Berufswunsch Bestatter Max Eggemann über sein Praktikum im Legdener Bestattungshaus

Berufswunsch Bestatter: Max Eggemann über sein Praktikum im Bestattungshaus
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Schon sehr jung habe er aufgrund von Sterbefällen in der Familie Berührungspunkte mit dem Tod gehabt. Dabei habe er sich bei den Beerdigungen immer gefragt, welche Aufgabe der Mann im schwarzen Anzug eigentlich habe, der etwas abseits der Trauergemeinde stand. So richtig beantworten konnte ihm das damals niemand. Deshalb wurde er selbst aktiv.

Der Rosendahler Max Eggemann ist 16 Jahre alt und geht in die 10. Klasse. Sein zweiwöchiges Schulpraktikum absolvierte er kürzlich beim Bestattungshaus Specking in Legden, um endlich Antworten auf seine Fragen zu bekommen. „Zu Beginn war ich dann erstmal erstaunt darüber, wie oft und lange man am Schreibtisch sitzt“, schildert er seine Eindrücke im Gespräch mit der Redaktion.

Insgesamt hat ihm das Praktikum so gut gefallen, dass er sich durchaus vorstellen kann, nach dem Abitur eine Ausbildung zum Bestatter zu machen. Zurzeit erlebt die Branche einen regelrechten Boom. In den vergangenen zehn Jahren hat sich laut Medienberichten die Zahl der Auszubildenden verdoppelt.

Das kann auch Bennet Specking (26) bestätigen. Er befindet sich zurzeit in der Meisterausbildung. Auch dort gebe es gerade deutlich mehr Teilnehmer als noch vor ein paar Jahren.

Vielleicht sei der Beruf einfach viele Jahre unterschätzt worden, vermutet der angehende Meister im Bestattungswesen. „Neben den organisatorischen Aufgaben am Schreibtisch, hat man viel mit Menschen zu tun und einen gewissen handwerklichen Aspekt hat der Beruf ebenfalls“, klärt der Legdener auf.

Zudem habe man, anders als viele vielleicht glauben, einen ganz normalen Arbeitstag mit festen Zeiten und Rufbereitschaften wie in vielen anderen Berufen auch, ergänzt er.

Wandel im Bestattungswesen

Der Umgang mit der Bestattung und allem, was dazugehört, habe sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Noch vor ein paar Jahren sei es undenkbar gewesen, in farbiger Kleidung zu einer Beerdigung zu gehen. „Heute liest man in Traueranzeigen auch schon mal, dass sich der Verstorbene gewünscht habe, dass niemand Trauerkleidung trägt“, schildert er.

Und das ziehe sich durch alle Bereiche. Sowohl der Rahmen eines Begräbnisses, die Musik als auch, wie die Trauergemeinde im Anschluss an die Bestattung dem Verstorbenen gedenkt. „Neben dem klassischen Kaffeetrinken in einer Gaststätte fänden mittlerweile zum Beispiel viele Gedenkfeiern auch im privaten Umfeld der Angehörigen statt“, sagt der 26-Jährige.

Das Bestattungshaus der Firma Specking an der Ahauser Straße in Legden.
Im Sommer 2022 haben Speckings das neue Bestattungshaus an der Ahauser Straße in Legden eröffnet. © Stephan Rape

Während seiner Zeit im Unternehmen hatte Max Eggemann die Möglichkeit, die Betreuung eines Sterbefalls vom Anruf des Angehörigen bis zur Beisetzung begleiten zu können. Darüber hinaus hat er an Vorsorgeberatungen teilgenommen und einen umfassenden Einblick in die umfangreichen organisatorischen Aufgaben rund um den Tod eines Menschen erhalten.

Anders als viele es vielleicht vermuten würden, habe ihm dabei die hygienische Versorgung des Verstorbenen am besten gefallen, bestätigt er. Diese Verwandlung des anonymen Leichnams, der am Ende in seinen persönlichen Sachen im Sarg liegt, habe ihn beeindruckt.

Erstaunen und Rückhalt

Berührungsängste mit den Toten habe er dabei nicht gehabt. „Danach haben mich tatsächlich die meisten meiner Freunde gefragt“, erklärt der 16-Jährige. Der professionelle Umgang im Team mit dem gesamten Thema habe ihm dabei geholfen. In seinem Umfeld seien viele erstaunt über seinen Berufswunsch, erzählt Max Eggemann. „Die meisten befürworten meine Wahl aber“, sagt er.

Jugendliche, die sich für eine Ausbildung zum Bestatter interessieren, haben gleich zwei Möglichkeiten, in dem Beruf tätig werden zu können. Zum einen gibt es, ganz klassisch, eine dreijährige Ausbildung. Die findet sowohl in einem anerkannten Ausbildungsbetrieb, in der Berufsschule in Wermelskirchen und im Bundesausbildungszentrum der Bestatter in Münnerstadt statt. Und endet mit dem Titel Bestattungsfachkraft.

Bennet Specking und Max Eggemann in einem der Verabschiedungszimmer.
Bennet Specking (l.) und Max Eggemann im Bestattungshaus. Rund um die Uhr können sich Angehörige hier von ihren Verstorbenen verabschieden. © Schulze Beikel

Bennet Specking ist einen etwas anderen Weg gegangen. Während seiner kaufmännischen Ausbildung zur Fachkraft für Büromanagement hat er festgestellt, dass er das nicht sein ganzes Leben lang machen möchte. Mit der Erfahrung aus dem elterlichen Betrieb hat er in Münster in einem großen Bestattungshaus ein sechsmonatiges Praktikum begonnen.

„Das hat mir so gut gefallen, dass ich dort insgesamt 5,5 Jahre intensive Berufserfahrung gesammelt habe“, sagt er. Dabei konnte er sich sowohl in der Betreuung der Angehörigen, den betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Abläufen als auch in der besonderen hygienischen und optischen Versorgung der Verstorbenen über das übliche Maß hinaus, fortbilden. Diese Weiterbildung beendete Bennet Specking mit der Prüfung zum geprüften Bestatter bei der Handwerkskammer Düsseldorf.

Prüfung in 2026

Zurzeit befindet sich der Legdener in der Fortbildung zum Meister. Die Ausbildungs-Module, werden in Präsenz im Ausbildungszentrum in Münnerstadt, in Düsseldorf und auch online absolviert. Bennet Specking geht davon aus, spätestens Ende 2026 seine Prüfung zum Bestattermeister abgelegt zu haben. Rechtzeitig, um Max Eggemann auszubilden.

Diesen Artikel haben wir am 10. April 2025 veröffentlicht.