Mehr als 1000 Menschen bei Kundgebung in Ascheberg „Wir müssen jetzt Flagge zeigen“

Mehr als 1000 Menschen bei Kundgebung: „Müssen jetzt Flagge zeigen“
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Beim Blick von der Bühne über den Katharinenplatz in Ascheberg verschlug es so manchem Redner bei der Kundgebung gegen Rassismus die Sprache. „Ich bin wirklich baff, wie viele gekommen sind“, wiederholte Initiator Tonius Weiß von der Kolpingfamilie mehrfach. Auch Bürgermeister Thomas Stohldreier zeigte sich beim Blick auf die gewaltige Resonanz beeindruckt.

Mehr als 1000 Menschen, das teilte Tonius Weiß in Absprache mit der Polizei noch während der Kundgebung unter lautem Jubel mit, waren gekommen. Viele hatten Plakate mit Botschaften wie „Menschenrechte statt rechte Menschen“, „Ascheberg ist bunt“ oder „Fremde werden zu Mitbürgern“ mitgebracht, um ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit zu setzen. „Unsere Demokratie lebt vom Mitmachen. Es ist ein großartiges Gefühl, von hier oben auf den vollen, bunten Katharinenplatz zu blicken. So viele Menschen zu sehen, die genauso denken. Unsere Demokratie braucht keine Alternative“, machte der Bürgermeister in seiner Rede zum Auftakt deutlich. Das Statement gegen die Pläne der AfD, die bei einem Geheimtreffen über Themen für Remigration gesprochen hatte, war eindeutig.

Bürgermeister Thomas Stohldreier war begeistert von dem großen Zulauf.
Bürgermeister Thomas Stohldreier war begeistert von dem großen Zulauf. © Jura Weitzel

Eindrückliche Reden

Besonders eindrückliche Reden hielten auch Jan Szramik von der Flüchtlingshilfe St. Lambertus und Hubert Wobbe, der Vorsitzende des Heimatvereins. Jan Szramik zog eine Parallele zu den Anfängen der NS-Zeit und forderte alle Besucher auf: „Wir müssen jetzt sagen: „Stopp“, wir müssen jetzt Flagge zeigen, hier in diesem Moment auf dem Katharinenplatz in Ascheberg und weiterhin. Es darf in Deutschland keine Sündenböcke mehr geben. Menschen, die zur Flucht gezwungen sind, weil in ihrer Heimat Krieg herrscht, sind keine Sündenböcke, sondern Schutzsuchende.“

Wie alternativlos Freiheit und Gleichheit sind, das beschrieb auch Hubert Wobbe. Am 9. November 1949 geboren, auf den Tag genau elf Jahre nach der sogenannten „Reichspogromnacht“, ist der Schrecken der Nazidiktatur in seine DNA geschrieben. Er erzählte von dieser Zeit, von Begegnungen mit den „Fremden“, von Integration und Menschlichkeit. Das traf ins Herz – nicht nur diejenigen Zuhörerinnen und Zuhörer ähnlichen Jahrgangs wie Wobbe, sondern auch die jüngere Generation.

Auch viele Familien mit Kindern nahmen an der Veranstaltung auf dem Katharinenplatz teil.
Auch viele Familien mit Kindern nahmen an der Veranstaltung auf dem Katharinenplatz teil. © Jura Weitzel

Alle Generationen dabei

Moderator Tonius Weiß selbst ließ es sich nicht nehmen, engagiert für ein vielfältiges Miteinander einzutreten. In seiner Ansprache gegen Ende der rund 90-minütigen Veranstaltung forderte er alle Anwesenden auf: „Wo Rechte sich auf die stürzen, die sie für gesellschaftlich schwächer halten, ist es an uns allen zu antworten: Fasst unsere Freunde, unsere Kolleg*innen und unsere Mitmenschen nicht an! Artikel 1 des Grundgesetzes gilt immer und überall: Die Würde des Menschen ist unantastbar! Und das ist nicht verhandelbar.“

Beim Blick auf die zahlreichen Teilnehmer der Kundgebung zeigte sich: Alle Generationen waren vertreten. Ein älteres Ehepaar aus Werne hatte ein Plakat mit der Aufschrift „In unserem Geschichtsbuch ist kein Platz für Wiederholungen“ mitgebracht. „Das südliche Münsterland muss beim Kampf gegen Rechtsextremismus zusammenstehen“, waren sie sich einig. Eine Frau stand mit dem Plakat „Menschenrechte statt rechte Menschen“ zwischen ihrer Tochter und ihrer Mutter. „Uns ist es wichtig, hier dabei zu sein und gerade den Kindern zu zeigen, wie wichtig es ist, sich für Demokratie einzusetzen“, erklärte die Aschebergerin.

Vor dem großen Banner mit dem Motto der Veranstaltung: „Davensberg, Ascheberg, Herbern – für Demokratie und Vielfalt“ redeten zudem Vertreter der katholische und evangelischen Kirche (Christine Knuf und Michael Reckmann), der Kolpingsfamilie Ascheberg (Katharina Averkamp und Michael König), der Landjugend (Lea Offermann und Cornelius Grawe) sowie von Davaria Davensberg (Andrea Tegtmeier). Christian Pelster und Bernd Herrmann hatten für kurze Musikeinlagen ihre Gitarren dabei.Zahlreiche Bilder von der Veranstaltung finden Sie auf rn.de/herbern. Wir haben von der Kundgebung auf dem Katharinenplatz live im Video berichtet. Dieses finden Sie in voller Länge auf rn.de/herbern.

Dieses Bild von oben zeigt, wie viele Menschen sich auf dem Katharinenplatz versammelt haben.
Dieses Bild von oben zeigt, wie viele Menschen sich auf dem Katharinenplatz versammelt haben. © Claudia Hurek

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