Es sind recht schmucklose Hallen, in denen der Besucher erst beim genaueren Hinschauen das Unternehmen Deufol entdeckt. Alles ist hier, auf 4000 Quadratmetern im Innenraum und 1000 Quadratmetern im Außenbereich, auf reine Funktion angelegt. Mit dem ursprünglichen Namen, der sich hinter Deufol verbirgt (Deutsche Folie), hat der Konzern aber nur noch bedingt etwas zu tun. Dann nämlich, wenn Folie tatsächlich Teil der Verpackung ist. Ganz bewusst habe man sich übrigens für den Standort Legden entschieden, einer von insgesamt 90 weltweit. Warum?
Daniel Dreiner, Deufol-Regional-Geschäftsführer Region Mitte Deutschland: „Vor allem wegen der geografischen Lage, der verkehrsgünstigen Anbindung an die A30 und damit der schnellen Erreichbarkeit der Seehäfen Hamburg und Antwerpen.“ Von dort aus gehen die Güter im Auftrag der Kunden übers Meer in alle Welt. Oft werden sie in den Legdener Hallen gelagert, verpackt und auf den Weg gebracht. Deufol sieht sich dabei als ständiger Begleiter und irgendwie auch als „Steuermann“ der gesamten Lieferkette, bei der natürlich die professionelle Verpackung eine wichtige und schnell auch gewichtige Rolle spielt.

Eine Mutter und 90 „Töchter“
Insofern ist Deufol auch in Legden folgerichtig als Verpackungsunternehmen eingetragen, auch wenn das Geschäftsfeld im Laufe der 41 Jahre des Bestehens stetig darüber hinausgewachsen ist. Begonnen hatte alles 1979, als Detlef W. Hübner, Enkel des Firmengründers, das Transportunternehmen Dönne+Hellwig GmbH übernimmt. Unter seiner Regie entwickelt sich das bis dahin nur für den Textilgroßhandel tätige Unternehmen zu einem Spezialisten für Industrie- und Konsumgüterlogistik. Es erweitert um Standorte in Deutschland und Europa. 1998 wird die D. Logistics AG als Muttergesellschaft gegründet, der Börsengang folgt wie auch der Sprung über den Großen Teich.
Seit 2010 sind die verschiedenen Einzel-Unternehmen unter der Dachmarke Deufol zusammengeführt. An den 90 Standorten mit insgesamt 2400 Mitarbeitenden gibt es seitdem eine enge Zusammenarbeit und eine einheitliche Strategie. Möglich wird das durch die besondere Rechtsform SE (Societas Europaea), die geschäftliches Handeln in mehreren europäischen Ländern unter einem Regel-Dach ermöglicht. Nach wie vor aber steht hinter Deufol ein familiengeführtes Unternehmen, indem nach und nach der Generationswechsel vollzogen wurde. Inzwischen sind dort die Söhne von Detlef Hübner in der Führungsetage aktiv.
Manager der Lieferkette
Heute kann man vor diesem historischen Hintergrund sagen, dass neben dem Bereich Verpackung – außer der klassischen von Industriegütern auf dem See- oder Landweg auch Sonderverpackungen wie von Schwer- und Gefahrgut – das gesamte Supply Chain-Management inzwischen zum Firmen-Portfolio gehört.
Was aber genau verbirgt sich dahinter? Supply Chain-Management bedeutet übersetzt etwa „Wertschöpfungsketten-Management“. Laut dem Legdener „Hausherrn“, Standort-Manager Marcel Priebe, und Daniel Dreiner ist das mittlerweile so etwas wie die Deufol-DNA. Und: „Hilfreich war, dass wir schon sehr früh digital unterwegs waren.“ Die Grundlage nämlich, um für die Kunden tatsächlich den gesamten Liefer-Prozess begleiten zu können, bietet die Firmen-Software D-SCS.
Auf der Deufol-Website liest sich das so: „So können Sie sämtliche Material-, Daten- und Finanzströme digital managen und dabei problemlos auch externe Tools sowie zusätzliche Zonen und Standorte mit einbeziehen.“ In der Praxis spielt sich das auch am Standort Legden so ab: Auf Kundenwunsch werden die Güter hier zwischengelagert, verpackt und verschickt. Das können solche im Mini-Format, wie Batterien, oder auch welche im XXL-Format sein.
Daniel Dreiner: „Das sind auch schon mal Anlagen mit einem Gewicht von rund 400 Tonnen.“ Auch hinsichtlich der Geschäftszweige, aus denen die Auftraggeber kommen, ist Deufol nicht festgelegt. Dazu gehören Anlagen- und Maschinenbauer, deren Maschinen für die unterschiedlichsten Branchen ausgelegt sind. Wie Medizintechnik, Lebensmittel- oder Textilindustrie.
Zurück zur Verpackung. Die erfolge gemäß Kundenwunsch auch ganz individuell. Außerdem werde modernste Technologie eingesetzt, betont Marcel Priebe.

Und natürlich kann die Verpackung auch eine ganz entscheidende Rolle bei den Kosten spielen. Sie muss, angesichts von vielleicht sogar mehreren Klimazonen auf dem Weg bis zum Ziel, nicht nur angepasst werden an die klimatischen Bedingungen, sondern auch ihr Gewicht ist ein bedeutsamer Faktor. Es liegt auf der Hand, dass dadurch auch der Energieverbrauch beeinflusst werden kann. Dabei sind sich Dreiner und Priebe durchaus bewusst, dass es beim Güter-Transport auf dem Seeweg auch in Sachen CO2-Ausstoß durchaus noch Luft nach oben gebe. Aber: Es werde intensiv nach Alternativen gesucht. Zum Beispiel auch bezüglich Antrieb der Container-Schiffe.
Auf der Deufol-Agenda stehe nämlich, die Verschwendung von Ressourcen und den Energieverbrauch zu drosseln. Ein großer Schritt ist auch die Optimierung der Verpackung. Zum Beispiel bei der Material-Auswahl: „Wir arbeiten da intensiv an Alternativen.“ Stichwort „schlanke Verpackung“ – das werde sich auch bei der Anzahl der benötigten Container bemerkbar machen. Und: „2025 wollen wir weg vom Sperrholz.“
Dauerauftrag Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit bleibe sozusagen ein Dauerauftrag. Auf dem Legdener Gelände sind PV-Anlagen im Einsatz, der Fuhrpark dort (Stapler/Hebelast bis zu 16t;
Brückenkran (Halle) bis zu 3,2t) ist auf E-Antrieb umgestellt. Dennoch sei man sich bewusst, so Dreimer und Priebe, dass noch weitere Herausforderungen im Bereich Energiewandel warteten.
Zum Schluss daher noch ein Blick in die Zukunft. Gerade hat es eine richtungsweisende Wahl in den USA gegeben, wo Deufol bereits mit mehreren Standorten vertreten ist. Welche Konsequenzen werden unter einem Präsidenten Trump jetzt erwartet?

Die Antwort kommt von Daniel Dreiner, der passenderweise gerade mit einem Kunden in den USA unterwegs ist: „Viele deutsche Firmen werden, getrieben durch die geplanten Zölle, den amerikanischen Markt aus US-Produktionen bedienen, um eben die Zollregelungen zu umgehen. Dies führt natürlich zu einer großen Dynamik und damit Wachstumspotenzial für Deufol in den USA. Für den Standort Deutschland bedeutet dies wiederum, eine potenzielle Verlagerung von Produktionsvolumen und damit verbunden weniger Export-Geschäft in die USA. Man kann aus Sicht Deufol also nicht zwangsläufig von einem positiven oder negativen Effekt sprechen. Es wird in Teilen letztlich Verlagerungen geben, die wir als Gruppe allerdings antizipieren werden.“