Dass eine Unterkunft für Geflüchtete an der Münsterstraße in Herbern gebaut wird, ist beschlossene Sache. Zuletzt regte sich dagegen aber Widerstand. Eine Petition wurde ins Leben gerufen. Insgesamt haben bislang 285 Menschen (Stand: 22. April, 15 Uhr) die Petition gegen den Neubau unterschrieben. Ein Großteil von ihnen ist anonym, einige Klarnamen sind aber lesbar. Dass die Autoren eine solche Aktion ins Leben gerufen haben, begründen sie vor allem mit Sicherheitsaspekten, aber auch mit noch 50 offenen Plätzen für Geflüchtete in der Gemeinde.
Mittlerweile gab es in der Petition aber eine Veränderung. Ursprünglich hatten die Verantwortlichen den Vorschlag gemacht, die Geflüchteten in einer Unterkunft im Industriegebiet unterzubringen. Dieser Passus wurde in einer aktuellen Version gestrichen. Zur Begründung heißt es: „Der Satz war inhaltlich falsch dargestellt und weckt den Anschein, dass die Leute hier überhaupt nicht gewollt sind, was nicht unseren Einstellungen entspricht.“

Auch Roswitha Reckers von der IntA, der Flüchtlingshilfe in Ascheberg, hat die Petition bereits gesehen. Verständnis hat sie nur begrenzt. „Ich kann verstehen, dass Menschen Angst haben oder unsicher sind“, sagt sie und ergänzt: „Ich kann aber nicht verstehen, dass man generell alle Geflüchteten als kriminell ansieht und das auch gebetsmühlenartig überall kundtut.“
Deswegen fehle ihr auch das Verständnis. „Zu der Petition kann ich nur sagen, dass dies der typische Weg zu sein scheint, den der Verfasser wählt. Er stellt Behauptungen als Tatsachen hin, gibt sich als Person aber nicht zu erkennen, sodass kein persönliches Gespräch möglich ist“, kritisiert sie. Sie selbst findet den Standort der geplanten Unterkunft gut. Besser sei zwar eine dezentrale Unterbringung, das sei aber erfahrungsgemäß schwierig.
Den kritischen Menschen bietet Roswitha Reckers immer wieder an, sich selbst ein Bild zu machen – was aber nicht genutzt wird. „Seit vielen Jahren unterstütze ich Geflüchtete. Genauso lange biete ich Zweiflern und Gegnern sowie interessierten Menschen an, mich zu begleiten. So könnte man die Menschen kennenlernen, vor denen man Angst hat“, sagt Roswitha Reckers. Bis jetzt sei aber noch kein einziger mitgekommen. „Das zeigt, dass diese Menschen lieber ihre Vorurteile pflegen möchten.“
Viele positive Erfahrungen
Sie selbst hat viele positive Erfahrungen gesammelt. „Wenn ich die Leute besuche, trage ich niemals meine Tasche selbst. Wenn ich einkaufe und es sind Geflüchtete zugegen, wird mein Einkaufswagen zum Auto geschoben, die Einkäufe ins Auto gepackt. Wenn ich in den Häusern jemanden besuche und es regnet, werde ich mit Schirm zum Auto begleitet“, erzählt Roswitha Reckers. „Kurzum: Ich habe vorher diese Art von Hilfsbereitschaft und Respekt nicht erlebt.“
Dass nicht alle Geflüchteten so lieb und nett sind, will sie nicht behaupten. „Natürlich gibt es auch Kriminelle unter den Geflüchteten. Die gibt es unter Deutschen auch, wie in jeder anderen Nationalität“, sagt Roswitha Reckers. In diesem Zusammenhang kritisiert sie auch die Medien, die vorwiegend über Kriminelle mit Migrationshintergrund berichten würden.
Die Flüchtlingshelferin hat selbst die Erfahrung gemacht, dass sich die meisten Geflüchteten integrieren wollen würden. „Die Erfahrung vieler Geflüchteter zeigt, dass sie auch nach vielen Jahren nicht in die Gemeinschaft aufgenommen wurden. Die Frage ‚Woher kommst du?‘ nimmt immer noch viel zu viel Raum ein. Und die macht klar: Eins bleibt ein Geflüchteter in den Köpfen der Einheimischen immer – ein Ausländer.“ Das sei schade, findet Roswitha Reckers. „Leider verpassen die Leute dadurch sehr viel Herzlichkeit, Gastfreundschaft, interessante Bräuche und Traditionen, Freundschaften, Hilfsbereitschaft und vor allem die Erfahrungen und Dankbarkeit, die die ‚Fremden‘ zu bieten haben.“