Lose Pflastersteine und Stolperfallen Anwohner des Melrosewegs befürchten zusätzliche Kosten

Anwohner des Melrosewegs in Sorgen: Straße in schlechtem Zustand
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Bereits dreimal war Johannes Hülsken in der Einwohnerfragestunde bei der Gemeinderatssitzung, weitere zweimal haben die Nachbarn schriftlich bei der Gemeindeverwaltung auf den schlechten Zustand des Melrosewegs hingewiesen. „Auf die schriftlichen Fragen haben wir gar keine Antworten bekommen. In der Einwohnerfragestunde wurde knapp mitgeteilt, dass man sich kümmere“, erzählt Johannes Hülsken.

Gerade mal zwei Jahre nach Bau der Straße durch das Neubaugebiet Up´n Berge ist der Straßenbelag in einem so schlechten Zustand, dass sogar Kinder einzelne Pflastersteine aufnehmen können.

Die Anwohner wollen niemanden verurteilen. „Wir haben aber alle viel Geld für die Straße bezahlt, die jetzt schon alle paar Meter Stolperfallen hat, weil Schachtdeckel zentimeterhoch aus dem Pflaster gucken“, erklären sie. Das Pflaster liegt an vielen Stellen lose. Das hört man nicht nur, wenn Fahrzeuge darüber fahren, man sieht es auch.

An mehreren Stellen können Pflastersteine mühelos aufgenommen werden, was der achtjährige Erik direkt demonstriert. Und das Regenwasser fließt nicht richtig ab, weil die Rinne aufgrund von Absenkungen an mehreren Stellen keine Rinne mehr ist, erläutern die Nachbarn weiter. „Wir haben Angst, dass wir in ein paar Jahren erneut zur Kasse gebeten werden“, sagt Simon Muras.

Anwohner des Melrosewegs stehen vor einem Loch im Pflaster.
Anwohner des Melrosewegs befürchten, dass sie finanziell für die Schäden aufkommen müssen. © Simone Schulze Beikel

Im Dezember 2013 wurden die ersten Häuser im Baugebiet Melroseweg fertiggestellt. Um Garagenzufahrten und Wege pflastern zu können, haben die Anwohner im Rathaus nach der endgültigen Ausbauhöhe gefragt.

„Die Antworten schwankten zwischen 15 und 25 Zentimetern“, erzählen Johannes Hülsken, Simon Muras und Tobias Schumacher im Gespräch mit der Redaktion. Als dann 2019 auf Höhe der Osterwicker Straße mit dem Ausbau des Melrosewegs begonnen wurde, gab es schon die ersten Probleme, weil die Grundstücke unterschiedlich hoch lagen.

Tobias Schumacher, der selber im Baugewerbe tätig ist, glaubt, dass das verbaute Material und die Unterbauhöhe das Problem sind. „Schon während des Straßenausbaus habe ich darauf hingewiesen, dass der verbaute Schotter nicht verformungsstabil genug ist.“ Bevor im öffentlichen Raum eine Straße gebaut wird, müsse ein Verdichtungswert ermittelt werden, erklärt er weiter. Anhand dieses wird dann der Unterbau gewählt. Bei Lehm und Mergel, wie es beim Baugebiet Up’n Berge der Fall ist, empfehlen Fachleute einen Aufbau von mindestens 40 Zentimetern mit sogenanntem Hart-Kalkstein-Schotter. „Hier wurde Sandstein-Schotter verbaut“, so Tobias Schumacher.

Pflasterdicke ausreichend?

Und das ist vermutlich nicht das Einzige, was schiefgelaufen ist, vermuten die Nachbarn. Vor dem Pflastern erfolgt eigentlich ein Lastplattendruckversuch, weiß Tobias Schumacher. Der weist nach, dass der Unterbau richtig verdichtet ist, um Wasser abzutransportieren und den Druck, den normaler Straßenverkehr mit Müllautos und Heizöltankern ausmacht, aufzunehmen. Danach wird erst gepflastert. Im öffentlichen Bereich wird eine Pflasterdicke von zehn Zentimetern empfohlen. Das Pflaster vor Ort sei nur acht Zentimeter dick, erklären die Anwohner.

Tobias Schumacher erläutert an einer losen Stelle die Probleme, die vermutlich für die Straßenschäden verantwortlich sind.
Tobias Schumacher erläutert an einer losen Stelle die Probleme, die vermutlich für die Straßenschäden verantwortlich sind. © Schulze Beikel

Die Nachbarn wünschen sich, dass gründlich untersucht wird, wie der Aufbau wirklich aussieht. Welcher Schotter eingebaut wurde. Wie der Zustand der Drainage ist. „Und die Verdichtungswertanalyse würde ich auch gerne mal einsehen“, erklärt Tobias Schumacher. „Vielleicht hat das Planungsbüro ja bei der Ausschreibung schon den falschen Schotter eingeplant? Das wissen wir ja alles nicht“, erläutern die Anwohner.

Das ausführende Unternehmen sei mittlerweile insolvent, erklärt Helmut Schiermann, Leiter des Legdener Bauamts im Gespräch mit der Redaktion. Sowohl er als auch Konrad Rudde, Mitarbeiter im zuständigen Fachbereich, haben den Zustand der Straße bereits in Augenschein genommen und sehen die Mängel.

„Wir haben auch schon Gespräche geführt und Gewährleistungsansprüche gestellt“, sagt Helmut Schiermann. „Wir können die Mängel aber sowohl aus finanziellen Gründen als auch aus Gründen der Beweislage nicht einfach beheben lassen.“ Die Anwohner brauchen laut Aussage des Bürgermeisters Dieter Berkemeier aber keine Angst vor weiteren Kosten haben, erklärt er im Gespräch.