Alltagsbegleiterin Elke Luhmann-Finke (l.) und Hausleiterin Nicole Fischer zeigen die neuen Bilder und Fotos in den Fluren des Malteserstifts. © Claudia Hurek

Malteserstift Herbern

Herberner Senior: „Der Feind Corona ist unsichtbar und daher gefährlich.“

Senioren-Einrichtungen gelten als besonders sensibel in Sachen Corona. Wie das Malteserstift bislang gut durch die Pandemie gekommen ist, erfahren wir bei einem Ortstermin.

Herbern

, 20.11.2020 / Lesedauer: 4 min

Das Coronavirus hat uns auch nach fast einem Jahr immer noch fest im Griff. Es gibt Gegner der vorgeschriebenen Maßnahmen, Leugner, Verschwörungstheoretiker und es gibt die Menschen, die sich mit den Gegebenheiten abfinden, sich an Vorschriften halten und hoffen, dass alles bald wieder seinen „normalen Gang“ gehen kann.

Zu diesem Teil zählen ganz klar die 60 Bewohner des Malteserstiftes St. Benedikt in Herbern. Einer von ihnen sagt: „Wir haben damals im Krieg den Feind gesehen. Diesen Feind jetzt sieht man nicht; das macht ihn so gefährlich. Deswegen müssen wir alle daran arbeiten und zusammenhalten.“

„Bislang hat uns das Virus verschont“

„Wir haben bislang das große Glück, dass uns das Virus verschont hat“, so Nicole Fischer (44), seit dem 1.Februar 2019 Hausleiterin des Seniorenzentrums am Bakenfelder Weg. „Seit dem ersten Lockdown im März, setzen wir alles daran, dass sowohl unsere Bewohner als auch die Mitarbeiter geschützt werden.“

Hausleiterin Nicole Fischer freut sich gemeinsam mit Pflegekraft Dirk Gräve, dass die neu gestalteten Wände so gut bei den Bewohnern des Malteserstifts ankommen. © Claudia Hurek

Dieser Schutz ist mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden. „Ich habe inzwischen extra für den Einlass zwei neue Mitarbeiter eingestellt, die die Besucher in Empfang nehmen, bei jedem berührungsfrei die Temperatur messen und dafür Sorge tragen, dass die Dokumentationen für Tag und Dauer des Besuches, ausgefüllt werden.“ So könne man bei einer eventuellen Ansteckung Kontakte gut nachverfolgen.

Viele Bilder, die fast ausschließlich rund um Herbern entstanden sind, regen die Erinnerungen der Bewohner an. © Claudia Hurek

Dieses Vorgehen schafft die Möglichkeit, ohne vorherige Anmeldung Angehörige von 9.30 Uhr bis 11.15 Uhr und von 13 bis 17.15 zu besuchen. Insgesamt sorgen 74 Angestellte in den verschiedensten Bereichen trotz Corona für einen gut durchgeplanten Tagesablauf.

Das Mitarbeiter des Seniorenzentrums, dass neben dem sogenannten „grünen Haken“ für Verbraucherfreundlichkeit seit Dezember 2019 nach dem Pflegemodell von Prof. Erwin Böhm zertifiziert ist, lassen sich für die Bewohner viel einfallen, um keinerlei Einsamkeit aufgrund von verhängten Besuchsverboten (so von März bis Mai) aufkommen zu lassen. Hier stehen neben verschiedenen Angeboten einfühlsame Gespräche im Vordergrund.

Malteserstift hat viele Szenarien durchgespielt

„Ich weiß schon nicht mehr, wie viele Teamsitzungen wir inzwischen hatten, die sich rund um alles Organisatorische drehen“, so Fischer, die viele Jahre als Gesundheits- und Krankenpflegerin gearbeitet hat. „In den verschiedensten Szenarien haben wir durchgespielt ‚was wäre, wenn‘. Das gibt allen deutlich mehr Sicherheit.“

Die vier Wohngruppen des Malteserstiftes müssen untereinander streng getrennt werden. Innerhalb der Wohngruppen gilt dann noch der Mindestabstand und für neue Bewohner das Tragen eines Mundschutzes. „Für neue Bewohner haben wir vorab einfach die Zimmer gefilmt, um sie den älteren Herrschaften und deren Angehörigen zu zeigen. Anders war das nicht machbar.“

Neben den Fotos finden die Zeichnungen und Gemälde von Bewohner Karl Herbsthoff auch einen Platz an den Wänden in den Wohnbereichen. © Claudia Hurek

Die Terrasse im vorderen Bereich ist bereits im Frühjahr deutlich vergrößert worden, um Besuche von Angehörigen zuzulassen. Vorgeschriebener Abstand, Plexiglaswände als Spukschutz, all diese Maßnahmen und die penible Einhaltung der Hygienevorschriften haben bislang dazu beigetragen, dass das Malteserstift St. Benedikt „coronafrei“ ist.

„Unsere Bewohner gehen mit der momentanen Situation sehr gelassen um“, weiß Nicole Fischer. Dies kann Inge Tietze nur bestätigen. Die rüstige Dame kam während des ersten Lockdowns in die Einrichtung und musste die ersten sieben Tage auf ihrem Zimmer verbringen. „Ja und“, sagt sie, „dann war das halt so. Wenn sich doch nur alle einmal an das halten könnten, was dafür notwendig ist, dass wir zur Normalität zurückkehren können. Das wäre mein Wunsch für die Zukunft. Wenn wir Mundschutz tragen müssen, dann tragen wir den halt. Warum machen viele das nicht? Ich habe hier auf jeden Fall keine Angst.“

Den Bewohnern ein Daheimgefühl vermitteln

In dieser Zeit sei es wichtig, den Menschen ein Daheimgefühl zu vermitteln. „Wir möchten den sterilen ‚Einrichtungscharakter‘ vermeiden. Viele neue Bilder in den Fluren, die fast ausschließlich rund um Herbern entstanden sind und neben Landschaften auch Tiere und Blumen zeigen, wecken Erinnerungen bei den Bewohnern und fördern so Geschichten aus früherer Zeit zu Tage“, sagt die Leiterin.

Der Raum mit den alten Einrichtungsgegenständen, die Erinnerungen wecken sollen. © Claudia Hurek

Im Frühstücksraum im Erdgeschoß zieren die „Herberner Dorflichter“ von der Herbernerin Isabel Schütte die bodentiefen Fenster. Die Skyline zeigt unter anderem das Schloss Westerwinkel, die Kirche St. Benedikt oder das Heimathaus. Auch einige Fotografien der Autorin Claudia Hurek hängen jetzt dort. „All diese Dinge in ihrer Gesamtheit, zusammen mit den Möbel- und Dekorationsstücken aus vergangenen Zeiten, sorgen für eine Wohlfühlatmosphäre“, so Fischer.

Es gab ein persönliches Tief vor lauter Sorge

Doch spurlos ist die Pandemie nicht an der Hausleiterin vorbei gegangen. .„Im April hatte ich ein richtiges Tief vor lauter Sorge. Haben wir immer genügend Schutzkleidung und Masken? Horrorschlagzeilen haben mir schon Angst gemacht.“

An dieser Stelle möchte Nicole Fischer neben einem dicken Dankeschön an ihr immer verlässliches Team, auch ein Dankeschön in Richtung ihrer „Chefs“ schicken. „Bereichsleiter Joachim Pertz, der geschäftsführende Bereichsleiter Joachim Schrey sowie Geschäftsführer Roland Niles waren 24 Stunden, rund um die Uhr ansprechbar und haben mich emotional sehr gestärkt.“

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