Überfall-Serie in Kirchhellen „Flaschenpost-Romanze“ endet im Gefängnis

Überfall-Serie: „Flaschenpost-Romanze“ endet im Gefängnis
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Diese Geschichte beginnt so richtig schön romantisch. Eine Frau findet auf der ostfriesischen Insel Langeoog eine Flaschenpost. Verschickt hat sie ein Mann aus Kirchhellen. Seine Botschaft lautete sinngemäß: Wenn Du eine Frau bist und einen netten Partner suchst, dann melde dich. Wenn Du ein Mann bist, wirf die Flasche wieder zurück ins Meer.

Danach ging alles ganz schnell. Die heute 27-Jährige packte ihre Sachen und tauschte ihr Nordsee-Zuhause gegen das Ruhrgebiet. Am Anfang war auch alles wunderbar. Doch dann schlingerte die Neu-Kirchhellenerin immer tiefer ins Verderben. Nun muss sie sogar ins Gefängnis. Das Essener Landgericht hat sie nach einer Überfall-Serie zu vier Jahren Haft verurteilt.

Shopping-Schulden

Es war das liebe Geld, mit dem die 27-Jährige nicht umgehen konnte. Sie kaufte und kaufte und kaufte. Geschenke, Möbel, Kleidung. „Ich war im Kaufrausch“, hatte die Angeklagte den Richtern im Prozess erklärt. Nicht aus Gier, sondern aus Freude. „Ich wollte meinem Partner und mir etwas Gutes tun.“

Das böse Ende ließ natürlich nicht lange auf sich warten. Irgendwann ließen sich die Rechnungen nicht mehr bezahlen. Und das, obwohl sie sogar gearbeitet hat. Erst als Pferdewirtin, später in einer Gesundheitseinrichtung. Zuletzt hatten sich nach ihren Angaben Shopping-Schulden in Höhe von rund 3.000 Euro angehäuft.

Tankstellen und Kiosk

„Ich hätte natürlich meine Eltern fragen können“, hatte die Angeklagte im Prozess erklärt. „Doch es fällt mir schwer, andere Leute um Hilfe zu bitten.“ Und so kam sie in einer feuchtfröhlichen Alkohollaune schließlich auf die Idee, sich das fehlende Geld anders zu beschaffen.

Am 11. Mai 2022 überfiel sie einen Kiosk an der Hauptstraße, im Juli des vergangenen Jahres dann noch die Raiffeisen-Tankstelle an der Pelsstraße und die BFT-Tankstelle an der Alleestraße. Bei allen Raubzügen wurden die Kassierer mit einem Küchenmesser bedroht. Die Beute belief sich auf rund 2.000 Euro.

Beliebte Gefangene

Nach ihrer Festnahme war sie selbst fassungslos. „Sie ist eigentlich ein ganz friedliebender Mensch“, sagte ihr Verteidiger Jan Czopka im Prozess. Selbst die Wachtmeister im Gefängnis hätten die Angeklagte längst in ihr Herz geschlossen. „Sie wollen am liebsten, dass sie für immer da bleibt – dann aber auf ihrer Seite.“

Dass die 27-Jährige nicht noch härter bestraft worden ist, liegt an ihrer aufrichtigen Reue und ihren Schmerzensgeldzahlungen.

Trotzdem leiden einige der Opfer noch heute unter den Folgen der Überfälle. Sie können ihre Jobs nicht mehr ausüben – aus Angst. „Es tut mir von Herzen leid“, hatte die Angeklagte den Richtern unter Tränen gesagt. Zumindest ein bisschen Glück ist geblieben: Ihre Familie soll weiter zu ihr halten.

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