Mit einer Entdeckelungsgabeln entfernt der Hobbyimker den Wachs, der den Honig schützt. © Claudia Hurek

Mit Fotos und Video

Werktags Busfahrer, in der Freizeit Imker: Thorsten Schrilz (41) haben die Bienen gepackt

Vor 5 Jahren hat sich Thorsten Schrilz aus Herbern den Bienen verschrieben. Eigentlich eher aus Zufall durch ein Gespräch mit einem Kollegen. Wir haben den Herberner bei der Honig-Ernte begleitet.

Herbern

, 07.07.2021 / Lesedauer: 4 min

Die sogenannte Korbimkerei, die bis weit zurück in die keltische Zeit geht, ist fast ausgestorben. „Das ist einfach viel zu aufwendig“, weiß Hobbyimker Thorsten Schrilz (41). Seine Bienenkörbe, auch Bienenbeuten genannt, baut er aus Holz und nicht aus Stroh. Die Rähmchen, die von den Bienen zum Brüten oder für den Futtervorrat genutzt werden, kauft er fertig.

Vor fünf Jahren hat ein Gespräch mit einem Arbeitskollegen den Busfahrer dazu angeregt, sich näher mit dem Thema Imkerei zu beschäftigen. „Das nimmt einen schnell gefangen“, so der Ascheberger, der inzwischen zehn Bienenstöcke sein Eigen nennt. „Meine Bienenstöcke stehen bei einem guten Freund, der einen landwirtschaftlichen Betrieb hat. Dort finden die Bienen deutlich mehr Pollen oder Nektar und mir fehlt einfach der Platz.“

Bis zu drei Ernten fallen pro Jahr an, wenn‘s gut läuft

In einem guten Jahr kann man bis zu dreimal das flüssige Gold ernten. Während der Sommerzeit muss der Hobbyimker einmal wöchentlich nach seinen Bienen schauen, ob alles in Ordnung ist. Die Frühtracht fiel in diesem Jahr allerdings der langanhaltenden Kälte zum Opfer. Für die Frühtracht sammeln die Bienen den Nektar von Raps- oder Obstbaumblüten.

Ein reguläres Bienenjahr beginnt etwa Anfang April und dauert bis ungefähr August. Danach bereiten sich die Bienen auf den Winter vor. Während eine Sommerbiene eine Lebenserwartung von rund sechs Wochen hat, dürfen die Winterbienen sich auf ein deutlich längeres Leben freuen; es dauert ungefähr sechs Monate. Zum Ende des Bienenjahres stellt die Königin die Eiablage ein.

Während der Honigsaison befindet sich über dem Brutraum des Bienenstockes der Honigraum, in dem die Bienen die Nahrung für den Winter und die Brut einlagern. Diesen „stiehlt“ der Imker quasi für seinen Honig. „Dafür erhalten die Bienen dann zum Ende des Jahres von uns Futterzucker. Das ist dann der Vorrat für den Winter.“

Die zweite Ernte in einem Jahr startete für Thorsten Schrilz Anfang Juli. Nachdem er die Honigräume aus dem Stock entdeckelt hat, das heißt das Wachs von den Waben entfernt hat, kommen die Wabenrahmen in die Honigschleuder und nun heißt es kräftig, aber mit Gefühl, die Schleuder drehen. Der Honig aus den Waben sammelt sich nun auf dem Boden der Schleuder. Der spannende Moment ist dann, wenn der Hahn der Schleuder aufgedreht wird, und der Honig durch einen Doppelfilter in den Eimer läuft. In diesem Eimer könnte der Honig jahrelang aufbewahrt werden. Durch ein Refraktometer bestimmt Schrilz den Wassergehalt im Honig. Dieser muss zwingend unter 20 Prozent liegen; so steht es in der deutschen Honigverordnung. Über 18 Prozent steigt die Gefahr, der der Honig gärt und die gesamte Arbeit wäre umsonst.

Hobby-Imker aus Herbern ist zufrieden mit zweiter Ernte

„Ich bin bis jetzt sehr zufrieden“, sagt Schrilz. „Ich hoffe, dass die letzte Ernte, die gegen Ende Juli/Anfang August beginnt, einen richtig schönen, dunklen und schmackhaften Waldhonig ergibt.“ Für den Waldhonig sammeln die Bienen Honigtau; dies ist eine zuckerhaltige Substanz, die Pflanzenläuse ausscheiden. Im Übrigen ist auch der bei vielen beliebte cremige Honig zuerst flüssig. Durch regelmäßiges Rühren bilden sich Kristalle, die immer wieder zerschlagen und gleichmäßig einen Honig feincremig werden lassen.„So ist mir der Honig am liebsten“, sagt der Bienenfreund, der eigentlich das Naturprodukt nicht so oft isst, wie er schmunzelnd zugibt. „Darum verkaufe ich auch den größten Teil der Ernte.“ Hierfür füllt er den Honig in Gläser ab. Diese sind dann in den Hofboxen erhältlich, die die Geschwister Bentrup unter anderem in Ascheberg, Selm, Bork oder Nordkirchen aufgestellt haben. „Ich liefere lediglich meine Honig Gläser an Bentrups, die sorgen dann für die Verteilung und das regelmäßige Auffüllen im Automaten.“ Ab und zu sticht eine Biene auch mal zu. „Das passiert schon mal durch Unaufmerksamkeit, ist aber nicht weiter schlimm.“ Mit der Ausbeute ist Schrilz nach dem Schleudern sehr zufrieden. Eine Probe, die ich als Autorin nehmen durfte, ist schon mal sehr vielversprechend und der Honig schmeckt tatsächlich nach dem wunderbaren Duft der Linde.
Jetzt lesen
Ein Video und Fotos von der Honig-Ernte finden Sie unter rn.de/herbern

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