Die Kirche St. Brigida gesehen von Süden-Osten aus zeigt sehr schön das Südportal mit dem Paradies.

© aus: "Die mittelalterlichen Bauten NIedersachsens"

Als die Kirche St. Brigida in Legden nur einen Turm hatte

rnHeimatgeschichte

St. Brigida mit seinen Doppeltürmen ist das weithin sichtbare markante Wahrzeichen von Legden. Doch bis 1905 hatte sie nur einen Turm. 1856 beschrieb ein Architekt den Kirchenbau.

Legden

, 11.04.2020, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Blick mehr als 160 Jahre zurück: Die Kirche St. Brigida hatte nur einen Turm. Aber sie fiel schon damals wegen ihrer Schönheit und Qualität auf. In einem der Hefte „Die mittelalterlichen Bauten Niedersachsens“, herausgegeben vom Architekten- und Ingenieurverein für das Königreich von Hannover von 1856 beschreibt der „Architect F. Ewerbeck“ die Kirche ausführlich.

Er spricht von einem „vorzüglich schönem Baudenkmal von reicher Gruppierung und vollendeter Detailausbildung“. Bernhard Laukötter, Vorsitzender des Heimatvereins Asbeck, hat das Buch, in dem die Hefte gebunden sind, in einem Antiquariat aufgestöbert.

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Ein Blick in die Geschichte der Kirche St. Brigida

1856: Die Kirche St. Brigida in Legden hatte nur einen Turm. Aber sie fiel schon damals wegen ihrer Schönheit und Qualität auf. In einem der Hefte „Die mittelalterlichen Bauten Niedersachsens“ wird die Kirche beschrieben, auch mit vielen Zeichnungen. Bernhard Laukötter, Vorsitzender des Heimatvereins Asbeck, hat das Buch entdeckt.
11.04.2020

Die Kirche St. Brigida wurde gegen Mitte des 13. Jahrhunderts gebaut. Vorbild war die Pfarrkirche St. Johannes in Billerbeck, die vom gleichen Baumeister stammt. Eine detailreiche Lithographie zeigt den Anblick von der Südseite mit Blick auf den Eingang mit dem Paradies. Der Text von 1856 beschreibt genau die „dreischiffige Hallenkirche ohne Querschiff mit gradlinig abgeschlossenem Chor und zwei Absiden als Endigung der Seitenschiffe“.

Bauherr wählte keine „gewöhnliche westphälische Lösung“

Für die Wirksamkeit des Gebäudes wird angeführt, dass es sich nicht um eine „gewöhnliche, westphälische Lösung“ handele mit drei Schiffen unter einem Dach, sondern mit den schmaleren Seitenschiffen. Im Inneren bemängelt der Autor die Wirkung wegen der kürzeren Längenausdehnung des Gewölbes. Ein Umstand, der mit dem Anbau der zwei Türme behoben wurde.

Viele Details der Kirche wurden 1856 festgehalten. Dazu zählen „Capitäle“ an Pfeilern im Inneren der Kirche, am Süd-Portal oder Nordportal, aber auch Türbeschläge. Leicht verwittert sind die Formen auch heute zu erkennen. Ein Zitat: „In den Capitälen, deren je zwei auf höchst effektvolle Weise mit einander verbunden, und der eigenthümlichen Bogenausbildung liegt eine solche Eleganz und Zierlichkeit, wie man sie nicht oft in Westphalen finden dürfte.“

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Das Nordportal der Kirche St. Brigida zum Beispiel ist in einer Zeichnung gut dargestellt. Im Text heißt es: „Das Nordportal zeigt reiche Gliederungen und zierliches Ornament, die Kämpferprofilierung setzt sich im Bogenfelde als Art von Giebeldreieck fort, eine allerdings in Westphalen ziemlich häufig vorkommende Anordnung.“ Bis heute hat sich nur wenig verändert.

Historisches Foto von 1899 zeigt die Kirche mit einem Turm

1899 entstand das vielleicht älteste Foto der Brigidenkirche. Adolf Ludorff machte die Aufnahme für das Buch „Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Ahaus“, das 1900 erschien. Zu erkennen ist der einzelne Turm. 1905 wich der Wehrturm den beiden neuromanischen Türmen.

Die Aufnahme entstand 1899. Die St. Brigida-Kirche hat nur einen Turm.

Die Aufnahme entstand 1899. Die St. Brigida-Kirche hat nur einen Turm. © LWL-Medienzentrum für Westfalen

Bernhard Laukötter spricht von einem Glück, dass damals mit Dombaumeister Ludwig Becker jemand gefunden wurde, der es verstand, die neuen Türme der alten Kirche anzupassen. Manchem Kirchgänger wird es heute gar nicht auffallen, dass sieben Jahrhunderte dazwischen liegen.