Zwei randvolle Altkleidercontainer, davor auf dem Boden randvoll mit Kleidung gestapelte Plastiksäcke – und eine verwaiste Kaffeemaschine: Vor zwei Altkleidercontainern an der Talstraße des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Herbern türmten sich am Mittwochmorgen (8. Januar) Spenden von Privatleuten. Das sorgte insbesondere auf Facebook für reichlich Diskussionsstoff. Während einige Nutzer vermuteten, dass die neue EU-Regelung, die seit diesem Jahr in Kraft ist, der Grund dafür sein könnte – intakte Kleidung darf nicht mehr in den Restmüll, sondern soll gespendet werden – ärgerten sich andere eher über diejenigen, die ihre Spenden einfach auf dem Boden abgeladen habenD, obwohl die Container voll waren.
Warum aber waren die Container überhaupt so voll? Liegt es wirklich an der neuen EU-Verordnung? DRK-Vorstand Christoph Schlütermann aus Coesfeld sieht da eher einen anderen Grund als naheliegend: Denn die Container werden von Dienstleistern des DRK geleert. Und eben das Unternehmen habe drei erkrankte Fahrer gemeldet. Mittlerweile seien die Container in Herbern aber geleert, weil das DRK eine Sonderleerung veranlasst hat.

Ärgerlich sei aus Sicht des DRK auch, dass viele Spender der Meinung seien, dass sie unbrauchbare Textilien, Lumpen oder Putzlappen nicht in der Restmülltonne entsorgten dürften. Das führe in den Containern allerdings zur Verschmutzung von noch brauchbarer Kleidung, „die diese wiederum wertlos machen“, so Schlütermann. Zudem werde der Sortieraufwand deutlich größer. Derartig verschmutzte oder nicht recyclingfähige Textilien „haben in Altkleiderbehältern der caritativen Sammler nichts zu suchen.“
Wie sich die neue EU-Verordnung künftig auf das Spendeverhalten auswirken werde, das sei laut Schlütermann aktuell noch nicht absehbar. Klar sei aber, dass der europäische Textilienverbrauch die viertgrößte Ursache von Umweltbelastung und Klimawandel sei. „Viele Verwerter nehmen aktuell aufgrund der gesunkenen Preise keine Alttextilien mehr an. Auch gewerbliche Sammler ziehen sich zurück bzw. warten ‚bessere Zeiten‘ ab“, so Schlütermann. „Allein im Kreis Coesfeld dürften zwischen 3 und 3500 Tonnen Alttextilien jährlich anfallen, die, falls nicht getrennt gesammelt, die Deponiekosten und somit die Abfallgebühren in die Höhe treiben. Von der Belastung der Umwelt ganz zu schweigen.“
„Wildwuchs“ verhindern
Sofern eine Kommune im Kreis einen Mehrbedarf für Altkleidercontainer feststelle, sei das DRK weiterhin bereit, weitere Container aufzustellen. „Eine Möglichkeit wäre das Aufstellen auf privaten Flächen. Es ist sicher auch im Interesse aller, einen ‚Wildwuchs‘ zu verhindern und ein bedarfsgerechtes Konzept umzusetzen.“