Er will Syrien von Deutschland aus unterstützen Die Geschichte des Bottropers Asaad Osso (34)

Bottroper Asaad Osso aus Syrien will seine Heimat unterstützen
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Asaad Osso ist vor mehr als zehn Jahren alleine nach Deutschland geflüchtet. Die aktuellen Entwicklungen in Syrien, der Sturz des Assad-Regimes, werfen ihn zurück in eine Mischung aus Hoffnung, Trauer und tiefer Besorgnis. Seine Eltern leben noch immer in Syrien und es fällt ihm schwer, sie in einem unsicheren Land zu wissen.

„Ich sehne mich nach einem Frieden in Syrien, nach der Wiederherstellung von Menschenrechten und der Würde, die jedem Menschen zusteht. Doch ich habe mich entschieden, mein Leben weiterhin in Deutschland zu leben. Hier, wo ich in Sicherheit bin und wo ich die Möglichkeit habe, einen echten Unterschied zu machen“, verspricht der 34-jährige Syrer.

Entscheidung für das Leben

„Niemand lässt alles zurück, was ihm je etwas bedeutet hat, ohne einen tiefen Schmerz zu spüren. Doch die brutalen Zustände in Syrien, die endlosen Gefängnisse und die ständige Gefahr des Todes haben so viele gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Die Entscheidung, alles hinter sich zu lassen – Familie, Freunde, das Leben, das man kannte – ist keine einfache. Aber für viele von uns war es die einzige Möglichkeit, in einer Welt zu überleben, die uns jegliche Hoffnung nahm“, sagt Asaad Osso.

2012 hat er sein Heimatland Syrien verlassen und fand in Deutschland Zuflucht. Heute ist er sich sicher: „Deutschland wurde nicht nur zu meinem zweiten Zuhause, sondern zu einem Ort, der mir die Möglichkeit gab, zu wachsen, zu lernen und zu heilen. Hier habe ich eine Ausbildung und ein Studium abgeschlossen und bin heute als Einrichtungsleiter in einer Jugendhilfeeinrichtung tätig. Diese Reise war alles andere als leicht, sie war von Kämpfen, Zweifeln und Ängsten geprägt.“

Syrien braucht Heilung

„Aber mein Herz bleibt geteilt. Mein Wunsch ist es, eine Brücke zwischen meinen beiden Heimaten zu bauen. Eine Brücke, die auf Dialog und Verständnis beruht und die Menschen dazu ermutigt, sich für den Wandel einzusetzen, den wir so dringend brauchen“, betont Osso.

Ein Auto fährt an zerstörten Gebäuden im Stadtteil Jobar in Damaskus vorbei.
Asaad Osso aus Bottrop möchte von Deutschland aus in Syrien helfen, hier ein Foto aus Damaskus. © picture alliance/dpa/AP

Und obwohl er nicht zurück möchte, will er von Deutschland aus mit voller Hingabe am Wiederaufbau Syriens mitwirken, um Teil des Heilungsprozesses zu sein, den Syrien dringend braucht. „Es gibt bereits Ideen, die das Potenzial haben, echten Wandel zu bewirken. Ich denke etwa an Integrationsprojekte, die nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund unterstützen, sondern auch die Einheimischen einladen, ihre Perspektiven zu erweitern. Ein solcher Austausch, sei es in Form von gemeinsamen Veranstaltungen, Diskussionsrunden oder Workshops, schafft Vertrauen und lässt Vorurteile schmelzen“, sagt Asaad.

Er ist sich sicher: „In einer fortschrittlichen Gesellschaft sollten wir die Menschen, die hierhin kommen, nicht mit der Frage nach ihrer Rückkehr konfrontieren, sondern vielmehr ihnen die Möglichkeit geben, hier ein neues Leben aufzubauen. Es geht nicht nur um Sicherheit, sondern auch um die Chance auf ein würdiges Leben in einer offenen und vielfältigen Gesellschaft, die ihre Werte von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität lebt.“