Asbeck gehört zu den best bewerteten Ortsteilen im Münsterland. Höchstpunkte gibt es gleich in vier Kategorien. Ein Satz findet sich besonders oft: „Asbeck ist das schönste Dorf der Welt“.

Asbeck

, 07.05.2019, 05:00 Uhr / Lesedauer: 5 min

Rebecca Brüggemann (34) und Thierno Diallo (23) sind Asbecker aus Überzeugung. Sie ist hier geboren und kann sich keinen besseren Platz zum Leben vorstellen. Er ist vor gut drei Jahren in das Stiftsdorf gekommen - hier ist der Endpunkt seiner jahrelangen Odyssee nach der Flucht aus Guinea. Heute sagt er: „Ich fühle mich als Teil von Asbeck.“

Die Lebensqualität, so haben es fast alle der 157 Umfrageteilnehmer gewertet, ist sehr, sehr gut. Die maximale Punktzahl gibt es in dieser Kategorie. Auch Rebecca Brüggemann sieht das so. Als sie nach Studium und Referendariat in Münster mit ihrem Mann Thomas überlegte, wo sie gemeinsam leben wollen, stand schnell fest, es geht zurück in ihr Heimatdorf. „Mir war von Herzen klar, dass ich hier hingehöre.“ Zurück also in das 1300-Einwohner-Dorf, wo jeder jeden kennt, wo man sich umeinander kümmert, wo viele Menschen ehrenamtlich engagiert sind. Man müsse es mögen, so sagt sie, und klar gebe es auch die soziale Kontrolle in solch dörflichem Umfeld. „Da muss man manchmal einfach drüber stehen.“

Asbeck vom Kirchturm aus gesehen

Asbeck vom Kirchturm aus gesehen © Markus Gehring

Anderes ist wichtiger. Rebecca Brüggemann sagt: „Das ist hier kein Schlafdorf. Hier wird viel bewegt.“ Dafür sorgt sie auch selbst. Die Richterin am Amtsgericht in Coesfeld ist ehrenamtlich Geschäftsführerin des Heimatvereins Asbeck, der so ziemlich in allem drin steckt, was in Asbeck bewegt wird. Und sie kümmert sich intensiv um Flüchtlinge. Montagsabends beispielsweise unterrichten Rebecca Brüggemann und andere Ehrenamtliche nach wie vor in Asbeck Deutsch. Und die Asbeckerin hat Thierno Diallo, der im Dorf Münsterland eine Lehre zum Restaurantfachmann macht, in ihre Familie aufgenommen.

Asbeck: Viel Kultur, ein unschlagbarer Zusammenhalt, aber schlechte Verkehrsanbindung

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Der wiederum engagiert sich für Asbeck. Im Heimatverein ist er inzwischen Mitglied des Vorstands. Nach einem Urlaub in Leipzig hat Thierno Diallo dem Heimatverein seine Idee vorgestellt, in der Hunnenporte eine Klangdusche zu installieren, mit der Geschichte ähnlich wie in Leipzig hörbar gemacht werden kann. Inzwischen hat der Heimatverein dafür den Heimat-Scheck des Landes erhalten. Bis zum Herbst soll die Klangdusche stehen.

„Es spielt keine Rolle, woher du kommst, welche Farbe du hast, wie alt du bist.“
Thierno Diallo

Thierno Diallo weiß, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, so akzeptiert zu werden. „Das Besondere hier ist, es spielt keine Rolle, woher du kommst, welche Farbe du hast, wie alt du bist“, sagt er, „wenn du eine Idee hast, wird sie ernst genommen. Die Menschen hier sind sehr offen.“ Rebecca Brüggemann sieht das ähnlich: „Wir brauchen Hände zum Anpacken. Alle, die wollen, sind willkommen.“

An jedem 1. Mai werden in Asbeck beim Schnadegang die Grenzen abgeschritten.

An jedem 1. Mai werden in Asbeck beim Schnadegang die Grenzen abgeschritten. © Heike Bierkämper

Gerade erst waren wieder viele Helfer dabei, um am 1. Mai den traditionellen Schnadegang zu einem großen Fest werden zu lassen. Das Pflaumenfest im Herbst, Lichterfest, Schlösser- und Burgentag und immer wieder Ausstellungen im Dormitorium bringen immer viele Helfer zusammen. Und dann sind da noch die Frauen, die regelmäßig die Stiftskirche putzen, die Backfrauen, die einmal im Monat den Ofen im alten Backhaus anfeuern und und und. Erst vor Kurzem wurden mit Maria Pier-Bohne und Monika Kerkhoff gleich zwei Frauen für ihr ehrenamtliches Engagement mit einem Bundesverdienstorden ausgezeichnet.

Asbecker halten zusammen und helfen sich gegenseitig

„Der Zusammenhalt im Dorf ist vorbildlich“, schreibt ein Mann (35 bis 50 Jahre) als Anmerkung. „Ein lebenswerter Ort, um sich vom stressigen Alltag zu erholen, Familie und Freunde zu treffen. Außerdem gibt es Glasfaser“, merkt ein unter 25-Jähriger an. Ein Mann (50 bis 70 Jahre) berichtet, dass er jahrelang 40 Kilometer zur Arbeit pendeln musste: „Und wäre Asbeck nicht so ein toller Ort mit sehr guter Vereinsarbeit, hätte ich ja wegziehen können...“ Eine Frau (50 bis 70 Jahre) sieht es so: „Kleine Einschränkungen muss man halt in Kauf nehmen, aber wir Asbecker halten zusammen und helfen uns gegenseitig. Asbeck ist halt Asbeck.“ Nur vereinzelt gibt es Kritik: „In Legden allgemein wird zu wenig für Jüngere unternommen, es wird ein Seniorendorf werden“, befürchtet ein Mann (35 bis 50 Jahre).

Rebecca Brüggemann und Thierno Diallo sehen das anders. Die Asbeckerin sagt über ihr Dorf: „Hier herrschen der Geist des Möglichmachens, des Anpackens.“ Das Dorf soll sich weiter entwickeln. Zurzeit wird an der Realisierung eines „Stiftshauses“ gearbeitet, das auf dem Platz neben der Hunnenporte entstehen soll, wo früher der Jägerhof stand.

Ein Stiftshaus für alle Asbecker

Es soll ein öffentlicher Ort für alle Asbecker werden. Heimatverein, die katholische Kirchengemeinde und die Gemeinde Legden sollen gemeinsam das Projekt stemmen. Bürgermeister Friedhelm Kleweken ist zuversichtlich, dass dies in den kommenden zwei, drei Jahren gelingen kann. Erste Förderanträge sind auf dem Weg.

Das wurde noch gut bewertet:

Sauberkeit: Die volle Punktzahl geben die Asbecker auch in der Kategorie Sauberkeit. Kein Wunder, viele von ihnen tragen selbst dazu bei. So gibt es seit Jahren die Teich- und Heckenfrauen, die regelmäßig rund um den Dorfteich und im Ortskern mit Besen, Heckenschere und Harke sorgen, dass sich das Stiftsdorf im besten Licht zeigt. Wenn Feiern anstehen wie jetzt der Schnadegang oder ein Schützenfest, dann wird das ganze Dorf gefegt.

Die Asbecker Teich- und Heckenfrauen sorgen dafür, dass es sauber ist im Ortskern.

Die Asbecker Teich- und Heckenfrauen sorgen dafür, dass es sauber ist im Ortskern. © Ronny von Wangenheim

Radfahren und Grünflächen: 10 Punkte auch für diese Kategorien. In wenigen Minuten ist man im Grünen. Die 100-Schlösser-Route oder die Flamingo-Route führen durch Asbeck, dazu weitere Radwege, die durch die nähere Umgebung gehen. Mit dem Dormitorium und dem historischen Ortskern ist das Stiftsdorf ein viel angefahrenes Ziel für Radtouristen. Neuer Anziehungspunkt soll in diesem Jahr die Skulp-Tour-A werden. Über drei Kilometer geht es per Rad oder zu Fuß durch und um Asbeck vorbei an Kunstwerken, Naturdenkmälern, Bildstöcken oder Kreuzwegstationen. Treibende Kraft des Projekts ist auch hier der Asbecker Heimatverein.

Der Mühlteich breitet sich wieder aus, seitdem das Stauwehr erneuert wurde.

Der Mühlteich breitet sich wieder aus, seitdem das Stauwehr erneuert wurde. © Ronny von Wangenheim

Wohnen: Mit 9 Punkten gibt es auch in diesem Bereich eine sehr gute Bewertung. Gleich mehrere Umfrage-Teilnehmer setzen aber auch hier ihre Kritik an. „Es werden neue Baugebiete benötigt, um auch künftigen Generationen die Chance auf ein Eigenheim zu geben“, schreibt beispielsweise eine Frau (25 bis 35 Jahre).

Die Gemeinde Legden, so informiert Bürgermeister Friedhelm Kleweken, hat keine Bauplätze mehr. Das letzte Grundstück im Niehueskamp wurde Ende vergangenen Jahres verkauft. „Man muss dringend ein Neubaugebiet ausweisen“, sagt auch Rebecca Brüggemann. Sie kritisiert, dass es vor allem keine Mietswohnungen gebe. Sie selbst, so erzählt sie, hat mit ihrem Mann erst einmal drei Jahre zur Miete in Asbeck gewohnt. „Es gibt viele, die es erst einmal ausprobieren wollen, hier zu leben“, sagt sie.

Bauplätze fehlen

Friedhelm Kleweken betont: „Wir sind auf der Suche nach kleineren Baugebieten. Wir würden gerne etwas planen.“ Eins sei aber klar: Innenverdichtung geht vor Außenausdehnung. Und riesige, neue Baugebiete würden nicht mehr genehmigt. Mögliche Bauplätze gebe es sicher, so der Bürgermeister. Als Beispiel, wie es gehen kann, nennt er die Heeker Straße. Hier wurde erst im vergangenen Jahr eine Hinterbebauung ermöglicht.

Das wurde negativ bewertet:

Verkehrsanbindung: Asbeck ist abgesehen von den Schulbussen nur durch den Bürgerbus erreichbar. 4 Punkte vergaben die Asbecker in dieser Kategorie und damit ihre schlechteste Wertung. Auf ein Auto ist man in Asbeck schon angewiesen. Auch für Thierno Diallo war es wichtig, einen Führerschein zu machen, um mobil zu sein.

Eine gute Idee war da die Mitfahrerbank. Hier kann man sich hinsetzen und nach Legden oder wieder zurück nach Asbeck mitnehmen lassen. Doch nur selten sitzt am Wiesengrund oder an der Neustadt jemand auf der bunten Bank, darauf vertrauend, dass ihn jemand mitnimmt.

Bürgermeister Friedhelm Kleweken kennt das Problem. Nahmobilität ist Thema im Legdener Rathaus. Ob das E-Carsharing, das gerade in Ahaus, Heek und Legden startet, auch für Asbeck taugt, das wird die Zukunft zeigen. „Es gibt ein paar pfiffige Ideen für bessere Verbindungen“, sagt er. Und Rebecca Brüggemann denkt weiter in die Zukunft und dabei schon an selbstfahrende Bürgerbusse oder -autos. Doch zurzeit, so meint sie, gebe es ein gut funktionierendes soziales Netz, das viel selbstverständlicher funktioniere als in großen Städten.

Für Senioren oder Menschen mit einer Gehbehinderung kann das historische Pflaster zur Herausforderung werden.

Für Senioren oder Menschen mit einer Gehbehinderung kann das historische Pflaster zur Herausforderung werden. © Markus Gehring

Senioren: Kein Arzt, keine Apotheke, kein umfassender Einzelhandel, schlechte Busverbindungen – viele Senioren müssen sich auf Hilfe verlassen können. Kritik gibt es gleich mehrfach am historischen Pflaster. „Im Ortskern müssen die Straßen für Rollstuhlfahrer und ältere Menschen neu überdacht werde. Hier können wir nicht richtig laufen. Die Sturzgefahr ist sehr hoch“, schreibt ein Mann (50 bis 70 Jahre).

Das Problem ist im Rathaus bekannt. „Bei der letzten Ratssitzung wurde ein Auftrag für eine Untersuchung zum Thema Nahmobilität vergeben“, so Kleweken. Dabei geht es um die historischen Pflaster und die Verkehrssituation sowohl in Legden im Bereich Busshook als auch im Asbecker Ortskern. Das generelle Aussehen soll sich nicht ändern. Friedhelm Kleweken sagt: „Das einfachste wäre eine Asphaltschicht darüber zu machen. Aber das wäre eine Katastrophe für mich.“

Chronologische Übersicht

Erste urkundliche Erwähnung 1092

  • Asbeck wurde 1092 erstmals urkundlich erwähnt, gemeinsam mit Legden.
  • Der Ort ging aus einem ehemaligen Augustinerinnen-Kloster hervor, welches zwischen 1132 und 1141 vom Bischof Werner von Münster gegründet wurde.
  • Zunächst als Doppelkloster angelegt, wurde es ab 1173 nur noch für Frauen zugelassen.
  • Jenseits des Mühlenbaches war der Herrschaftsbereich der Herren von Asbeck auf „Haus Asbeck“.
  • Das adlige Damenstift bestand bis 1805.
  • Am 1. Juli 1969 schlossen sich die Gemeinden Legden und Asbeck zur Gemeinde Legden zusammen.