu säubern, wird eine Kehrleine verwendet, an der ein Kehrbesen und eine schwere Kugel befestigt sind.
Ruß aus dem Kaminzug
Schillers und Börst sind mit dem Kehren fertig und gehen nun in den Keller, um den Ruß aus dem Kaminzug zu entfernen. Im Erdgeschoss wendet sich der Hausherr mit einer Frage zur Nutzungsdauer seines Holzofens an die beiden.
Johannes Schillers kann ihn beruhigen und erklärt, dass er bereits bei der letzten Feuerstättenschau eine Bescheinigung erhalten hätte, falls der Holzofen nicht mehr benutzt werden dürfte.

Große Verunsicherung
Zurück zu Dirk Merschformann und der neuen Heizungsanlage. „Seit dem Inkrafttreten des Gebäudeenergiegesetzes sind viele Kunden verunsichert und tauschen ihre in die Jahre gekommenen Heizungsanlagen noch schnell aus“, erklärt der Fachmann.
In diesem Fall wurde eine Stückholzheizung eingebaut, die Wohnräume heizen und Wasser erwärmen soll. Gemeinsam mit dem Eigentümer belädt Merschformann den Brennraum für eine Feinstaubmessung gemäß Herstellerangabe mit Holzscheiten. „Die richtige Beladung hat tatsächlich Auswirkungen auf die Verbrennung“, erklärt der Experte.
Kontrolle via Handy-App
Die Holzscheite werden automatisch angezündet. Merschformann startet sein Messgerät, um die Abgase der Heizung zu überprüfen. Gemessen wird der Feinstaubgehalt, die Temperatur und die Menge des Kohlenmonoxid-Ausstoß. Diese Werte müssen regelmäßig kontrolliert werden und es gibt bestimmte Grenzwerte, die nicht überschritten werden dürfen.
Gespannt schaut der Heizungseigentümer dem Schornsteinfeger über die Schulter. Kurz später Erleichterung auf beiden Gesichtern, die Messwerte sind alle im grünen Bereich. Etwa 90 Heizungsanlage nimmt Dirk Merschformann jährlich auf diese Weise ab.
Der Besitzer der neuen Heizungsanlage zeigt derweil auf sein Handy. Eine mit der Heizung gekoppelte App zeigt ihm genau, wie heiß es zum Beispiel gerade im Brennraum ist. Über das Programm könne die Heizung aber auch Störungsmeldungen verschicken und es können Statistiken über Nutzungswerte abgerufen werden, erklärt er stolz.

Mauer vor die Räucheröffnung
Im Laufe des Tages kümmert sich Merschformann auch noch um eine Feuerstätte mit Kamineinsatz. Anhand des Typenschildes sieht er, dass diese den neusten Standards entspricht. Der Kunde ist zufrieden. „Die haben wir ja auch erst vor wenigen Jahren einbauen lassen“, erklärt er Merschformann.
Eine weitere Kleinigkeit müsse dennoch am Schornstein des Kamins erledigt werden, betont Merschformann. Über alle Stockwerke des Hauses und außen mit der Drohne hatte er den Schornstein in Augenschein genommen und dabei eine Luke entdeckt, die früher zum Räuchern diente. Er empfiehlt, diese zuzumauern.
Kehren, Messen, Kontrollieren
Neben dem Kehren, Messen und Kontrollieren bietet Dirk Merschformann noch weitere Dienstleistungen an. Er erstellt Energieausweise für Gebäude, reinigt Heizkessel, berät bei der Anschaffung und dem Betrieb von Heizungen, Holzöfen und Kaminen und installiert und wartet Rauchwarnmelder.
Weitere Informationen finden Interessierte auf der Internetseite (www.schornsteinfeger-merschformann.de) des Schornsteinfegers.
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