Die offizielle Information des Kreises Borken ist denkbar knapp, aber deutlich. „Der Bauantrag wurde zwischenzeitlich zurückgezogen“. So die Antwort der Kreis-Pressestelle auf die Anfrage der Redaktion und die gleichzeitige Aufforderung, sich für weitere Infos an den Antragsteller zu wenden.
Hauseigentümer Klaus Gebing hält sich bei der Frage nach seinen Beweggründen für den Rückzug allerdings sehr zurück. Nur soviel ist von ihm zu erfahren: „Die Griechen wollten nicht mehr.“ Das können die so allerdings nicht bestätigen.
Auf alle weiteren Nachfragen, zum Beispiel, was er jetzt mit der Immobilie plant, ist Gebings Antwort immer die gleiche: „Kein Kommentar!“
Bistro statt Rasierladen
Doch zuerst ein Blick zurück, wie alles begann. Die Idee, in Legdens Ortskern etwas „Kleines“ neben ihrem „großen“ Restaurant zu realisieren, hatten die Brüder Nikos und Giorgos Kotoulas, die in Asbeck höchst erfolgreich den „Griechen unter den Linden“ betreiben, schon in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres. Das Haus an der Hauptstraße Nr. 7, in dem sich früher mal ein Rasierladen befand, schien dafür auch bestens geeignet.
Neben dem Verkauf von Spezialitäten aus der griechischen Heimat war dort auch so etwas wie ein kleiner Bistrobetrieb geplant. Mit einer Bewirtung ab 5 Uhr morgens.
Falsche Hoffnung
Von allen Seiten wurden die Brüder in ihrer Idee bestärkt - von Gästen, Freunden, und auch bei Gemeinde und Kreis Borken gab es positive Signale. Hausbesitzer Klaus Gebing fand ebenfalls Gefallen an dem Vorhaben. Also wurde ein entsprechender Mietvertrag geschlossen. Für die Gastronomen der offizielle Startschuss, um bereits große Investitionen für Inventar und notweniges Equipment zu tätigen.
Allerdings in der Erwartung, dass die erforderliche Nutzungsänderung problemlos über die Bühne gehe. Davon war auch der Eigentümer ausgegangen und hatte auch auf Nachfrage Verzögerungen im Verfahren zwar bestätigt, aber immer wieder mit verschiedenen Argumenten begründet und stets versichert „es läuft“. Das allerdings trotz zahlreicher Vorgaben der Baubehörde, die zum Beispiel mit Blick auf den Brandschutz, aufwändige bauliche Maßnahmen erforderlich gemacht hätten.
Optimistischer Eigentümer
Dennoch war Eigentümer Gebing stets optimistisch, sein letzte Prognose sogar die, dass in diesem Frühjahr mit der Genehmigung zu rechnen sei. Mitte Januar aber lief die Fristverlängerung des Kreises aus, der Bauantrag wurde gecancelt.
Dass sie der Auslöser dafür waren, wollen die Kotoulas-Brüder nicht bestätigen: „Wir haben keine Ahnung, was Klaus Gebing dazu veranlasst hat.“
Gleichwohl ist es ihnen ein großes Anliegen, dass das Ganze jetzt einen friedlichen Abschluss findet: „Wir wollen keinen Stress, sondern einfach nur unsere Arbeit machen.“ Und den Ausstieg aus dem Vorhaben wollen sie auch. Schließlich bedienen sie schon Monate lang einen Mietvertrag, ohne die Räumlichkeiten für eigene Zwecke nutzen zu können.
Für die Familie, an die eine Wohnung in dem Gebäude zwischenzeitlich untervermietet wurde, scheint es nach Informationen der Redaktion aber eine alternative Wohnmöglichkeit zu geben, so dass auch in dieser Hinsicht die Weichen für eine friedliche „Trennung“ gestellt sind.
Enttäuschte Berater
Nicht ganz so gelassen reagiert Dr. Stefan Hochstadt, der zusammen mit Dr. Thomas Hackenfort über das so genannte „Zentrenmanagement“ die Beratung und Begleitung des Projektes übernommen hatte, auf das Zurückziehen des Antrags: „Trotz intensiver Beratung und ungezählten Gesprächen über Monate hat sich der Eigentümer entschlossen, die Nutzung im Erdgeschoss zu canceln - entgegen aller Verabredungen.“ Weiterhin werde man aber die beiden Gastronomen bei ihrer Suche nach Alternativen unterstützen und begleiten.
Aus dem Nachbarort Heek wird bereits Interesse gemeldet, in die Bresche zu springen. Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff bestätigt auf Nachfrage ein entsprechendes Angebot: „Die beiden haben einen guten Ruf und bewiesen, dass sie es können, und wir sind hier offen für Ideen.“
Auf den Artikel der Münsterland Zeitung war Weilinghoff aufmerksam geworden und hatte das Alte Gasthaus Alfert ins Spiel gebracht. Weitergehende Gespräche habe es aber noch nicht gegeben.
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