Neubauten für Profilschule Ascheberg beschlossen Ascheberg investiert so viel wie noch nie

Neubauten für Profilschule: Ascheberg investiert so viel wie noch nie
Lesezeit

So voll wie am Dienstag (7. 3.) ist es selten in der rundum erneuerten Aula der Profilschule am Standort Herbern, wenn dort nicht gerade ein Konzert gegeben wird. Obwohl es gar keine Instrumente gab in dem großen, hellen Rund, meinte man fast, Fanfaren erklingen zu hören und den einen oder anderen Tusch. Denn was die Mitglieder des Bildungs- und Kulturausschusses sowie des Bau- und Planungsausschusses in ihrer gemeinsamen Sitzung beschlossen haben, wird in Ascheberg und Herbern Geschichte schreiben.

Die 2011 in einem landesweiten Schulversuch gegründete Profilschule erhält einen eigenen Profilschul-Campus mit zwei komplett neuen Gebäuden und einem dritten Schulhaus, das rundum saniert werden wird. Die bislang zwei Schulstandorte - die Jahrgänge 5 bis 8 werden zurzeit in Ascheberg unterrichtet, 9 bis 10 in Herbern - werden an einem Standort zusammengeführt: in Ascheberg. Herbern geht aber nicht leer aus, sondern wird den frei werdenden Schulraum inklusive der neuen Aula für die Grundschule nutzen.

„Ein echter Meilenstein in unserer Entwicklung“, sagte Christian Ley (SPD), der Vorsitzende des Bildungs- und Kulturausschusses. Das ließ sich nicht nur auf den Erfolgskurs der einzigen weiterführenden Schule in der 15.600-Einwohner-Gemeinde zwischen Münster und Werne beziehen, sondern auch auf die Höhe der Investition: 29 Millionen Euro - noch nie ist die Gemeinde ein so teures Projekt angegangen. Etwas, das insbesondere der FDP Sorgen bereitet.

Kosten: 29 Millionen Euro

Die Weichen hatte der Rat 2018 noch einstimmig gestellt. Die Entscheidung zur baulichen Umsetzung fiel am Dienstag bei zwei Enthaltungen (FDP) und - zumindest, was die konkrete Bauausführung angeht - bei einer Gegenstimme von von Frank Holtrup (FWA). Er hatte ohne Erfolg für rundum geneigte Dächer mit Dachvorstand geworben und gegen die geplanten Flachdächer - ein Detail im Vergleich zu den Bedenken der Liberalen.

„Vor nicht allzu langer Zeit war von 16 Millionen Euro die Rede. Jetzt sind es 29 Millionen“, sagte Peter Leyers (FDP). Sein Fraktionskollege Jochen Wissmann nannte ganz konkrete Einsparmöglichkeiten: statt zwei getrennter Neubauten lieber ein großes Gebäude errichten. Grundsätzlich hätte er ohnehin gerne gesehen, wenn das „äußerlich noch völlig intakte Gebäude“ der ehemaligen Realschule gar nicht abgerissen werden müsste. Das war auch ursprünglich gar nicht so geplant.

Statik zwang zum Umplanen

Das Architekturbüro Lindner Lohse aus Dortmund hatte zunächst lediglich einen langgestreckten und zweigeschossigen Neubau geplant, der rechtwinklig zu den bestehenden Schulgebäuden der ehemaligen Realschule (Haus 1) und der ehemaligen Hauptschule (Haus 2) die neue „Adresse“ der Schule bilden sollte: ein Entwurf, mit dem sich die Planer beim damaligen Wettbewerb durchgesetzt hatten. Dass sie jetzt doch an zwei Stellen neu werden bauen lassen, hat mit dem Ergebnis eines Gutachtens zu tun.

Damit die alten Gebäudehüllen energetisch verbessert werden können - „im Moment heizen sie in Haus 2 das Weltall“ - und sowohl Dachbegrünung als auch Photovoltaikanlagen möglich werden, müssen Außenwände und Dächer zusätzliche Lasten tragen. Zu viel für die alte Realschule, wie ein Ingenieurbüro im Sommer 2022 festgestellt hatte.

So sehen die Ansichten des geplanten Neubaus von Haus 1 für die Profilschule Ascheberg aus: auf der einen Seite der Lernbereich für die unteren Jahrgänge, auf der anderen Seite die naturwissenschaftlichen Räume.
So sehen die Ansichten des geplanten Neubaus von Haus 1 für die Profilschule Ascheberg aus: auf der einen Seite der Lernbereich für die unteren Jahrgänge, auf der anderen Seite die naturwissenschaftlichen Räume. © Dipl.-Ing. Harald Lindner

Eine statische Sanierung hätte 8,3 Millionen Euro gekostet, rechnete Marcel Timm vor. Er ist Projektmanager beim Ingenieurbüro Hitzler, das für das Baumanagement zuständig ist. „Dafür, dass wir den Kostenrahmen nicht reißen“, wie Bürgermeister Thomas Stohldreier konkretisierte. „Der Neubau kostet 8,1 Millionen Euro.“ Zwar kämen jetzt noch Abbruchkosten in Höhe von 360.000 Euro hinzu. Aber die Tatsache, dann einen modernen, dem pädagogischen Konzept entsprechenden Neubau zu haben, durch eine Verschiebung der Baukörper den Schulhof besser gestalten zu können und den Altbau während der Bauphase weiter für den Unterricht zu nutzen, habe den Ausschlag gegeben.

Der Neubau Haus 1 und die sanierte ehemalige Hauptschule (Haus 2) werden sogenannte Lernhäuser werden: Haus 1 für die Jahrgänge 5 bis 7 und Haus 2 für die Jahrgänge 8 bis 10, wie Architektin Wibke Evert erklärte. Unabhängig vom jeweiligen Alter der Kinder und Jugendlichen konzentrieren sich im ersten Gebäude die Naturwissenschaften und im zweiten Technik und Hauswirtschaft. Kunst, Theater und Musik werden den zweiten Neubau, das der Gemeinschaft gewidmete Haus 3, prägen. Dort wird auch das Selbstlernzentrum seinen Platz haben. Die beiden Lernhäuser werden eine Holzfassade bekommen, das Gemeinschaftshaus einen Klinker - vermutlich alles grau. „Natürlich“, sagte Evert, „werden alle drei Häuser Aufzüge und Behinderten-WC haben.“

Wie werden sich die Gebäude in Ascheberg anordnen? Diese Grafik hilft. Inder Mitte der Neubau Haus 3, das Gemeinschaftshaus. Links Haus 2 (ehemalige Hauptschule), das komplett saniert werden wird, rechts der weitere Neubau, Haus 1. Zusammen mit der bestehenden Mensa entsteht ein Innenhof.
Wie werden sich die Gebäude anordnen in Ascheberg? Diese Grafik hilft. Inder Mitte der Neubau Haus 3, das Gemeinschaftshaus. Links Haus 2 (ehemalige Hauptschule), das komplett saniert werden wird, rechts der weitere Neubau, Haus 1. Zusammen mit der bestehenden Mensa entsteht ein Innenhof. © Bott

Erdwärmeheizungen (Geothermie) haben sich laut der Fachplaner durchgesetzt gegen Luft-Wärmepumpen. Statt auf eine zentralen Lüftungsanlage werde auf Fensterlüftung gesetzt. Und die Bäume auf dem 11.000 Quadratmeter großen Schulhof - „ein echter Schatz, auch als Schattenspender“ - werden „unbedingt erhalten“ und in das neue Schulhofkonzept mit verschiedenen Spiel-, Bewegungs- und Sitzbereichen einbezogen.

„Sehr schön“ fand das Elmar Hammwöhner (SPD): „Jeder Euro für unsere Kinder ist gut investiert.“ Maria Schulte-Loh sprach von einer „wichtigen und richtigen Zukunftsinvestition“, die die „Konkurrenzfähigkeit der Profilschule zu anderen Schulen im Umkreis, „insbesondere zu Nordkirchen“, stärke. Und Bürgermeister Thomas Stohldreier sah „für uns alle einen wichtigen Schritt nach vorne“. Die ersten Bauarbeiten sollen Mitte 2024 beginnen. Der Abschluss der Gesamtmaßnahme ist für September 2026 geplant.

Geplanter Erweiterungsbau für die Oberstufe: Gesamtschule Nordkirchen will Chancen nutzen

Fast 5 Euro pro Mittagessen: Mutter kritisiert Kosten für OGS-Verpflegung an der Mauritiusschule

Wintereinbruch im Kreis Coesfeld: Warnung vor Glätte und Wildunfall in Herbern