Anfang April kamen die Verkehrsminister der Länder im Rahmen ihrer jährlichen Konferenz zusammen. In den Blick genommen wurde unter anderem der Führerschein, der im Durchschnitt teurer wird. Die stetig steigenden Kosten für den Erwerb eines Führerscheins seien ein Hemmnis für die individuelle Mobilität, hieß es.
Besonders gilt das natürlich für ländliche Bezirke wie zum Beispiel auch Kirchhellen, wo durch das eingeschränkte Angebot an Leistungen des ÖPNV der Führerschein von essenzieller Bedeutung ist.
Der Bund wird aufgefordert, effektive Maßnahmen zur Eindämmung der Kosten umzusetzen. Ein Hebel dafür könnte sein, dass der Fragenkatalog zur Prüfung praxistauglicher wird. Die Probleme liegen aber eigentlich woanders, meinen die Kirchhellener Fahrschulen.

Bis zu 4.500 Euro
Gatzke oder Kamphuis? Fragt man die Kirchhellener, haben sie entweder in der einen oder in der anderen Fahrschule ihren Führerschein gemacht. Letztere läuft seit Anfang dieses Jahres unter dem Namen Join Driving und wird inzwischen von Jan Droese geführt. Laut ADAC zahlt man für den Führerschein durchschnittlich zwischen 2.500 und 4.500 Euro. In den letzten Jahren haben sich die Preise für Fahrschulen und Führerscheinprüfungen überdurchschnittlich erhöht, sagt auch der ADAC. Aber stimmt das wirklich?
Die Zahlen sagen folgendes: Im Jahr 2024 stiegen sie um 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während die allgemeine Inflationsrate bei 2,2 Prozent lag, heißt es vom Statistischen Bundesamt. Die Kosten müssen runter, meinen die Verkehrsminister. Die hiesigen Fahrlehrer sehen die Probleme an anderer Stelle.
Alles wird teurer
Mieten, Kraftstoff- und Versicherungskosten, Fahrzeugkosten und nicht zuletzt Personalkosten, alle Preise steigen, die äußeren Einflüsse verändern sich, das sind die großen Kostenfaktoren, sind sich Jan Droese und Marcel Piernikarczyk, Mitinhaber der Fahrschule Gatzke, einig.
„Aber wenn man sich überlegt, dass ich damals meinen Führerschein gemacht habe, als der Spritpreis bei unter einem Euro lag, kann man sich vorstellen, dass auch Fahrschulen sich anpassen müssen“, meint Piernikarczyk.
Marcel Piernikarczyk ist Fahrlehrer und Mitinhaber der Fahrschule Gatze. Erinnert er sich an seinen Führerschein zurück, fallen ihm noch deutlich mehr Dinge ein, die damals teurer waren als heute.
Viele Zahnräder
Jan Droese, der zudem in Gladbeck eine Fahrschule betreibt, sieht aber auch die Probleme der Zeit: „Das Verständnis ist heute in der Tat ein anderes, was dazu führt, dass Fahrschüler länger brauchen“, betont er.
„Besonders im Vergleich zu anderen Städten kann man das gut sehen: In Kirchhellen fahren die Jugendlichen Fahrrad und haben schon ein gewisses Verständnis für den Straßenverkehr. In Gladbeck sind zum Beispiel Vorfahrtsregeln im Kreisverkehr völlig neu.“
Die Theorieprüfung zu vereinfachen, hält er deswegen für falsch – vielmehr müssen in der Tat viele Technikfragen praxisnäher ausgelegt werden, findet Droese. Es sei eine Kombination aus vielem, nicht zuletzt der Fahrlehrermangel. „Fahrlehrer ist noch immer kein Ausbildungsberuf. Die Leute müssen viel Geld bezahlen, um Fahrlehrer zu werden und haben am Ende dennoch keine Ausbildung“, erklärt er. Denn tatsächlich handelt es sich lediglich um eine „berufliche Weiterbildung“.
Die Probleme liegen in vielen Bausteinen, die ineinandergreifen, sind sich die Fahrschulinhaber einig.
Doch beide betonen ebenso, dass die Herausforderung in Kirchhellen eher eine kleine ist. Auf dem Land den Führerschein zu machen, unterscheide sich ohnehin drastisch von dem Verkehr in Großstädten.