Tanja Kreimer, als Rechtsanwältin und Insolvenzverwalterin an insgesamt zehn Standorten in NRW und Niedersachsen präsent, bestätigt auf Anfrage, dass es Insolvenzverfahren rund um die Biogasanlage Heuer gibt, aber: „Eigentlich sind es zwei Gesellschaften, die Heuer Bioenergie Verwaltungs-GmbH und die Heuer Bioenergie GmbH & Co. KG.
Während für die Verwaltungs-Gesellschaft wegen „Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung“ bereits am 28. August 2024 das Insolvenzverfahren eröffnet wurde, steht das bei der „operativen“ noch aus.
Tanja Kreimer ist daher in dem einen Fall bereits als Insolvenzverwalterin eingesetzt, in dem anderen erst als „vorläufige“. Allerdings erwartet sie, dass schon in Kürze das weitere Insolvenzverfahren eröffnet wird.
Außerdem geht sie nach Sichtung der Unterlagen, zusätzlichen Informationen und zahlreichen Gesprächen davon aus, dass die Biogasanlage eine Zukunft hat. Zurzeit gebe es Verhandlungen über den Verkauf der Anlage.
Und da liefe es zurzeit wohl, so die Rechtsanwältin, auf einen von mehreren Bewerbern hinaus, der von außerhalb komme und bereits zwei Biogasanlagen in Niedersachsen betreibe.

Um die aktuelle Entwicklung richtig einordnen zu können, lohnt sich ein Blick in die Historie. Als Anfang der 2000-er Jahre im Legdener Deipenbrock eine Biogasanlage gebaut wurde, war man damit der Zeit voraus.
Das Wort Energiewende war damals jedenfalls noch nicht in aller Munde. Allerdings setzten die damaligen Besitzer und Betreiber des benachbarten riesigen Gartenbaubetriebs offenbar schon damals auf alternative Energieformen: Photovoltaik auf den Gewächshausdächern und eben Biogas für Wärme und ebenfalls Strom.
Kleine Energie-Wende
Eine Investition in die Zukunft. Das hat offenbar auch das Landwirte-Ehepaar Heuer überzeugt, auf dessen Fläche die Anlage gebaut wurde. Dann aber kam alles anders, als ursprünglich gedacht: Rund um die große Gärtnerei gab es im Laufe der Jahre zahlreiche juristische Verfahren, bis hin zur Zwangsvollstreckung, die schließlich aber abgewendet wurde.
Dennoch wurde der Betrieb, trotz zwischenzeitlicher Fortsetzung durch eine Hörsteler Gärtnerei, schließlich eingestellt. Wir berichteten ausführlich.
Seitdem verfällt das Areal des ehemaligen Gärtnerei-Betriebs, Pläne für eine neue Nutzung sind nicht bekannt. Große Ausnahme: Die Gärtnerei Flüthmann-Boom, die sich zwar auf dem Gelände befindet, aber immer auf eigenem Grundstück und völlig unabhängig von den Geschehnissen in der Nachbarschaft.
Problem: Wärmekonzept
Für Tanja Kreimer ist das „Hauptproblem“, das zu der finanziellen Schieflage und dann zur Insolvenz geführt hat, in dem ursprünglichen „Wärmekonzept“ begründet, das ja an den Gärtnerbetrieb gekoppelt war. Ohne Gärtnerei aber wird die Wärme nicht mehr gebraucht.
Für sie gab das schließlich den Ausschlag für die Insolvenz: „Mit Wegfall des Wärmekonzeptes waren erhebliche Investitionen in einen Gärrestetrockner notwendig, was letztendlich so nicht mehr erwirtschaftet worden ist“.
Seit Mai dieses Jahres werde auch kein Strom mehr aus der Anlage ins Netz eingespeist. Das soll sich aber schnell ändern, wenn der genannte Interessent den Zuschlag bekommt. Attraktiv ist für ihn wie für die anderen Bewerber, dass noch eine „EEG-Bindung bis 2027“ vorliegt, also bis zum Auslaufen lukrativere Erlöse als mittlerweile zu erzielen sind.
Positive Signale für den Kaufvertrag gebe es von den Vertragspartnern, vom Kreis Borken und Westnetz, sagt die Anwältin. Das letzte Wort aber hat in einem Insolvenzverfahren immer die Gläubigerversammlung, die zustimmen muss.
Diesen Artikel haben wir am 19. Oktober 2024 veröffentlicht.