„Wir kämpfen für Demokratie“, rief Maria Lutter am Sonntagmittag den Menschen auf dem Amtshausplatz in Legden zu. Sie forderte dazu auf, „das hohe Gut der Demokratie nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen“.
Maria Lutter, das ist die Initiatorin der Legdener Demonstration gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. „Klein, aber fein“, haben Maria Lutter und ihre Mitstreiter die Demonstration genannt, zu der sie aufgerufen hatten.
Am Ende war die Demonstration alles andere als klein.
Rund 1000 Menschen gingen in Legden auf die Straße, marschierten im Regen, mit Transparenten vom Amtshausplatz durch das Dorf und dann an den Ausgangspunkt zur Abschlusskundgebung zurück.
Antwort gegen rechts
Dort hatte Bürgermeister Dieter Berkemeier die Teilnehmer der Demonstration zuvor begrüßt. Die Demonstration sei eine Antwort auf die „menschenverachtenden Planspiele“ von Mitgliedern der AfD, freute sich der Bürgermeister, dass so viele Menschen gekommen waren, sozusagen als vielstimmige „Antwort gegen rechts“.
Es gelte, „jetzt unsere Freiheit zu verteidigen“, so Dieter Berkemeier, der die Demonstration auch als Zeichen für eine Gesellschaft des Miteinanders und gegen eine Gesellschaft der Vertreibung und der Rassegedanken wertete.

„Für Demokratie, gegen Rechtsextremismus“, mit diesem Transparent führten dann der Bürgermeister und die Organisatoren der Demonstration den 30-minütigen Demonstrationszug durch Legden an. Ein beeindruckendes Statement der Dankbarkeit für die Aufnahme hier und das Zeichen für Frieden und Freiheit hatte zuvor auch ein ukrainischer Flüchtling gegeben, der jetzt in Legden lebt.
Aktiv für den Erhalt der Demokratie einsetzen
Bei der Kundgebung am Amtshausplatz erinnerte dann Andreas Wellenbüscher, Lehrer an der Paulus-van-Husen-Schule daran, dass in Deutschland schon einmal in einer Villa ein Genozid geplant wurde. „Jetzt ist es wieder eine Villa, in der über Remigration, ich sage gemeint ist Deportation, gesprochen wurde“, mahnte Wellenbüscher und forderte dazu auf, sich „aktiv für den Erhalt der Demokratie einzusetzen“. Und er warnte: „Wenn man vergisst, was passiert ist, kann es wieder passieren“.

Für Hermann Löhring, ehemaliger Lehrer und gut vertraut mit der Geschichte der Legdener Juden, sind die vielen Menschen, die jetzt in ganz Deutschland auf die Straße gehen, der Hoffnungsschimmer, dass nicht vergessen wird, was war. Es gelte, „die Schweigespirale zu durchbrechen“, erinnerte er an die ermordeten Legdener Juden und zählte ihre Namen auf.
Auf Äußerungen verschiedener AfD-Spitzenpolitiker eingehend, bezeichnete er diese Partei nicht als Alternative, sondern als „Abgrund für Deutschland“.
Verantwortung übernehmen
Pfarrer Siegfried Thesing war „sehr angetan“ darüber, dass in Legden, wie in ganz Deutschland, so viele Menschen auf die Straße gehen. Mit Blick auf nachfolgende Generationen mahnte er, dass „wir die Verantwortung dafür haben, unser freiheitliches Leben auch weiterzugeben“.

Zwischendurch erklang der Westernhagen-Hit „Freiheit“ gesungen von Frank Ossi Osburg, ehe Hanni Droppelmann, Integrationslotsin der Kolpingsfamilie Legden zu den Demonstranten sprach. Sie erinnerte an die Judenverfolgung in ihrem Dorf und die brennende Synagoge. „Nie wieder“ schallte es danach aus dem Publikum.
„Mit dieser Menge hatte ich nicht gerechnet“, meint nach der Kundgebung Maria Lutter. Begeistert sei sie auch „darüber, dass so viele jungen Menschen gekommen sind“. Legden habe damit im Regen ein eindrucksvolles Zeichen gegen rechts und für Demokratie gesetzt.

