Seit 20 Jahren ist es Christas "Grill-Stübchen" im "Lindenstübchen". Ende Juni wird sie die Tür hinter sich abschließen.

© Christiane Hildebrand-Stubbe

Christa Basler nimmt schweren Herzens Abschied vom „Lindenstübchen“

rn20 Jahre Imbiss-Wirtin

„Manta-Platte geht immer!“ Eine, die das sagt, muss es wissen. Christa Basler ist 35 Jahre im Imbiss-Geschäft in Legden aktiv - als Angestellte und auch als Betreiberin des „Lindenstübchens“.

Legden

, 06.05.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Geschmack der Gäste habe sich in all den Jahren kaum verändert, sagt Imbiss-Wirtin Christa Basler. Nach wie vor stehen Currywurst, Pommes, Mayo hoch im Kurs. Nur der Name variiere: „Früher war es die Manta-Platte, heute heißt es oft nur CPM.“ Früher, da habe es sogar richtige Mantaplatten-Donnerstage mit Sonderpreisen gegeben: „Da kam dann regelmäßig eine Gruppe Jugendlicher.“ All‘ die Gäste, die sie schon vorher aus ihrer Zeit im damaligen Imbiss am Busshook kannte - viele sind ihr auch ins „Lindenstübchen“ gefolgt - sind ihr im Laufe der Zeit richtig ans Herz gewachsen. „Manche von ihnen, die als Jugendliche schon kamen, kommen heute mit ihren Kindern.“

Gehört auch zum "Lindenstübchen": der große Gastraum neben dem Imbiss.

Gehört auch zum „Lindenstübchen“: der große Gastraum neben dem Imbiss. © Christiane Hildebrand-Stubbe

Der größte Teil sind Stammgäste, Christa Basler und ihr „Lindenstübchen“ kennt man im Ort, schätzt die persönliche Atmosphäre. Manchmal werde sie sogar beim Einkauf erkannt und angesprochen. Dass sie jetzt von den Menschen und eben auch von ihrem langjährigen Arbeitsplatz Abschied nehmen muss, mache sie „richtig traurig“, wie sie sagt. Auch weil ihr die Arbeit „total viel Spaß“ gemacht habe.

Kein Nachfolger in Sicht

Besonders schwer fällt es ihr, dass sie den Schlüssel am 30. Juni nicht an einen Nachfolger, eine Nachfolgerin, übergeben kann. Bisher gebe es jedenfalls noch keinen Interessenten, der den Imbiss übernehmen wolle. Und ein Imbiss solle es an der Neustadt 43 auch in Zukunft bleiben. Außer dem Lindenstübchen gebe es ja nur noch einen weiteren in Legden. Ins Lindenstübchen sei die Kundschaft auch aus Asbeck und sogar aus Osterwick gekommen. Rappelvoll seien vor allem die Sonntagabende. „Dann wird spät gefrühstückt und früh zu Abend gegessen“, weiß Christa Basler.

Geschäftseröffnung anno 1927: Theodor Wagemann übernimmt, Johann Seewald geht.

Geschäftseröffnung anno 1927: Theodor Wagemann übernimmt, Johann Seewald geht. © Christiane Hildebrand-Stubbe

Für ihren Rückzug nennt die 67-Jährige gesundheitliche Gründe und auch den Wunsch, mehr Zeit für ihren Mann Karl, die vier Kinder und vier Enkelkinder zu haben. 20 Jahre ist sie zweigleisig gefahren, hat Job und Familie unter einen Hut bringen müssen: „Ideal war, dass mein Mann um 16 Uhr von seiner Arbeitsstelle kam und ich um 17 Uhr den Imbiss öffnen konnte, erzählt sie. Ohne die Unterstützung des Ehemannes, der auch die Buchführung und sonstigen Bürokram übernahm, habe sie sich auch niemals die Selbstständigkeit leisten können.

Start in der Neustadt vor 20 Jahren

Dazu kommt es vor 20 Jahren, als Gäste vom Busshook sie dazu animieren. Fortan sind der Imbiss und auch die dazugehörige Gaststätte ihr tagtäglicher Einsatzort - von 17 bis 21 Uhr, wenn sie die Gäste bewirtet. Hinzu kommen die Zeiten für Einkauf, Vorbereiten, Saubermachen. Lange Zeit wurde sie an den Samstagen von einer Aushilfe unterstützt, die aber aus persönlichen Gründen aufgeben musste, inzwischen helfen ihr zwei „tolle Mädels“ aus dem Dorf an den Wochenenden.

"Wagemann" war auch für die Legdener Schützen eine feste Adresse. Hier ein Bild aus den 1980-er-Jahren.

„Wagemann“ war auch für die Legdener Schützen eine feste Adresse. Hier ein Bild aus den 1980-er-Jahren. © Archiv Terhörst

Zwar sind Currywurst, Schnitzel und Co. sowie inzwischen auch vegetarische Angebote das Kerngeschäft, die Gaststätte gehört aber eben auch dazu. Dort können die Imbiss-Gäste ihre Speisen verzehren, dort finden aber auch regelmäßig Nachbarschafts-Versammlungen statt. Gerade ziert ein großer Rosenstrauß die Imbiss-Verkaufstheke, den sie als Dankeschön für die lange Zeit gerade von der Nachbarschaft bekommen hat. Christa Basler ist ganz gerührt: „Wir sind irgendwie schon so etwas wie eine Familie“.

Wenn sich kein neuer Betreiber findet, endet damit auch eine lange Legdener Kneipengeschichte. Ein Dokument aus dem Privatarchiv von Hermann Terhörst beweist, dass für das Lindenstübchen bereits 1875 die erste Schankerlaubnis ausgestellt wurde. Damals hieß der gastronomische Betrieb aber noch gar nicht so. Vielmehr war es Johann Seewald, für den der „Erlaubnisschein“ ausgestellt wurde. Seewald unterhielt hier nicht nur eine Wirtschaft samt „Kramladen“, sondern konnte auch eine echte Besonderheit bieten: Seine Gartenwirtschaft verfügte auch über eine Kegelbahn. Eine „Outdoor-Kegelbahn“ würde man heute sagen.

Mit der Schankerlaubnis fing es an

Ein weiteres „Dokument“ aus dem Terhörst-Archiv stammt aus der Zeitung zum Legdener Weihnachtsmarkt aus dem Jahr 1927. Darin gibt Theodor Wagemann in einer Anzeige den Bewohnern von Legden und Umgebung bekannt, dass er die Wirtschaft Seewald übernommen habe und es sein Bestreben sei, „die Gäste gut und aufmerksam zu bedienen“. Auch heute heißt es noch oft - zumindest bei der älteren Generation - bei Wagemann. Selbst später, als die Gastwirtschaft schon in den Besitz von Heinz Horstmann übergeht, dessen Mutter eine geborene Wagemann ist.

Auf der Theke steht noch der Rosenstrauß, den die Nachbarschaft Christa Basler als Zeichen ihrer Wertschätzung überreicht hat. Voller Wehmut gibt sie ihr "Lindenstübchen" auf.

Auf der Theke steht noch der Rosenstrauß, den die Nachbarschaft Christa Basler als Zeichen ihrer Wertschätzung überreicht hat. Voller Wehmut gibt sie ihr „Lindenstübchen“ auf. © Christiane Hildebrand-Stubbe

Der Name „Lindenstübchen“ soll von Ludwig Büter stammen, der in den 1980-er Jahren Pächter war. Büter hatte auch das Lokal Steinkuhle und das Dorf Münsterland aufgebaut. Das Lindenstübchen bekam schließlich einen neuen Pächter, bis vor 20 Jahren Christa Basler in Erscheinung trat und neben der Gastwirtschaft eine Imbiss-Stube eröffnete.

Und für die hofft sie noch weiter auf ein Happyend und einen Gastronom, der genau so viel Herzblut wie sie investiert. Dass die Zeiten mit steigenden Preisen bei Lebensmitteln und Energie die Entscheidung für eine Selbstständigkeit erschweren, weiß sie und ist dennoch davon überzeugt, dass sich ein solches „Abenteuer“ lohnt.