Regelmäßig gibt Knut Kasche, Schulleiter der Paulus-van-Husen-Schule (PvH), Eltern und Öffentlichkeit Einblick in die aktuelle Situation „seiner“ Einrichtung. So auch mit einem Bericht am Mittwoch in der Versammlung des Schulzweckverbands Legden-Rosendahl. Und zusätzlich in einem Gespräch mit der Redaktion der Münsterland Zeitung. Dabei sind es für ihn im Wesentlichen diese Themenbereiche, die Schule aktuell beschäftigen: Personalsituation, Zeitmangel, Ukraine-Konflikt.
Nicht alleine steht der Leiter der Sekundarschule mit den zwei Standorten in Legden und Osterwick mit der derzeit größten Herausforderung im Bildungsbereich: Personalmangel.
Unterrichtsausfall droht
Stellen können nicht besetzt werden, weil sie nicht ausgeschrieben werden, und erkrankte Kollegen stehen zwar im Stellenplan, können aber naturgemäß nicht eingesetzt werden. An der PvH-Schule sind zurzeit faktisch fünf Vollzeit-Lehrer/Lehrerinnen nicht da. „Das kann nicht einfach so kompensiert werden und könnte auch zu Unterrichtsausfällen führen“, sagt Knut Kasche. Zwar halten sich an der PvH die Ausfälle noch in Grenzen, das sei aber auch nur eine Momentaufnahme. Nicht abzusehen seien nämlich zusätzliche Probleme durch saisonale Krankheiten wie Erkältungen und andere.
Was ihn aber besonders umtreibt: „Das alles bedeutet eine Mehrbelastung für die verbleibenden Kollegen.“ Vertretungen, Mehrarbeit sind an der Tagesordnung und seien auf Dauer kaum zumutbar.
Draht zu den Eltern
Dass aus der Elternschaft dennoch die große Kritik ausbleibt, führt der Pädagoge insbesondere darauf zurück: „Wir stehen in sehr offenem Austausch mit den Eltern.“ Die äußerten daher vielfach Verständnis und „merken, dass wir es so gut wie möglich hinbekommen wollen“. Allerdings sei diese Situation auch nicht neu. „Wir schleppen die Probleme schon seit Jahrzehnten mit.“
Pandemie und Krieg seien zwar nicht vorhersehbar, aber „man hätte daraus lernen können.“ Es seien die Strukturen, die im Bildungssystem schon lange schief liefen.
In der Tat habe der Ukrainekrieg auch an der PvH zu neuen Herausforderungen geführt. Von den 174 Schülern und Schülerinnen am Standort Legden kommen aktuell 14 aus der Ukraine, von den ebenfalls 174 in Osterwick sind es 11. Hinzukommen 20 weitere Schüler aus anderen Nationen, die alle im Rahmen der „Erstförderung“ betreut werden. Das Problem: Alle Schüler in der Region, für die das infrage kommt, werden automatisch der PvH zugewiesen.
Nicht nur, dass schon jetzt die Klassen immer größer werden, für Schulleiter Kasche ist es auch die große Unbekannte, die ihm Sorge macht: „Niemand weiß, wie sich die Lage weiter entwickelt, alle zwischen 10 und 16 Jahren werden wir aufnehmen müssen, egal wie viele es sind.“
Wenn man noch die Aufgabe der Inklusion hinzunehme, sei doch die Frage für Kasche: „Wie wollen wir da jedem einzelnen Schüler gerecht werden?“ Was zu dem weiteren „Problemfall“ führt: Zeit. Ein positiver Effekt von Corona sei die Ausstattung der Schulen bezüglich Digitalisierung gewesen. Knut Kasche setzt aber ein „aber“ dahinter: „Wie soll zum Beispiel die Fortbildung der Lehrkräfte realisiert werden, wenn angesichts des stetig steigenden Aufgabenpensums gar keine Zeit dafür ist.“
Mit Geld könne man eine ganze Menge bewirken, das allein reiche aber nicht. Was ihn zu einer grundsätzlichen Kritik führt: „Oft klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander.“
Problem: Lehrerausbildung
Stichwort Lehrerausbildung. Oft nehme man aus dem Studium ein falsches Bild von der schulischen Realität mit. Da fehlt es Knut Kasche auch an verbindlichen Standards über Landesgrenzen hinaus, um wieder mehr Qualität und Professionalität in die Schulen zu bringen, was gerade in heutiger Zeit und auch für die Zukunft der Gesellschaft enorm wichtig sei. „Wenn wir das Beste für unsere Kinder wollen, muss da deutlich nachgeschärft werden.“
Außerdem sei man zurzeit auch schnell bereit, Menschen in den Lehrerberuf zu holen, die nicht immer auch dafür geeignet seien. Kasches Wunsch: „Mehr Anspruch und Kontrolle durch Evaluierung.“
Wichtige Flexibilität
Kürzere Entscheidungswege, mehr Flexibilität und echte Verantwortung bei den Schulleitern stehen weiter auf seiner Wunschliste: „Wenn man uns die Verantwortung formal überträgt, muss man uns auch die Gelegenheit geben, das vor Ort zu realisieren.“ Und auch die Weichen so zu stellen, dass es gelingt, die Bildungsaufgaben schneller an sich verändernde Realitäten anzupassen.
Respekt-Verlust und Konflikte gebe es auch an seiner Schule, sagt Knut Kasche. „Wir bekommen das hier aber anders gelöst.“
Auch deswegen, weil es die kürzeren Wege zu den Eltern gebe. Ein großer Vorteil einer Schule im ländlichen Raum, an der die Probleme andere seien als die in den Ballungsräumen: „Hier geht es dann eher um Schülertransport.“

Trotz alledem freue er sich jeden Morgen auf die Schule und hält auch den Lehrerberuf für einen ganz besonderen: „Er ist krisenfest, wird gut bezahlt und macht auch noch ganz viel Spaß.“ Und trotz aller kritischen Anmerkungen sei das Bildungssystem in Deutschland eines der besten weltweit. Da er zudem über eine optimistische Grundhaltung verfüge, blicke er trotz der wachsenden Aufgabenstellungen so in die Zukunft: „Es wird schon laufen.“
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