In einer „gofundme“-Spendenaktion (www.gofundme.com) bittet eine schwer kranke Legdenerin zurzeit um Unterstützung. Um weiterhin für ihre vier Kinder da sein zu können, benötigt die Familie ein rollstuhlgerechtes Auto. Über ihre Erkrankung, die sie Stück für Stück die Kontrolle über ihren Körper verlieren lässt, hat sie sich mit der Redaktion ausgetauscht.
Sprechen kann Anika Nickerling (44) aufgrund der Langzeitbeatmung über ein Tracheostoma nur unter erschwerten Bedingungen. Ein Arzt aus dem Borkener Krakenhaus hat ihr eine Vorrichtung gebaut, mit deren Hilfe sie sich verständigen kann. „Telefonieren geht aber nicht mehr“, schreibt sie. Der Austausch über Whatsapp oder E-Mails ist aber problemlos möglich. Trotz der Einschränkungen und Widrigkeiten, die sie gerade zu bewältigen hat, sprudeln ihre Nachrichten nur vor guter Laune und Optimismus.
Diagnose per Telefon
Der Leidensweg der 44-jährigen Legdenerin beginnt Ende 2021. „An den genauen Tag erinnere ich mich nicht mehr“, so Anika Nickerling. Ihr linker Arm wurde immer kraftloser. Um die Ursache dafür zu finden, folgte ein wahre Odyssee an Arztbesuchen. Sie habe irgendwann aufgehört zu zählen, aber es waren zig, erklärt sie.
Telefonisch teilte man Anika Nickerling dann am 13. Oktober 2023 mit, dass sie an Amyotrophe Lateralsklerose, kurz ALS erkrankt sei. ALS ist eine sehr ernste Erkrankung des zentralen und peripheren Nervensystems, die mit Fortschreiten der Krankheit zu Muskellähmung führt. Eine medikamentöse Behandlung kann den Verlauf nur verzögern. Die Krankheit ist nicht heilbar und lebensverkürzend.
Invasive Beatmung
„Ich war wie gelähmt. Die Diagnose war ein Schock für mich und meine Familie“, erinnert sich die Legdenerin. Ihr Mann habe sie von Beginn an unterstützt. Sowohl bei der täglichen Hausarbeit als auch bei Unterstützung im Zusammenhang mit ihrer Krankheit. „Nach und nach musste ich immer mehr Hilfe in Anspruch nehmen, weil ich Dinge nicht mehr selbständig erledigen konnte“, schildert sie.
All das ging bis Oktober dieses Jahres im Zuhause der sechsköpfigen Familie. Dann verschlechterte sich Anika Nickerlings Gesundheitszustand rapide. „Ich musste ins Krankenhaus und bin seitdem invasiv beatmet“, schreibt sie. Die 44-Jährige wird über einen Schlauch, der durch ein kleines Loch im Hals direkt in die Luftröhre geht, nahezu 24 Stunden am Tag beatmet.
Zurück nach Hause
Dafür benötige sie nun 24 Stunden täglich intensiv pflegerische Unterstützung durch speziell geschultes Fachpersonal. Da die Familie bisher noch kein Pflegeteam gefunden hat, dass die vierfache Mutter in ihrem Zuhause in Legden versorgt, wohnt sie aktuell 35 Kilometer von Mann und Kindern entfernt. In einer entsprechenden Einrichtung hat sie eine eigene Wohnung mit angeschlossener 24-Stunden Intensivversorgung.
„Auch, wenn es mir hier gut gefällt, möchte ich doch wieder für meine Kinder da sein, sie in ihrem Alltag begleiten und sie aufwachsen sehen“, schildert die vierfache Mutter. Sobald ein Pflegedienst gefunden sei, könne sie wieder nach Hause, schreibt die Legdenerin. Sie ist zuversichtlich, dass dieses Problem zu lösen ist, in den kommenden Tagen stünden bereits erste Gespräche mit entsprechenden Anbietern an.
Ein Auto für mehr Lebensqualität
Damit Anika Nickerling zukünftig auch wieder aktiv am Familienleben teilnehmen kann, ist der größte Wunsch der Familie ein rollstuhlgerechtes Auto. Bedingt durch die Krankheit kann sich die Legderin nur noch mit einem elektrischen Pflegerollstuhl fortbewegen. „Der passt in kein normales Auto“, erläutert sie. Und auch sie selbst könne in einem normalen PKW als Beifahrer nicht mehr sicher mitfahren.
Ein rollstuhlgerechtes Auto wäre daher eine enorme Erleichterung für die Familie, die zudem zumindest ein bisschen Normalität zurückbringen würde. „Ihr würdet mir mit eurer Spende ein Stück Lebensqualität zurückgeben“, appelliert sie deshalb im Begleittext des Spendenaufrufs.
Fünfstelliger Betrag
Ob und wenn ja, in welcher Höhe sich die Krankenkasse der Familie Nickerling an den Kosten für ein solches Fahrzeug beteiligt, befindet sich noch in Klärung. Ein solches Auto kostet schnell eine mittlere fünfstellige Summe. Ein Budget, das wohl die allermeisten Haushaltskassen, überfordert.
Die Internetseite www.gofundme.de ist laut eigener Aussage die führende Crowdfunding-Plattform. Gegen eine Transaktionsgebühr von 2,9 Prozent plus 25 Cent je Spende können Privatpersonen und Unternehmen dort Spendenaktionen starten. Anika Nickerlings Aufruf hatte am Freitagmorgen (13.12.) bereits 163 Spender erreicht. Insgesamt hat sie mit 9450 Euro schon 20 Prozent ihrer Wunschsumme von 50.000 Euro erreicht.
Diesen Artikel haben wir am 13. Dezember 2024 veröffentlicht.