Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler „Kirchhellen ist ein Vorbild“

OB Tischler über sein letztes Amtsjahr: Kirchhellen ist ein Vorbild
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Bernd Tischler betonte, dass Kirchhellen eine Schlüsselrolle bei der Transformation der Stadt spiele. Insbesondere in der Abkehr vom Kohlebergbau hin zu neuen, klimafreundlichen Modellen. „Kirchhellen hat einen Vorsprung", sagte er. Erst kürzlich wurde der Stadtteil bei einem Workshop vom Bundeswirtschaftsministerium als bedeutsames Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung genannt. Darauf sei er stolz.

„Während sich das Innovation City-Projekt auf Bottrop konzentrierte, startet nun ein Projekt, das sich Kirchhellen widmet“, freut sich Tischler. Das Prima.Klima.-Projekt soll Potenziale wie Biogas und das Nahwärmenetz weiter ausschöpfen. Dass die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft schon seit so vielen Jahren bestehe, sei ein großer Vorteil. „Landwirte sind oft Energiepioniere“, betonte er.

Energie und Klima der Zukunft

„Im Hinblick auf die Hochwasserereignisse in Südosteuropa werden Bund und Land noch mehr Anstrengungen unternehmen, um die Klima-Resilienz zu fördern“, stellte der Oberbürgermeister in Aussicht. Da im Zuge des erwähnten Projektes eine detaillierte Datengrundlage für Kirchhellen erstellt wurde, wolle man die Fördergelder „pflücken“.

„Das ist ein laufender Prozess in den nächsten fünf Jahren“, betonte er. „Ich bin sehr froh, dass wir uns erfolgreich bewerben konnten." Schon jetzt sei Kirchhellen energieautark und Gebiete wie der Schultenkamp Vorzeigebeispiele. Kirchhellens Zukunft sehe er optimistisch entgegen.

In Kirchhellen hat Oberbürgermeister Bernd Tischler in der Vergangenheit viel Freude erlebt. Einige Traditionen werden ihm fehlen.
In Kirchhellen hat Oberbürgermeister Bernd Tischler in der Vergangenheit viel Freude erlebt. Einige Traditionen werden ihm fehlen. © Daniel Böhm (A)

Nachhaltige Ansätze für die Ortsentwicklung seien früh erfolgt. Tischler betonte die Bedeutung, alte Flächen zu reaktivieren, anstatt neue zu versiegeln. „Das ist teurer und dauert länger, aber es ist die richtige Entscheidung“, erklärte er. So sei man von einem Neubaugebiet im Nordwesten von Grafenwald abgerückt und warte stattdessen auf die Fläche von Schacht 9. Hier wird eine kleine Wohnsiedlung mit nicht störendem Gewerbe angesiedelt.

Auch für Schacht 10 seien Ideen aus der Bürgerschaft gekommen, aber aus regionalplanerischer Sicht sei es nicht möglich, die Fläche zu erhalten. Sie wird an die Natur zurückgegeben. Der neue See südlich vom Heidesee laufe aktuell voll. Dafür stehen hier Überlegungen im Raum, wie man diesen freizeittechnisch mit der Grafenmühle verknüpfen könne. „Vielleicht kann man dort eines Tages baden oder sogar campen“, sagte Tischler.

Starker Zusammenhalt im Ort

Der Oberbürgermeister lobt zudem den starken Zusammenhalt und das Vereinsleben in Kirchhellen: „Ich bin oft in Kirchhellen, kenne die Vereinsstrukturen und das Brauchtum. Die Menschen dort passen aufeinander auf und machen Dinge gemeinsam." Über die Jahre habe er viele Menschen kennengelernt und sei auch selbst ein Stück weit Teil dieser Gemeinschaft geworden. Die oft angespannte Beziehung zwischen Bottroper Funktionsträgern und Kirchhellenern sei bei ihm weniger ein Problem gewesen.

Besonders gerne habe er beim Neujahrskonzert der Blasmusiker den Radetzky-Marsch dirigiert. Dass diese besonderen Erlebnisse aufhören werden, bedauere er sehr. „Der Zusammenhalt und das Brauchtum sind tief in allen gesellschaftlichen Gruppen und Altersschichten verankert – Kirchhellen ist ein Vorbild“, betonte Tischler.

Viele Projekte seien noch offen. Da falle ihm der Abschied nicht leicht. Doch nun sei der richtige Zeitpunkt gekommen, aufzuhören. Für seine Zeit nach dem Bürgermeisteramt hat Tischler noch keine konkreten Pläne. Gelegentlich erwische er sich bei dem Gedanken, einmal länger im Bett liegenzubleiben – ein Gedanke, der ihm „paradiesisch“ erscheine, aber noch in weiter Ferne liege.