In den Schlussszenen des Tatorts „Leben Tod Ekstase“ ist vielleicht manchen Legdener aufgefallen:  das markante R in Form eines zum Buchstaben stilisierten Pferdchens. Ein Schrank von Rossmöller aus Legden „spielte“ im Tatort mit.

In den Schlussszenen des Tatorts „Leben Tod Ekstase“ ist vielleicht manchen Legdener aufgefallen: das markante R in Form eines zum Buchstaben stilisierten Pferdchens. Ein Schrank von Rossmöller aus Legden „spielte“ im Tatort mit. © Sceenshot

Dramatische Schlussszene im Tatort mit einem bekannten „R“ aus Legden

rnMöbel Rossmöller

Wer Ende Oktober beim „Tatort“ bis zum Schluss durchgehalten hat, wird es vielleicht bemerkt haben. In einer der letzten Szenen taucht ein bekanntes Logo auf. Ein R - für Rossmöller, Legden.

Legden

, 24.12.2022, 07:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist sozusagen der dramatische Schlussakkord einer durchgängig schrillen Krimihandlung am Sonntagabend: Fast einer Pieta gleich das Bild: Der umstrittene Psychoanalytiker Dr. Goser hält seinen sterbenden Freund und Mitbewohner John auf seinem Schoß. Dabei lehnt er an der Rückwand eines alten Möbelstücks, vielleicht ein Büffetschrank, an der mehrere Zettel kleben.

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Unschwer ist auf einem Din-A-4 großen Blatt das markante R in Form eines zum Buchstaben stilisierten Pferdchens zu erkennen. Eben ein Ross=Rossmöller. Offenbar das Original eines alten Auftragszettels der Legdener Möbelfabrik. Neben dem R ist „Betriebsauftrag – Verpackung“ zu lesen. Das fiel unserem Leser Heinz Duttmann seinerzeit direkt ins Auge, er machte die Redaktion darauf aufmerksam.

Original-Bildzeile von 1973: "Betriebsanlagen (Teilansicht) der Möbelfabrik Gebr. Rossmöller in Legden. Großräumige Werksanlagen und Fabrikationshallen geben dem Besucher einen Einblick in moderne Fertigungsmethoden der deutschen Möbelindustrie. Die Firma Gebr. Rossmöller ist ein Familienunternehmen mit fast hundertjähriger Tradition (gegründet 1874). Die enge Verknüpfung mit vielen Handelspartnern im In- und Ausland zeigt die Bedeutung des Hauses Rossmöller - auch über die Grenzen hinaus.

„Original-Bildzeile: „Betriebsanlagen (Teilansicht) der Möbelfabrik Gebr. Rossmöller in Legden. Großräumige Werksanlagen und Fabrikationshallen geben dem Besucher einen Einblick in moderne Fertigungsmethoden der deutschen Möbelindustrie. Die Firma Gebr. Rossmöller ist ein Familienunternehmen mit fast hundertjähriger Tradition (gegründet 1874). Die enge Verknüpfung mit vielen Handelspartnern im In- und Ausland zeigt die Bedeutung des Hauses Rossmöller – auch über die Grenzen hinaus. Produziert werden Wohnmöbel von zeitloser Schönheit in gehobener Qualität.“ Aus: „Der Kreis Ahaus 1973“ © Kreis Ahaus

Die Handlung ist fiktiv, das Möbelstück aber nicht. Als Drehort für diesen ungewöhnlichen Tatort diente die Frankfurter Villa Meister, ein schlossähnliches Gebäude, das 1902 Herbert von Meister (1866–1919) gekauft hatte, Sohn des Gründers der Hoechst AG. Ob das Möbel aus der Rossmöller-Werkstatt zum Inventar der Villa oder zur Ausstattung des Tatort-Drehs gehört, konnte auch nach Rückfrage beim Hessischen Rundfunk nicht geklärt werden. Unwahrscheinlich ist es allerdings nicht, dass die bekannte Familie Meister sich auch Möbelstücke aus der bekannten Manufaktur in Legden zulegte. Die hatte schließlich in ihrer Blütezeit Kundschaft in aller Welt.

Schreinerkunst aus Legden

Lange Jahre bürgt das Pferdchen (Ross) für Schreinerkunst aus Legden. Ende des 19. Jahrhunderts (1874) legt Bernhard Rossmöller, Bauernsohn aus dem Beikelort, den Grundstein für die Firma, die nur wenige Jahrzehnte später zu einem der größten Arbeitgeber des Ortes und sogar der Region anwächst. Zuerst ein reiner Handwerksbetrieb, wird der Betrieb an der Bushoekerstraße schon 1913 auf die maschinelle Produktion umgestellt. Mit Dampfheizkessel und Trocknungsanlage. Nach dem Tod des Vaters setzt Sohn Franz die Modernisierung der Firma fort und beschäftigte 1923 bereits elf Mitarbeiter. Als moderner Unternehmer zeigt er sich auch darin: Zwei seiner ehemaligen Gesellen macht er zu Teilhabern.

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Kritische Anmerkungen zu der betrieblichen Entwicklung von Rossmöller gibt es allerdings in der Lokalzeitung von 1923, in der befürchtet wird, dass durch die zunehmende Automatisierung „die jetzige ansprechende solide Arbeit auf die Dauer zur fabrikmäßigen Schablone herabsinkt, wo die kunstverständige Handwerksstätte zu einer Möbelfabrik im flachsten Sinne des Wortes wird. Solch ein Abstieg wäre aber ein Verderb für das Legdener Schreinerhandwerk.“ Ungeachtet dieser Befürchtungen geht es aber erst einmal stetig bergauf mit den Möbeln made in Legden.

Einer der beiden größten Arbeitgeber

Unter der nächsten Generation, Josef Rossmöller und seiner Frau Leni, entwickelt sich aus der Möbelschreinerei des Vaters Franz in den 1960er- und 1970er-Jahren ein bedeutendes Möbelherstellerunternehmen. Rund 400 Beschäftigte sind es in der Blütezeit des Unternehmens. Viele Legdener Handwerker finden dort und in der Möbelfabrik Uppenkamp Arbeit – in dieser Zeit die beiden größten Arbeitgeber in Legden.

Die Rückseite des Königsschildes von Franz Rossmöller aus dem Jahr 1974 zeigt das Rossmöller-Firmenlogo.

Die Rückseite des Königsschildes von Franz Rossmöller aus dem Jahr 1974 zeigt das Rossmöller-Firmenlogo. © ASG

Franz Rossmöller, Sohn von Josef und Leni, tritt später, Ende der 70er-/Anfang der 80er-Jahre, in das Familien-Unternehmen ein. Als 24-Jähriger ist er 1974 König der Allgemeinen Schützengesellschaft zusammen mit Königin Gerti Grethen (19). Die Rückseite seines Königsschildes ziert das Firmenzeichen mit dem markanten R. Genauso, wie es im Krimi auftauchte. Unternehmerischen Erfolg wird ihm allerdings nicht beschert.

Letztendlich ist es dann ein Großbrand, der Gegenwart und Zukunft der Möbelfabrik Rossmöller 1985 in Schutt und Asche legt. 100 Wehrkräfte aus Legden, Asbeck und Ahaus sind im Einsatz. Der Schaden: -zig Millionen D-Mark. Die Ursache: ungeklärt, vermutlich ein technischer Defekt. Nach mehr als 100 Jahren endet die einst so glanzvolle Geschichte der Möbel-Fabrikation Rossmöller. Heute erinnert der Namen des Wohngebiets Rossmöllerhoek an die ehemals so erfolgreiche Legdener Unternehmer-Familie.