Wie das so ist, wenn auf dem platten Land prominenter Besuch angekündigt ist, der noch dazu aus England in seinen Geburtsort zurückkehrt. Spekulationen über Spekulationen, Fantasien über Fantasien, was alles aus dem Ort werden könnte und dann die Zurückführung auf das Menschliche und den Zusammenhalt. Klingt alles sehr rätselhaft, wurde aber bei der Premiere des plattdeutschen Theaterstückes „Jens Petersen kriggt Besök“ der Laienspielschar Herbern e.V. wirkungsvoll, amüsant und unterhaltsam dargeboten. Sieben Schauspieler standen auf der Bühne der Profilschule. In drei Akten haben sie diese Geschichte vermittelt und den Besuchern im vollbesetzten Saal so manches Lachen entlockt.
Und darum ging es eigentlich: Ilse Hamworth (Veronika Rupke) war die Tante von Bauer Jens Petersen (Kai Nienhaus). Sie kam aus England angereist und wollte ihren Neffen Jens auf seinem bescheidenen Bauernhof besuchen. Gertrud Schneider (Marion Kraß), die Haushälterin von Jens, und die Postbotin des Dorfes Hanni Uhlenbusch (Monika Voß) schmückten den Bauernhof.
Wilhelmine Schulze-Piepenbrink (Swantje Krampe Steden), Bürgermeisterin des Dorfes, verknüpfte große Pläne mit der Ankunft der reichen Tante von Jens. Die Bürgermeisterin versuchte Bauer Jens auf Weltbürger zu trimmen. Sie brachte ihm Tischmanieren bei und legte ihm nahe, sich eine Frau zuzulegen.

Sie wollte das Dorf mit dem Geld der Tante aus England zu einem touristischen Magnet ausbauen mit einem Hotel mit allem Komfort. Wortreich schilderte sie ihre Visionen, welche die Haushälterin Gertrud und die Postbotin teilweise aufnahmen.
Bauer Jens ließ sich davon anfangs nicht beeindrucken. Mit seinem Freund Jürgen Kreutzkamp (Peter Schulze Horn) „unterhielt“ er sich bei einer Flasche Bier darüber. Die Reaktion von Jürgen war typisch westfälisch und bestand nur aus „Uiih“, „“Jau“ und weiteren sparsamen Begeisterungsbekundungen. Allein das reizte die Besucher schon zum Lachen. Auch als Jürgen und Jens übten, wie Jens eine Frau für sich gewinnen könnte, rollten die Lachwellen durch das Publikum. Allerdings wurde es dann ernst, als Jens die Nachbarin Annalena Heymann (Beate Feldkämper) anbaggerte, in die Jürgen verliebt war.
Am Ende wird alles gut
Erst später tauchte Ilse Hamworth mit Hut und eleganter Kleidung als die Tante von Jens auf. Bürgermeisterin Wilhelmine begrüßte sie gestenreich und überschwänglich, überbetonte das „th“ im Namen der Tante und reizte auch damit das Publikum zum Lachen. Der dritte Akt brachte die Auflösung, doch die sei noch nicht verraten, denn es gibt ja noch weitere Vorstellungen des Stücks. Nur soviel: Alles wurde gut.
Die sieben Darsteller füllten ihre Rollen überzeugend aus. Monika Voß als Klatschbase und Postbotin Hanni Uhlenbusch, Kai Nienhaus als wandelbarer Bauer Jens Petersen, Peter Schulze Horn als eifersüchtiger und unbeholfen verliebter Jürgen Kreutzkamp und vor allem Swantje Krampe Steden als Bürgermeisterin Wilhelmine Schulze Piepenbrink waren mehr als überzeugend. Auch Veronika Rupke als Tante Ilse Hamworth, Marion Kraß als Haushälterin Gertrud Schneider und natürlich die umworbene Beate Feldkämper als Nachbarin Annalena Heymann erhielten den verdienten Applaus, den sie an das Team weitergaben.
Erleichtert gab sich am Ende Andreas Nienhaus, der mit Carolin Frigge die Regie inne hatte. „2019 hatten wir unsere letzte Premiere. Im letzten Jahr hätten wir das Stück schon aufführen können, aber wegen Corona wollte die Gemeinde das nicht. Zwischenzeitlich ist die Aula erweitert und die Technik verbessert worden. Dafür sind wir sehr dankbar. Auch unsere Mitglieder haben uns über diese schwierige Zeit die Treue gehalten“, äußerte sich Nienhaus am Ende in den donnernden Schlussapplaus hinein.
Bis zum 14.1.23 gibt es weitere 5 Aufführungen.
Termine und Vorverkauf unter www.laienspielschar-herbern.de