Ja, es ist viel geschrieben worden über das „freiweltliche adlige Damenstift Asbeck“. Wenn es aber nach Bernhard Laukötter geht, noch längst nicht genug. Der studierte Ethnologe und Vorsitzende des Heimatvereins Asbeck ist fasziniert von der Geschichte, die über Jahrhunderte seinen Heimatort dominiert. Und seit Jahrzehnten gräbt er immer tiefer, sucht und sammelt in den unterschiedlichsten Dokumenten sämtliche Hinweise auf das Stift. Daraus hat sich für ihn dann letztlich dieses Ziel ergeben: ein neues Stiftsbuch.
Aktuell steht daher so etwas wie eine Fortsetzung des „Geschichtsbuchs“ von Wilhelm Elling aus dem Jahr 2014 an, der in unglaublicher Kleinarbeit penibel historische Schriftstücke aus verschiedenen Quellen transkribiert hat. Für Bernhard Laukötter ein wichtiges Grundlagenwerk, für das er, wie er sagt, sehr dankbar ist. Gleichwohl aber möchte er nicht nur die Funde anderer auswerten, sondern selbst die Originale entdecken. Und das mit dem Ziel, mehr über das Leben, den Alltag der Damen herauszufinden: Wie haben sie gearbeitet, wie haben sie sich ernährt, wie sich gekleidet?

Start an der „Quelle“
Für den Asbecker beginnt seine Forschung, um genau darauf Antworten zu finden, an der Quelle, im Archiv. Seiner Einschätzung nach kein trockener Ort mit verstaubten Akten, sondern ein sehr spannender, der durchaus auch Überraschungen bereit halten kann. Und genau das ist auch passiert. Mit unerwarteten Entdeckungen ist er im vergangenen Jahr von seiner dreitägigen Reise aus Wien zurückgekehrt. Warum Wien?
Laukötters Erklärung: „Beim Stift Asbeck handelt es sich um ein ,reichsunmittelbares Stift‘. Das bedeutet, dass im Zweifel der kaiserliche Hof in Wien mitbestimmen konnte, wer in Asbeck Stiftsdame werden konnte. Bei Streitigkeiten wandten sich dann adelige Damen an das Appellationsgericht in Wien, um die Frage der Aufnahme im Stift Asbeck klären zu lassen.“

Im „Haus-, Hof- und Staatsarchiv“ findet er zuerst nur Inventarnummern und zahlreiche dazugehörige Kartons. Inhalt ungewiss! Am Ende aber nach Sichtung etlicher Dokumente und unzählige Fotos später steht für Bernhard Laukötter fest: Das kleine Asbeck und sein Stift ist für die adelige Damenwelt vergangener Jahrhunderte eine ausgesprochen attraktive Adresse. Sozusagen ein historischer „Hotspot“. „Stiftsdame zu sein, das ist ein großes Privileg“, sagt Bernhard Laukötter.
Klagen für Aufnahme ins Stift
Und: „Ich war überrascht, wie selbstbewusst das Stift auftritt, auch Bewerberinnen ablehnt.“ Wie er zu einer solchen „Erkenntnis“ kommt? Bei seiner Recherche in Wien ist er auch auf einige Rechtsakten gestoßen. Dabei geht es um Klagen adeliger Damen, die sich beim Appellationsgericht gegen ihre Ablehnung als Asbecker Stiftsdame wehren. Im Falle der Sophia von Morsey, die sich anstrengt, mit allen Mitteln ihre „Ritterbürtigkeit“ nachzuweisen, sogar mit Erfolg, wie ein Dokument von 1725 zeigt.
Mehr Zeit für Projekte
Auch wenn er erst am Anfang seiner Auswertungen steht, ist Bernhard Laukötter sehr optimistisch, dass er noch sehr viel mehr „Beweise“ finden wird, wie bedeutsam das Asbecker Stift tatsächlich war. Im neuen Stiftsbuch soll aber auch durchaus Platz sein für unterhaltsame Geschichten und Anekdoten aus dem Stifts-Leben. Oberste Priorität hat für den Wissenschaftler Laukötter aber immer: „Es muss stimmen!“ Außerdem ist die historische Recherche für ihn kein Selbstzweck, sondern ist er der festen Überzeugung, dass man aus der Geschichte lernen kann: „Auch bei Entscheidungen in der Gegenwart kann sie hilfreich sein.“
Wann das neue Stiftsbuch druckreif sein wird, kann Bernhard Laukötter noch nicht sagen. Wohl aber, dass er ab der Mitgliederversammlung Mitte Februar nicht mehr als Vorsitzender im Asbecker Heimatverein in erster Reihe aktiv sein wird und dann mehr Zeit in die Nachforschungen investieren kann. Die gewonnene Zeit möchte er außerdem für „sein“ Museum einsetzen, wo in diesem Jahr mehrere Ausstellungen und spannende Veranstaltungen geplant sind.

