Veto für öffentliche Toiletten „Die Gemeinde schadet sich mit dieser Entscheidung selbst“

Veto für öffentliche Toiletten: „Gemeinde schadet sich selbst“
Lesezeit

Die nette Toilette ist abgelehnt worden. Dabei hatte der Seniorenbeirat die Idee, die Aufenthaltsqualität in den drei Ascheberger Ortsteilen zu steigern. Und dazu gehört nun mal auch, dass man sich keine unnötigen Gedanken darum machen muss, wann und wo man auf die Toilette gehen kann. Doch die Ascheberger Politik hat den Antrag des Beirates abgelehnt. Eine Entscheidung, die ich nicht nachvollziehen kann.

Die Argumentation der Gemeindeverwaltung, nachdem man mit den Gastronomen und Betrieben gesprochen habe: Es bräuchte keinen Sticker, denn man würde Passanten auch so auf die Toilette lassen. Wenn die Bereitschaft da ist, warum ist dann der Widerstand so enorm, dass man einen kleinen Sticker dermaßen ablehnt?

https://tools.pinpoll.com/embed/283458

Argument ist reichlich dürftig

Mir erscheint diese Argumentation reichlich dürftig. Denn wäre aufrichtige Bereitschaft da, wäre auch aufrichtige Bereitschaft, einen Sticker im Schaufenster zu platzieren, da. Und offenbar sind ja auch nicht alle Betriebe bereit, ihre Toilette zur Verfügung zu stellen. Denn sonst hätte der Seniorenbeirat nicht zu beklagen, dass ihm Menschen berichten, dass sie bei der Frage nach der Toilette abgelehnt worden seien.

Haben die Ascheberger Betriebe und Gastronomien Angst, von öffentlichen Toilettengängern überrannt zu werden? Oder fühlen sich diejenigen vorgeführt, die keinen „nette Toilette“-Sticker in ihrem Fenster anbringen? Die Toiletten werden sogar subventioniert, eben noch ein Grund mehr, sich als Betrieb dafür auszusprechen. Und die Gemeinde würde Tausende Euro an Bau- und Subventionskosten für öffentliche Toiletten sparen.

Und ganz ehrlich: Die Friedhofstoiletten länger zu öffnen, kann nun wirklich nicht die Lösung sein. Wer nimmt denn etwa in Ascheberg abends den weiten Weg auf sich, um von der Sandstraße über den dunklen Friedhof zu laufen, um dort kurz aufs Klo zu gehen. Ich würde dann wohl eher den Weg nach Hause antreten.

Gemeinde verpasst Chance

Ein Ort kann noch so schön sein, wenn die Blase drückt, will man nur noch auf die Toilette. Über die „nette Toilette“-App werden einem Standorte angezeigt, die man dann ohne Probleme aufsuchen kann. Denn wer geht schon gerne in ein Geschäft und fragt, ob er oder sie mal die Toilette aufsuchen kann, ohne Gefahr zu laufen, abgelehnt zu werden. Ja, man kann fragen, aber die Realität ist, dass es den meisten als Nicht-Kunden unangenehm ist. Und manche vor Stadtbesuchen lieber weniger trinken, um nicht Gefahr zu laufen, unterwegs kein Klo zu finden.

Auch die Gemeinde täte gut daran, diesem Projekt mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Denn das würde enorm zur Attraktivität der drei Orte beitragen. Nicht zuletzt für Kinder, Senioren, Schwangere oder Personen mit Inkontinenz wäre das Wissen, sich keine Sorge um die Toiletten-Situation machen zu müssen, ebenso wie der Toilettengang erleichternd. Ein Zustand, mit dem wohl niemand freudestrahlend und lauthals hausieren geht. Und gerade diese Gruppen finde ich in diesem Prozess überhaupt nicht berücksichtigt, sondern schlichtweg abgebügelt.

Und wo sorgenlos flaniert wird, wird auch mehr konsumiert und geshoppt, als bei drückender Blase dann schnell den Heimweg anzutreten. Liebe Gemeinde, bitte verpasse hier keine wichtige Chance!