Bereits im Mai wurde der Parkplatz an Schacht 9 zum ersten Mal als Ort in Verbindung mit einer Flüchtlingsunterkunft genannt. Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert stellte diesen als einen von drei möglichen Standorten in Grafenwald im Sozialausschuss vor. Bei einer Anwohnerversammlung am Mittwochabend im Pfarrheim Heilige Familie waren viele interessierte Bürger erschienen.
Die Lage ist auch ein halbes Jahr später nicht entschärft. „Aktuell werden uns wöchentlich im Schnitt 30 geflüchtete Menschen zugewiesen“, erklärte Matthias Buschfeld, Vorsitzender des Sozialausschusses: „Wir brauchen dringend die Plätze.“ Deshalb müsse man als Stadt auch zugreifen, wenn Container zur Verfügung stehen. Die werden nämlich gemietet und sind schwer zu bekommen, erklärt die Sozialdezernentin. Aus diesem Grund kann es vorkommen, dass die Container weit vor der Inbetriebnahme bereits aufgestellt werden.
Unterkunft für 80 Personen
Das Containerdorf auf dem Parkplatz an der Fernewaldstraße in Grafenwald steht. Bis zu 80 Personen sollen dort bald leben können. „Aktuell fehlt nur noch der Strom“, erklärt Michael Monden. Als Abteilungsleiter im Fachbereich Immobilien ist er zuständig für den Aufbau der Containerdörfer. Die Stadt hofft, dass die Unterkunft Anfang Dezember in Betrieb gehen kann. Aber die Auftragslage rund um alle Gewerke sei nach wie vor schwierig, die Versorgungsbetriebe seien ausgelastet.

Für den Versorgungsanschluss erwarte man ab dem 28. November Sperrungen in Teilbereichen der Fernewaldstraße. Einige Anwohner fühlten sich überrumpelt von den Maßnahmen auf dem RAG-Gelände. Durch den Bergbau gebeutelt, sagen sie, seien sie besonders sensibel, wenn es um Veränderungen vor ihren Haustüren geht. Die große Dynamik in der Flüchtlingskrise zwinge die Stadt Bottrop aber zu schnellem Handeln. „Wir belegen aktuell Turnhallen, obwohl wir das vermeiden wollten“, bedauerte Buschfeld.
Überrumpelte Anwohner
Viele Sorgen versuchten die Vertreter der Stadt und auch Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder aus dem Weg zu räumen. Es sind bereits mehrere Unterkünfte dieser Art in den vergangenen Wochen und Monaten an den Start gegangen. Besonders hervorgehoben wurde die gute Nachbarschaft, die sich bereits am Standort Tollstock in Kirchhellen entwickelte. Aus anfänglichen Startschwierigkeiten habe man gelernt.
Da auf dem Gelände ein Höhenunterschied von bis zu einem Meter vorherrscht, wurde das Containerdorf auf Stelzen gebaut. Besorgte Bürger fragten, ob es nicht zu Problemen mit Ungeziefer kommen könne. Diese Stelzen werden noch mit Lochplatten versehen, sodass sich dort keine Ratten oder ähnliches einnisten können, so Michael Monden. Außerdem stelle man durch diese Bauart sicher, dass die Bewohner bei Starkregen vor dem Wasser geschützt sind.

Wegeverbindung zum Ortskern
Ein wichtiges Anliegen, das den Anwohnern schon lange auf der Seele brennt, ist eine vernünftige Wegeverbindung zu der Versorgung im Grafenwälder Ortskern. Es gibt aktuell einen Pfad durch die Felder, der von einigen Anwohnern genutzt wird, der sei aber unzumutbar. Karen Alexius-Eifert versprach, diese Angelegenheit zu prüfen. Da es sich bei dem Teil der Fernewaldstraße um eine Privatstraße im Besitz der RAG handele, seien die Laternen schon lange aus. Die sollen zumindest bis zum Eingang der Unterkunft wieder eingeschaltet werden. So würde man auch mit dem Winterdienst vorgehen, sagte Buschfeld.
In dem Containerdorf wird es einen Hausverwalter geben sowie ein Büro für Sozialarbeiter vom DRK, die die Bewohner im Alltag unterstützen. In den Abend- und Nachtstunden sei dann ein Sicherheitsdienst zuständig. „Mit dieser Dreierkonstellation haben wir gute Erfahrungen gemacht“, so die Sozialdezernentin. Kontaktinformationen für all diese Stellen wurden im Anschluss an die Veranstaltung an die Bürger weitergegeben, sodass auch im Nachhinein Fragen und akute Anliegen geklärt werden können.
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