Im Dorf wächst die Sorge um eine flächendeckende hausärztliche Versorgung. Zunehmend sei es schwieriger, einen Hausarzt zu finden oder den behandelnden Hausarzt zu wechseln, meinen einige Kirchhellener Patienten.
Dr. med. Christoph Giepen, Facharzt für Allgemeinmedizin und Schriftführer im Ärzteverein Bottrop, macht hierfür eine Rechnung auf, um diese These in Zahlen zu widerlegen. Doch dabei fällt ein ganz anderes besorgniserregendes Problem in Kirchhellen auf.
Zahlen, Daten, Fakten
In Bottrop leben laut letzter Erhebungen durch die Stadt rund 118.000 Menschen. Diese 118.000 Menschen werden von aktuell 66 Hausärzten betreut, während die Ärzte nicht nur in Einzel-, sondern auch in Gemeinschaftspraxen praktizieren.
Das heißt, dass im Schnitt 0,56 Hausärzte für 1.000 Einwohner zuständig sind und das ist tatsächlich so auch gewollt: „Dieser Durchschnitt entspricht einem Versorgungsgrad von 106 Prozent und ist in der Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung so festgelegt“, erklärt Dr. Giepen, der selber im Bottroper Süden in einer Gemeinschaftspraxis niedergelassen ist.
Teilt man die Zahlen auf und betrachtet Kirchhellen mit seinen Ortsteilen gesondert, liegt der Durchschnitt bei zwölf Hausärzten auf 21.000 Einwohnern sogar bei 0,57. „Dünner wird die Ärztedichte lediglich in Kirchhellen-Mitte, denn Grafenwald ist überdurchschnittlich gut versorgt und die Dorfmitte eben ein bisschen weniger“, erklärt der Facharzt für Allgemeinmedizin.
Grundsätzlich versorgt
Wegen der Sorgen einiger Bottroper Bürger hat Giepen in seinem Kirchhellener Netzwerk nachgeforscht und bei seinen Kollegen herausgefunden, dass alle Hausärzte bis auf zwei tatsächlich noch neue Patienten aufnehmen. „Wichtig ist aber auch, sich die Frage zu stellen, warum jemand den Hausarzt wechseln möchte, denn bei einem Wohnortwechsel ist der Fall ja klar und völlig nachvollziehbar. Doch warum möchte jemand drei Haustüren weiter wechseln?“, fragt sich Giepen.
Die Gesundheit sei ein emotionales Thema, erklärt der Mediziner. „Ist ein Patient möglicherweise negativ aufgefallen, kann das ein Grund für die Ablehnung sein. Die rationale Erklärung, dass man menschlich mit einem Arzt nicht klarkommt, ist ebenfalls nichts Verwerfliches. Doch lehnen manche Kollegen einen Wechsel auch aus Wettbewerbsgründen im Einzugsgebiet ab“, nennt Giepen mögliche Gründe, warum es so wirke, dass ein Wechsel in Kirchhellen schwierig sei.
Andere Problematik
Bei der Thematik der Ärztedichte fallen jedoch andere Zahlen noch viel mehr ins Gewicht: „Unseren Berechnungen zur Folge werden bis zum Jahr 2028 ganze 46 Prozent der Ärzte in Kirchhellen über 65 Jahre alt sein“, erklärt er.
„Dabei fehlen die jüngeren Kollegen, die nachkommen müssen. Doch Bottrop ist nicht unbedingt eine so attraktive Stadt wie Düsseldorf oder Köln. Praktizieren wollen hier meist nur die, die auch hier aufgewachsen sind.“ Der Ärztemangel wird entsprechend in Zukunft ein echtes Problem – auch in Kirchhellen.