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Radweg Mersch: Rund 200.000 Euro Mehrkosten wegen nicht verkaufter Fläche
Radweg in Herbern
Wenn Grundstücksbesitzer ihre Flächen nicht für öffentliche Projekte wie Radwege veräußern, kann das weitreichende finanzielle Folgen haben. Die SPD kritisiert die Mehrkosten zwischen Herbern und Mersch scharf.
Etwas ketzerisch fragte Elmar Hammwöhner (SPD) im vergangenen Bau- und Planungsausschuss (BPA) die Verwaltung, wie viel Geld denn so ein Meter Ackerland koste, wenn man ihn für ein Projekt wie den Radwegebau zwischen Herbern und Mersch kaufe. Klaus van Roje (Fachbereichsleiter Bauen und Wohnen) schätzte den Preis daraufhin auf etwa 10 Euro. Bei 300 Metern auf einer Breite von 3 Metern wären das knapp 10.000 Euro gewesen, rechnete Hammwöhner.
Es ist unklar, ob die Gemeinde mit 200.000 Euro mehr auskommt
Stattdessen sei die Rechnung um rund 200.000 Euro gestiegen, weil eine Privatperson ihre Fläche für den Radweg nicht habe veräußern wollen und eine „scheiß“ Stützwand nötig geworden sei, kritisierte Hammwöhner scharf. „Die Nachbarn wissen es, aber die meisten Bürger können das ruhig mal wissen, was das für Folgen haben kann.“ Erfahren habe er die Summen von dem Polier, der vor Ort auf der Baustelle im Einsatz ist, so der Lokalpolitiker.
„Das ist leider kein Einzelfall, ich weiß auch nicht, ob wir mit 200.000 Euro hinkommen“, entgegnete van Roje. „Ein Teil der Kosten wird vom Land getragen, was es nicht besser macht, weil es Steuergelder sind.“ Doch derartige Probleme seien das tägliche Brot der Verwaltung. „Wir haben ähnliche Probleme an der Amelsbürener Straße in Davensberg und zwischen Ascheberg und Herbern“, so van Roje. Weiter ging er jedoch nicht auf den Sachverhalt ein. „Dann würde ich indirekt über Verhandlungen sprechen und das möchte ich nicht machen.“
Land fördert Strecke pro Kilometer mit 250.000 Euro
Das Land NRW bezuschusst das circa 2 Millionen Euro teure Bauprojekt mit 1,3 Millionen Euro - 250.000 Euro pro gefertigtem Kilometer, was zwischen Herbern und Mersch 5,26 Kilometern entspricht. An dem nicht-verkauften Teilstück muss die Gemeinde näher an die Straße bauen und entsprechend ein Geländer zum Schutz der Radfahrer bauen. Ascheberg ist für den Radweg jedoch nur bis zur Gemeindegrenze verantwortlich. Für das Reststück auf Merscher Gebiet ist die Stadt Drensteinfurt zuständig.
Laut Christian Scheipers aus dem Ascheberger Tiefbauamt sei die Stadt Drensteinfurt ebenfalls in den Planungen für den Radweg. „Drensteinfurt versucht sein Bestes, dass da die Grundstücksverhältnisse geklärt werden“, so Scheipers. Ascheberg habe auch seine Hilfe angeboten, etwa indem der Auftrag mit der beauftragten Baufirma verlängert werden könne. Doch zuerst müsse man die Grundstücksangelegenheiten klären. Für die Zusammenarbeit mit der Nachbarstadt sprach Scheipers dieser ein großes Lob aus.
Daten und Fakten zum Bürgerradweg:
- Baulänge: 5,26 Kilometer
- davon 3,59 Kilometer Gemeinde Ascheberg (Kreis Coesfeld) und 1,67 Kilometer Stadt Drensteinfurt (Kreis Warendorf)
- Regelbreite: 2,50 Meter
- Baubeginn: 16. August 2021 (Vorarbeiten); 17. September 2021 (offizieller Baustart)
- Bauzeit: ca. 1 Jahr
- Baukosten einschl. Grunderwerb: ca. 2 Millionen Euro
- Baukostenzuschuss Bürgerradwege: 1,315 Millionen Euro
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
