Lernen mit Künstlicher Intelligenz Tyll Selhorst (31) aus Herbern entwickelt eigene App

Tyll Selhorst (31) entwickelt KI-unterstützte Lern-App
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Als vor einigen Jahren die auf Künstlicher Intelligenz (KI) beruhende Anwendung „Chat GPT“ auf den Markt kam, befürchteten viele den Untergang des Abendlandes in Sachen Schulbildung. Heute, ein paar Jahre weiter, sieht die Sache schon ganz anders aus. „Künstliche Intelligenz kann sowohl Lehrer als auch Schüler unterstützen“, sagt Tyll Selhorst. Der 31-Jährige aus Herbern muss es wissen: Er hat mit zwei Geschäftspartnern eine KI-basierte Lern-App entwickelt.

Besser gesagt, das Team der Firma „The Answer GmbH“ mit Sitz in Herbern ist noch in der Entwicklung der „Myla“ (sprich. „Meila“) genannten App. „Sie ist aber schon so weit, dass sie im Apple-Appstore verfügbar ist und an der Europaschule in Dortmund testweise zum Einsatz kommt“, sagt der Herberner.

Hoffen auf den Erfolg ihrer Lern-App: (v. l.) Tyll Selhorst, Acun Gürsoy und Jonas Keyen.
Hoffen auf den Erfolg ihrer Lern-App: (v. l.) Tyll Selhorst, Acun Gürsoy und Jonas Keyen. © The-Answer.org

KI-Unterstützung für Schüler

Der Grundgedanke von Myla: KI-Unterstützung gibt‘s bislang eher für Lehrer, „die dann Schüler mit ins Boot holen können“, sagt Selhorst. Myla sei dagegen für Schüler gedacht. Entweder zum Einsatz im Unterricht/Lernstunden oder zu Hause. „Die App stellt eine didaktisch und pädagogisch voreingestellte KI zur Verfügung“, erläutert Selhorst.

Anfang des Jahres 2023 kamen dem studierten Betriebs- und Volkswirt Tyll Selhorst sowie seinem ehemaligen Kommilitonen und jetzigem Lehrer Jonas Keyen (29) die Idee zu einer Lern-App. Software-Entwickler Acun Gürsoy (43) stieß als dritter im Bunde dazu. Die drei gründeten im Jahre 2024 als gleichberechtigte Geschäftsführer die „The Answer GmbH“. „Unsere Grundfragen waren damals: Was bedeutet KI für den Unterricht? Wie können es Lehrer einsetzen? Was heißt das für Schüler? Wird Lernen überflüssig, weil die KI alles auf Abruf liefert?“

Sicheren Job gekündigt

Es waren Fragen des Datenschutzes, der Einsatz-Möglichkeiten, der Art der Betreuung zu klären. Eine Fülle von Arbeit wartete auf das Team. Tyll Selhorst zog eine drastische Konsequenz. Nach dem Studium hatte er als Regierungsangestellter bei der Kripo in Hamm im Bereich Cyber-Kriminalität gearbeitet. Diesen Job gab er auf, um sich ganz der Entwicklung der Lern-App zu verschreiben. Ein einjähriges Stipendium, das Ende November 2025 ausläuft, verschafft etwas finanziellen Spielraum.

„Wir waren dann mehrere Monate im sogenannten Inkubator der Founders-Foundation in Bielefeld aktiv. Dort bekommen Start-ups im Bereich des Bildungswesens wertvolle Tipps.“ Zudem sei man dem Digital Hub Münsterland angeschlossen.

Für alle Jahrgangsstufen

Das Trio startete mit der Entwicklung der Lern-App. KI kann viel - Wie setzt man das passend für Schulen ein, wie lässt sich am besten eine individuelle Förderung durch KI erreichen? Das zählte zu den Grundgedanken des Projektes. Die App lässt sich auf die verschiedenen Jahrgangsstufen und damit auf unterschiedliche Lern-Schwierigkeitsgrade einstellen.

Beispielsweise könnte ein Schüler der 7. Jahrgangsstufe in der App die Aufgabe stellen „Erkläre Formen der Bodenerosion“. Die App würde dann gezielt nachfragen, um welche Art von Erosion es sich handelt und Lösungsvorschläge unterbreiten. Tyll Selhorst sagt: „Im Grunde bildet die KI nach, was der Lehrer bei solchen Aufgaben sagt, fragt und anleitet.“ Myla sei stark auf die didaktisch-pädagogische Sicht der KI ausgerichtet.

Was kostet die App? „Wir haben uns für ein Prepaid-System entschieden.“ Anwender könnten von 1 bis 5 Euro Punkte kaufen und die dann bei der Nutzung der App verbrauchen. „Mit 5 Euro sollte man selbst bei intensiver Nutzung zwei bis drei Monate hinkommen.“ Wie geht es weiter? Auch wenn Myla als private Anwendung nutzbar ist, „liegt unser Hauptfokus aber auf der Nutzung durch die Schulen“. Tyll Selhorst und seine Mitstreiter hoffen auf Aufträge aus bayrischen Schulen. Dort stünde mehr Geld für KI-Anwendungen in Bildungseinrichtungen zur Verfügung.