Um für noch mehr Aufenthaltsqualität in den Ascheberger Ortskernen zu sorgen, hatte der Seniorenbeirat eine Idee: In Ascheberg sollte die „nette Toilette“ Einzug halten. Bundesweit werden Geschäfte und Gastronomien von außen sichtbar mit einem kleinen Sticker versehen, die Passanten darauf aufmerksam machen, dass sie hier zur Toilette gehen können, ohne vielleicht zwingend Kunde zu werden.
Denn nicht nur Senioren, auch Schwangere oder jeden einzelnen anderen Bürger kann es kalt überraschen. Nämlich dann, wenn er oder sie merkt, dass er nun dringend eine Toilette aufsuchen muss, und man keine Ahnung hat, wo man hingehen soll. Um dieser oft plötzlichen Not entgegenzukommen, brachte der Seniorenbeirat Ende September den Antrag in den Jugend-, Senioren-, Sozial- und Sportausschuss ein, die nette Toilette auch in Ascheberg zu etablieren. Doch damit traf der Beirat auf Widerstand.
Antrag stößt auf Beton
Die Gemeindeverwaltung begründete die Ablehnung wie folgt: „Wir haben quer durch alle Branchen von Einzelhandel bis zur Gastronomie in den drei Ortsteilen Aschebergs das eindeutige Signal bekommen, dass ein Extra-Projekt ‚nette Toilette‘ nicht für nötig befunden wird.
Der Grund: Das seit langem gelebte Verfahren hat sich in der Praxis bewährt. Jeder Besucher oder Passant (m/w/d), der dringend eine Toilette aufsuchen muss, darf dies in jedem geöffneten Laden und Lokal tun nach kurzer Frage vor Ort. Und zwar kostenlos.“
Stadt Aalen als Vorreiter
Dabei profitieren Gastronomien und Betriebe sogar finanziell davon, wenn sie ihre Toiletten der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Am Beispiel der Stadt Aalen rechnet die Organisation das einmal vor. Ohne eine nette Toilette in der Stadt würden für den Bau einer öffentlichen einmalig 130.000 Euro anfallen. Hinzu kommen 30.000 Euro pro Jahr für die Unterhaltung der zwei vorhandenen Toiletten.
Dadurch, dass in der Stadt nun 30 Betriebe eine nette Toilette anbieten, konnten die Unterhaltskosten auf 28.800 Euro pro Jahr gesenkt werden. Denn jeder Anbieter einer öffentlichen Toilette bekommt einen monatlichen Zuschuss von 60 bis 100 Euro. Das Projekt lief in der Stadt offenbar so gut, dass alle öffentlichen Toiletten mittlerweile geschlossen werden konnten.
Doch die Gemeinde Ascheberg entschied sich gegen das Konzept. Stattdessen wurde im Ausschuss die Idee, die Friedhofstoiletten länger zu öffnen, als Alternative vorgeschlagen. Gemeindesprecher Sascha Klaverkamp: „Man muss also auch nicht erst nach einer Örtlichkeit suchen, die eine ‚nette Toilette‘ per Schild ausweist. Öffentliche Toiletten gibt es an den Friedhöfen in Ascheberg und Herbern. Hier prüft die Verwaltung gerade, ob sich die dortigen Öffnungszeiten verlängern lassen.“
Kleine Hilfestellung
Dr. Rüdiger Vogt, Erster Vorsitzender des Seniorenbeirates, kann die Ablehnung des Antrages im Gespräch mit uns nicht nachvollziehen. „Die Argumentation sei gewesen, dass man das Thema schon einmal vor zehn Jahren abgefragt habe und dass die Geschäftswelt damals dagegen gewesen sei. Das Thema ist sehr strikt abgelehnt worden.“
„Wir machen unseren Ort wunderschön. Da gehört es auch dazu, dass die, die Probleme haben, Ältere, Schwangere, zur Toilette gehen können“, sagt Vogt. „Es soll kein Riesenplakat ins Schaufenster gehängt werden, sondern der Überwindung einer Schüchternheitsschwelle dienen.“ Außerdem habe ihm jemand einmal persönlich berichtet, dass die Person in einem Geschäft in Ascheberg nach der Toilette gefragt habe und abgelehnt worden sei.
Doch mit der Ablehnung des Konzeptes wird es nun zunächst erst einmal keine nette Toilette in Ascheberg geben.